431) Geschichten vom Techno-Dino – Vol 2

Die ersten PC‘s die ich unter die Finger bekamen, gehörten zur 386-er und 486-er Prozessor-Familie. Das Floppy-Laufwerk hielt gerade Einzug, vom Internetz war noch nichts zu sehen und die Datenblätter lasen sich im Prinzip wie heute. 8 Arbeitsspeicher, 250 Festplatte. Nur waren es damals eben Mega Byte statt Giga Byte. Das war das Zeitalter, als Excel bei Zeile 64.000 ein Ende hatte und das berühmte „Kreuz“ mit dem man heute Windows-Anwendungen schließen kann, noch nicht erfunden war. Aber wir waren jung und ganz vorn dran. Heute jedoch, fühle ich mich manchmal wie ein Dino. Ein Techno-Dino.

Und weiter geht’s mit gesammelten Gesprächsfetzen:

Ich bitte das große Kind, mir doch eine Postleitzahl aus meinem Handy zu fischen.
Techno-Dino: „Geh mal bitte in mein Telefonbuch und such‘ mir die Postleitzahl der Omma.
Großes Kind: „Telefonbuch? Papa, das heißt Kontakte.“
Techno-Dino: „Ah ja“

Der Stammhalter benötigt etwas Hilfe bei PowerPoint. Vor Computer-Erfahrung nur so strotzend, rate ich zu gelegentlichem Speichern.
Techno-Dino: „Und drück‘ zwischendurch immer mal wieder auf das Disketten-Symbol.“
Stammhalter: „Häh? Was für ein Symbol?“
Techno-Dino: „Na den Button links oben, mit der Diskette drauf.“
Stammhalter: „Weiß nicht was du meinst.“

Ich will wissen, wann wir kürzlich in Saarbrücken waren und blättere durch meinen Handy-Kalender.
Großes Kind: „Was suchst du?“
Techno-Dino: „Den Tag als wir in Saarbrücken waren. Find‘ ich nicht mehr im Kalender.“
Großes Kind: „Ich hab ihn.“
Techno-Dino: „So schnell? Wie?“
Großes Kind: „Einfach Fotos zurückgeblättert.“
Techno-Dino: „Schlaues Kind.“

Ich muss was mit dem Bruder besprechen und wähle WhatsApp als Kanal. Kostet ja nix im WLAN. Wir bereden, was zu bereden ist und kommen so langsam zum Schluss
Techno-Dino: „Na jut, dann mach’s mal fein.“
Bruder: „Ja du ooch. Bis bald mal wieder.“
Techno-Dino: „Na denn.“
Bruder: „Joh“
Techno-Dino: „Wie legen wa‘ denn jetz‘ hia wieder uff?“

In meiner neuen Abteilung stellt sich jede Woche ein Kollege/in mit einem kurzen Steckbrief vor. Virtuell natürlich. Irgendwann waren wir die Reihe durch und es ergab sich folgender Wortwechsel.
Chef: „Who will present next time?“
Mitarbeiter: „We are through, no one left.“
Techno-Dino: „We could start again, but then may be with the B-Sides.
… Mit dieser kreativen Formulierung wollte ich ausdrücken, dass es ja vielleicht noch weitere interessante Stücke gäbe. So wie halt auf der B-Seite einer Schallplatte oder Musikkassette …
Mehrere Augenpaare unter 30 Jahren schauen mich fragend an.
Mitarbeiter: „B-Side? Never heard. What‘s that.“

Ich glaub’ ich werd‘ alt.

Rundgang durchs Museum. Abteilung Techno-Dinosaurier:

361) 3,5 Mio Äpps

Als ich mir mein erstes Smart Phone zulegte, da war ich schon ein Spätzünder. Denn es war ein iPhone 5. Andere waren da schon länger mit Smart Phones unterwegs, ich hielt mein „Tasten-Handy“ bis dahin für ausreichend.

Freunde fragten bald: 

Und hast’de schon ein paar Apps installiert?
Äpps? Keene, Ahnung, isn’ ditte?“
„Na, kleine nützliche Programme, das digitale Schweizer Messer sozusagen“.

