Ich kann dieses Gejammer nicht mehr hören. Immer wenn von „oben“ und „unten“ gefaselt wird, von einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich, von einer Einkommensschere die sich immer weiter öffnet. Das is‘n bisschen zu einfach, findet ihr nicht?
Klingt ja so, als hätten wir Bootseigner überhaupt keine Sorgen, nicht auch unsere Päckchen durchs Leben zu tragen. Stellt euch das mal nicht zu einfach vor bitte!
Der Klimawandel, die Pandemie, jetzt der Krieg, die Personalknappheit, das macht uns auch zu schaffen.
Glaubt ihr nicht? Okay, dann hier nur mal ein Auszug meiner Alltagsprobleme:
- Mein Boot ist 65 Meter lang. Also finde da erst mal einen passenden Liegeplatz und genug Raum im Hafenbecken, um die Karre zu wenden. Das ist nicht so ohne!
- Der Jacuzzi an Deck muss mittlerweile schon gekühlt werden, weil es draußen immer heißer wird. Da zweifele ich schon, ob der Energiezuschlag der Bundesregierung diese Mehrkosten kompensiert. Ich werde mich da auf eine Härtefallregelung berufen.
- Meine Suite ist 130 Quadratmeter groß, es ist schon mal vorgekommen, dass ich da selber durchsaugen musste, weil die Putzfrauen nicht mehr für 7,20 EUR die Stunde arbeiten wollten. Die 8 Kabinen der 15 Crewmitglieder habe ich dann aber nicht gesaugt, da sollen die mal schön selber machen. Bin ja nicht die Heilsarmee, oder?
- Wenigstens die Chinesen in der Kombüse und in der Wäscherei sind noch nicht abgehauen. Die waren noch nicht einmal an Deck, wissen gar nicht an welchem Ort wir eigentlich sind. Ich meine, was sollen die auch hier im Land der Franzosen machen? China-Pfanne verkaufen?
- Wenn an den 12V 4000 M53-Motoren mal eine Wartung fällig ist, dann finde hier mal fachkundiges Personal. Die können hier einen Renault 5 wieder flott machen, aber doch nicht so etwas. Da muss dann ein Techniker von Rolls-Royce einfliegen. Das geht schon, der kann auf dem Heli-Deck landen, aber ich muss das bei der Hafenbehörde anmelden. Nerv….!
- Ich habe ja schon mal überlegt auf E-Antrieb umzusteigen, ich will ja auch was für meine Umwelt tun. Aber wenn ich mir eine passende Batterie in das Boot baue, dann wäre die so schwer, da fällt die glatt durch die Bordwand, wohlmöglich direkt auf ein Korallenriff. Das wäre dann ja auch schade … also für die Batterie meine ich. Und für die Bordwand. Kostet ja alles sein Geld. Mein Geld.
- Und am allerschlimmsten sind all diese Badelatschen-Touristen, die jeden Tag am Boot vorbeischlurfen und Selfies machen. Kommen gerade aus‘m SPAR-Supermarkt, weil sie zu geizig waren, im Restaurant 4 Teller Langusten mit Wein und Nachtisch zu bestellen. Dann mampfen die vor meinem Boot ihre Baguettes, saufen prekäre Erfrischungsgetränke und krümeln mir die ganze Promenade voll, auf die ich heute Abend noch einen Fuß setzen wollte. Um meine Gäste zu empfangen.
Also hört auf zu jammern! Macht mal was aus eurem Leben! Das wird nicht an die Haustür geliefert, da muss man sich auch mal ein bisschen bemühen! Von nix kommt nix.
PS: Liebe Leser, keine Sorge, die Sonne hat mir nicht das Hirn verbrutzelt. Aber wir haben heute ein paar riesige Yachten im Hafen gesehen. Zum Beispiel die „Triumph“ (könnt ihr selber googeln, kein Bock das zu verlinken). Nebenbei haben wir belegtes Baguette gefuttert und natürlich die Promenade vollgekrümelt. 😉