Auch wenn ich im Urlaub bin, schaffen es die beruflichen Social Networks dann doch irgendwie, dass ich da mal reinschaue. Und mit etwas mehr Distanz, da wirkt dieser Zirkus erst recht etwas schräg.
Aus einigen wenigen Beiträgen kann man ja noch was mitnehmen, aber der Großteil ist eher nur Selbstdarstellung, Getöse und Oberfläche. Selfies von belanglosen Treffen, halb-gare Managementweisheiten und irgendwelche Badges weil Hinz jüngst einen Kurs absolviert und weil Kunz während der Elternzeit mit Kinderwagen und Laptop unterm Arm einen Marathon läuft und nebenbei Japanisch lernt.
Sucht die Menschheit nicht Ideen, wie man Energie einsparen kann? Voilà ich wüsste da eine. Ich habe überhaupt nichts dagegen, dass man sich da eine Visitenkarte ins Netz stellt und somit Kontakte ermöglicht, aber muss man so viel Dünnflüssiges mit allen teilen? Können die das nicht untereinander auskaspern? Also ich bin erst einmal logged off, linkedout, ausgexingt, delinked, unlinked, disconnected, habe mich im Urlaub vom Lesen weiterer Posts entbunden.
Apropos „entbunden“
Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel wusste am 01.11.2022 zu berichten, dass Tagesschausprecher fortan von der Krawattenpflicht befreit sind. Aber zunächst erst einmal nur nachts. Na immerhin. Ein der Zeichen der Lockerung, denn sind sie nun vom Binder entbunden ohne jemandem auf den Schlips zu treten, wenn sie in der Nachtschicht um 01:30 Uhr die Nachrichten das Tages verlesen. Ich habe ja vor ein paar Jahren auch noch Krawatten getragen, aber als die Jungspunde um mich herum zunehmend „oben ohne“ erschienen, oder sich auch CEOs und Staatenlenker ganz ungebunden ohne Strick ablichten liessen, habe ich fast alle Krawatten entsorgt.
Interessant finde ich an der Geschichte, dass sich Männer in den oberen Gehaltsgruppen von der unpraktischen Seide befreien können, während sich ihre Leidensgenossen in den weniger bezahlten Jobs aber weiter zugebunden geben … müssen. Warum tragen alle Südostasiaten, die hier im Hotel die mit Eigelb und Schoko-Creme verschmierten Frühstücksteller abräumen, bitte Krawatte? Mögen die das? Hat die einen praktischen Nutzen? Fühlen sich ihrem Brötchengeber so verbunden? Oder dient das nicht allein der Klarstellung „Ich Gast und frei, du Personal und hier angebunden“.
Vom modischen Halsgebinde zum Halseisen …
Was Dir im Urlaub so alles durch den Kopf geht 🙂 Aber dafür ist er ja da, man reflektiert über Themen, die sonst untergehen. Das Thema Krawatte hat sich mit meinem Ruhestand erledigt, es wurde zur Ruhe gelegt. Weiterhin gerne viele interssante Gedanken von Dir aus Malta!
Danke Reiner, ja weißt ja wie das ist. Die Birne auf‘m Hals kommt nie zur Ruhe 😉
Bis die Tage!
Über Krawatten habe ich mich auch schon immer gewundert. Man könnte sich auch einen orangenen Sticker anheften, auf dem steht „Ich bin wichtig“.
Genau, da ist das Risiko auch geringer, dass man Tomatensauce draufkleckert 😉
Ich habe noch eine blaue im Schrank und eine schwarze. Damit komme ich durch alle Anlässe
Wie recht du hast, Herr T., LinkedIn ist ein Tummelplatz für Selbstdarsteller (bei Selbständigen in der Absicht noch nachvollziehbar, aber auch Angestellte schreiben über sich und ihre Meinung zu Themen, die nicht immer im direkten Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit stehen), Unternehmenswerbung und selbsternannte Politik-Wissenschaftler. Ich wette, da ging es zuletzt auch oft um die Krawatte in der Tagesschau. Der komische Mix nervt, wenn es schon sein muss, wäre ich dafür, dass da nur Humorvolles rund um den Businessalltag gepostet würde. Bei manchen meiner Kontakte frage ich mich, ob die überhaupt arbeiten, jeden Tag posten und kommentieren sie da. (Ich gucke nur ganz selten und nur dienstlich bedingt, versteht sich. 😉)
Dir noch einen schönen Urlaub!
Danke Anke, da sprichst du was an. Ich habe auch Kollegen, die da permanent on Air sind sozusagen und das vermutlich noch als „harte Arbeit“ ansehen. Foto hier, Selfie da, like, schleim.
Ich habe da überhaupt keine Zeit für. Ich rolle da auch nur drüber und schaue, ob einer was von mir will. Aber wenn das viele so machen, dann stellt sich die Frage nach dem „Warum“ doch erst recht. Von mir aus gern abschalten.