Natürlich legte ich mir dann auch „ein paar“ Apps zu und mittlerweile sind es auch „ein paar mehr“, mein Focus liegt aber immer auf Nützlichkeit im Alltag. Die Dinger sollen mich gefälligst nicht beschäftigen, sondern mir helfen.

Laut https://de.statista.com hat der Google Play Store knappe 3,5 Millionen Apps im Angebot. Gehe ich mal davon aus, dass es für jeden Zweck 30 (?) Varianten gibt, bleiben immer noch 116.000 Zwecke, für die es Apps gibt. Erhöhe ich das auf 50 Varianten (wegen Sprachen, Ländern etc) sind das immer noch 70.000 Zwecke.

Angenommen, die Hälfte sind Spiele, ich spiele keine Spiele, bleiben noch 35.000 Zwecke, für die ich Apps laden könnte.

Ziehe ich noch mal 50% ab, für Anwendungsfälle links und rechts meiner >Durchschnittlichkeit, sind es noch 17.500 Apps.

Dann noch mal 50% Abzug für Schrott, Werbung, Lock-Angebote, veraltetem Zeug … bleiben immer noch gute 8.500 Apps für den „persönlichen Bedarf“.

Bedarf abgeebbt

„But I got a reason to declaimThe applications are to blameFor all my sorrow and my painA feeling so alone
When all the people do all dayIs stare into a phone“
(Placebo, Too many friends)

328) Alexa, geh‘ joggen!

„Alexa, mach‘ das Licht an“
Licht ist eingeschaltet
„Alexa, mach‘ das Licht aus“
Licht ist ausgeschaltet

„Alexa, bestelle Pizza“
Pizza ist bestellt
„Alexa, bestelle Cola“
Cola ist bestellt

„Alexa, empfehle Serien“
Serien liegen bereit
„Alexa, starte Staffel 1“
Staffel 1 wird gestartet  

„Alexa, suche Normalgewicht“
462.000 Ergebnisse gefunden
„Alexa, was heißt adipös?“
Unter Adipositas versteht man ein krankmachendes, deutlich erhöhtes Übergewicht

„Alexa, finde Jogging-Strecken“
30 Strecken in deiner Nähe verfügbar
„Alexa, bestelle neueste Schuhe“
Schuhe sind bestellt, Lieferung morgen

„Alexa, bestelle beste Laufkleidung“
Kleidung ist bestellt, Lieferung morgen
„Alexa, bestelle teuerste Kopfhörer“
Kopfhörer sind bestellt, Lieferung morgen

„Alexa, welcher Tag ist heute“
Heute ist … „morgen“
„Alexa, bitte geh‘ joggen“

FEHLER: Transaktion erfordert Eingriff des Benutzers.

LÖSUNG: Gehe doch selbst joggen, du faule Sau!

Idee: T. aus Berlin

Co-Editor: FreeDobby

Andere Beiträge mit FreeDobby:

77) Handy-Tausch

Es gibt da so zwei Angelegenheiten, die ich äußerst gern auf die lange Bank schiebe. Der Besuch beim >Zahnarzt und einen Handy-Tausch. Müsste ich zwischen beiden wählen, würde ich sogar den Zahnarztbesuch bevorzugen. Und das will was schon was heißen.

Ein neues Telefon musste her. Denn der Ersatz-Akku machte schon wieder schlapp und mein Gerät steht auf der Liste der demnächst aussterbenden Betriebssysteme des weltweit größten Apfel-Produzenten.

Dann lieber jetzt agieren, statt später unter Druck reagieren. Tolle Weisheit. Aber allein die Gerätewahl war schon mal eine Herausforderung. Denn wenn ich schon keine Klinkenstecker-Buchse mehr für Kopfhörer kriege, dann hätte ich wenigstens gern noch einen Home-Button zum Anfassen.

Seitdem das Ding vor zwei Wochen hübsch verpackt ankam, habe ich einen großen Bogen drum gemacht. „Früher“, als die Mobil-Telefone noch „un-smart“ waren, da war es mir eine Freude, solche Dinger in Betrieb zu nehmen. Auspacken, Aufladen, SIM-Karte wechseln, Klingel-Ton auswählen. Fertig.

Heute, da solltest du dir am besten ein ganzes Wochenende für das „Migrationsprojekt“ blocken. Im Ideal-Fall noch einen zweiten IT-Project-Manager anstellen und einen Dieselgenerator besorgen, falls der Strom ausfällt. Eine digital-versierte Pubi-Ressource ist auch zu empfehlen und sollte man dann noch eine Ehefrau (.. oder gleichwertig) zur Hand haben, die dieses Vorhaben erst kürzlich überstanden hat, sollte man ihre Ratschläge auch annehmen. Neben der Liste der Passwörter, empfehle ich noch eine Liste der Schimpfwörter und Flüche bereitzuhalten. Diese sollte nicht zu knapp bemessen sein, wenn man ohne Wiederholungen auskommen will.

Denn wer glaubt, man macht mal eben schnell ein Back Up und dann legt man die beiden Geräte über Nacht nebeneinander, damit die sich gegenseitig digital befruchten, der hat sich geschnitten.

Samstag Mittag war ich noch ganz zuversichtlich, denn es stand die Meldung „Voraussichtliche Dauer: 1 Stunde“ auf dem Gerät. Sonntag 14:00 war ich fertig. Nun habe ich mich nicht durchgehend damit beschäftigt, aber es dauert halt `ne Weile bis Musik, Daten, Apps, Pins, TANs, Phushs, Impfzertifikate, Hörbücher, Fotos, Kontakte, Mitgliedschaften, Kommunikations-Kanäle, Kilometer-Zähler etc. wieder hergestellt sind.

Luxusprobleme…

Andere Beiträge zum Thema ;-):

257) Radio me!

Heute möchte ich den Beitrag >My Radio von Anke weiterspinnen. Sie schrieb über ihr Auto-Radio, welches sie neulich mit dem Vornamen ansprach.

In einer Welt, in der die Menschen immer mehr zum absoluten Unikat streben, zur „personalized user experience“, will ich heute mal über das Radio der Zukunft nachdenken.

Also sieben Ideen, wie ein Radio künftig sein könnte:

  1. Natürlich wird das Radio uns persönlich kennen und ansprechen. Mit Name, Geburtstag und sonstigen Daten, die wir ja freiwillig den Datenkraken in den Hals werfen.
  2. Die Musik ist selbstverständlich voll auf unsere Hörgewohnheiten und Likes in den Streaming-Diensten und Social Media-Plattformen abgestimmt.
  3. Bei den Nachrichten kommen nur Nachrichten ins Ohr, die wir auch „hören wollen“, unbequeme Details werden herausgefiltert, geschnitten und geglättet.
  4. Werbung ist logischerweise voll auf uns zugeschnitten. Unser Radio-Sender hat Zugriff auf unsere Anfragen bei Suchmaschinen und Lieferdiensten. Kennt unsere digitalen Einkaufslisten und Kurznachrichten a la „Kannst du bitte noch Brot mitbringen?“.
  5. Da wir ständig posten, dass wir „gerade losgefahren“ und dann auch „gleich da sind“, begleitet uns das Radio mit Informationen durch die Stadt. „Achtung Ampel-Ausfall in der So-und-So-Straße“ und „Nur noch 32 Brötchen und 7 Brote beim Bäcker nächste Ecke links“.
  6. Die Krankenkassen kaufen sich auf den Radio-Sendern ein und sorgen dafür, dass die Temperaturen grundsätzlich kälter angesagt werden und die Winde böiger.
  7. Die Arbeitgeber lassen unterschwellige Nachrichten an die Empfänger senden, die noch immer offline sind. „Guten Morgen Berlin, ein weiterer Start ins Homeoffice!“ oder „Millionen User-Accounts wurden gehackt, versorgen Sie sich schnellstens mit Updates“.

Wenn man das zu Ende denkt, würde das letztlich zu 80 Millionen Radio-Sendern in Deutschland führen. Kinder und Hochbetagte mal eingerechnet. Das Tuning-Rad am Gerät bräuchte man eigentlich nicht mehr, ebenso keine Speichertasten oder Favoriten, denn jeder hat genau den einen … seinen … Sender. Einfach 80 Millionen Bubbles, quasi.

Aus aktuellem Anlass: Mein Auto-Radio hat sich in die ewigen Äther-Gründe verabschiedet. Es macht nichts mehr, außer die Auto-Batterie leersaufen, was auf Dauer ein ungünstiges Preis-Leistungs-Verhältnis darstellt. Als mir die Werkstatt den Preis für ein neues Gerät recherchierte, bin ich fast umgefallen. Soll ich jetzt echt meinen Diesel verkaufen, der noch locker 100.000 km fahren würde wenn man ihn lässt, nur weil sich das elektrische Radio verabschiedet hat?

Mhm … das stimmt mich etwas nachdenklich

Frühere Beiträge zu Radio:

18) Smartvid-20 – Teil 3

Was soll man nur anfangen mit diesem Wochenende im September 2022? So richtig rausgehen kann man ja immer noch nicht, will man auch nicht. Und der Papierstapel ist noch nicht merklich geschrumpft. Also macht man einfach weiter.

Kaum waren also die beiden Zeitungsausschnitte vom >20. März 2021 und vom >11. April 2021 in der feuerfesten Kiste verstaut, so beschleunigt der Puls beim Lesen des dritteln Artikels noch einmal merklich.

Berliner Allgemeine Zeitung 11. September 2021

IoT-Ministerium genehmigt NGM-Chips

Berlin. Die knappe und überraschende Mitteilung des IoT-Ministeriums ist weit mehr als eine Pressemitteilung. Es ist die Dokumentation einer beginnenden Zeitenwende. Aber zunächst ein Rückblick. Ende 2019 bricht Covid-19 aus und legt 2020 die ganze Welt lahm. Im Frühjahr 2021 wird bekannt, dass sich ein Ableger des Virus bevorzugt in Sprachmuscheln und Lautsprechern von Smart Devices einnistet. Was folgte, dürfte jedem noch gut in Erinnerung sein. Eine flächendeckende Vernichtung sämtlicher Smart Phones und Tablets. Konfisziert oder ferngezündet. Menschen irrten planlos durch die Städte, wussten nichts mehr mit sich anzufangen. Und obwohl die Infektionen zurückgingen, machte sich Unmut breit. Es gab Demonstrationen in der Hauptstadt und man forderte digitale Freiheit. Um frühzeitig entgegenzuwirken, wies man Motorola, Nokia und Siemens an, ihre Mobilfunk-Klassiker aus den 90-er Jahren wieder neu aufzulegen. Diese würden immerhin wieder mobile Telefonie ermöglichen und SMS. Nicht smart aber immerhin.

Die großen Smart Phone Hersteller Pear, Samson und Au-Weih wetterten wegen Wettbewerbsverzerrung und drohten, sich durch alle Instanzen zu klagen. Milliarden an Strafen würden den Start erwarten. Auf Jahre. Nicht finanzbar. Es gab nur eine Möglichkeit, den Klägern anderweitig entgegenzukommen: Das Konsortium der „großen drei“ bekommt die Lizenz für Entwicklung und Betrieb eines Nano-Gehirn-Mobil-Chips. Mit Internet-Zugang nach 5G-Standard. Man rechne bereits für Januar 2023 mit der Betriebsgenehmigung und ersten Implantierungen.

Das Filialnetz ist noch nicht einmal vollständig geplant, doch die Hersteller verzeichnen bereits lange Wartelisten. Die Menschen können es kaum erwarten.

Ende Zeitungsartikel Berliner Allgemeine Zeitung vom 11.09.2021

<— Teil 2

122) Corona-Lektionen 33

Kaum waren die Kids mal wieder in der Schule, sind sie nun schon wieder zurück daheim. „Juhu, Ferien!“. Juhu. Ja. Juhu. Ich starte in die 16. Woche Homeoffice ohne Aussicht auf nur eine einzige Dienstreise. Wer hätte gedacht, dass mir das mal fehlen könnte.

Am Wochenende ist mir aufgefallen, dass ich nun schon seit 10. März keinem Menschen außerhalb des Inner Circle die Hand gegeben habe. Nicht mal in der Familie eigentlich, denn wir begrüßen uns ja schließen nicht per Handschlag. Zeit, heute mal etwas darüber nachzudenken, denn es gibt ja eigentlich verschiedene Anlässe in unserem Kulturkreis, bei denen man sich üblicherweise die Pranke reicht.

Begrüßung

In der westlichen Welt vollkommen normal und sogar schon seit dem römischen Reich eine etablierte Form, den Gegenüber zu begrüßen. Zumindest, wenn man ihn etwas längere Zeit nicht gesehen hat. Da gibt es den kräftigen warmen Händedruck, aber auch die labberige feuchte Variante. Auf Partys tat man sich auch schon vor Corona leichter. Man trat in den Raum sagte einfach … „Hallo ich bin der Jürgen und mach‘ mal so hier…“. Dabei ruderte man mit beiden Armen. Und das machte der Jürgen nicht, weil er Angst vor Viren hatte, sondern weil er sich die ganzen Namen eh nicht merken konnte. Oder wollte. In der Kneipe ging‘s auch ganz gut, da konnte man einfach auf den Tisch klopfen. Man sollte nur wissen, welche Tische im Lokal zum Freundeskreis des Einladenden gehörten.

Handshake

Im Sport und auf der Straße, hatten sich zusätzlich noch saloppe Handshakes entwickelt. Fußballer klatschten sich vor und nach dem Spiel ab, Volleyballer feierten so jeden erzielten Punkt. Und auch Schwimmer reichten dem Gegner die nassen Flosse über die rot-weiße Schwimmleine. In meiner Kindheit war es sogar sehr trendy, ein gewisses Handshake-Ritual zu zelebrieren. Mehrere Grifftechniken folgten synchron in festgelegter Reihenfolge und dann war man cool. Keine Ahnung wie man das heute machen soll, aber nur mit dem Arsch zu wackeln oder sich die Ellbogen zu reiben ist jedenfalls mega uncool.

Vereinbarung

Und der Handschlag ist immer auch noch ein etabliertes Zeichen einer erzielten Vereinbarung. Selbst wenn der „Deal“ nirgendwo heruntergeschrieben ist, ist uns ein Handschlag mehr wert als nur ein „Ja ja, mache ich schon, kannst dich drauf verlassen“. Wie kriegen wir diese Verbindlichkeit ohne Handschlag jemals zurück in unseren Alltag.  Sollen wir nun immer einen persönlichen Notar mit uns führen?

Fazit

Ich bin gespannt wie das weitergeht. Wird der Handschlag in unserer Kultur für immer verblassen? Und was kommt dann? Eine japanische Verbeugung oder selbst ein indisches Namaste!  mit gefalteten Händen scheinen hier doch undenkbar. Tragen wir künftig eine dritte Hand mit uns? Montiert auf einem Handshake-Stick? Oder unterm Mantel wie bei „Fantomas gegen Interpol“? Ziehen wir uns einen Gummi-Handschuh drüber, sollten wir mal das Bedürfnis haben, eine fremde Hand zu schütteln?

Aber ich glaube, ich habe mir die Frage schon selber beantwortet.
Wir entwickelten einfach eine App.
Die macht das dann.
Appgemacht

Grüße aus Berlin
T.

<— Corona-Lektionen 32

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13) SmartVid-20 – Teil 2

Der wiedergefundene Zeitungsausschnitt vom 20. März 2021 (hier zum nachlesen), wird wohl für immer in der metallenen Erinnerungskiste im Flur verschwinden. Persönliche Erinnerungen wurden bis Mitte 2021 üblicherweise unterm Bett oder auf dem Dachboden gelagert. Seit der vielen Feuer im Frühling 2021, der damit einhergehenden Zerstörung vieler Erinnerungsstücke und den Millionen Klagen gegen die Bundesrepublik, wurde das PEaG (Persönliche Erinnerungsaufbewahrungs-Gesetz) verabschiedet. Es regelt die künftige Aufbewahrung solcher Erinnerungen in den eigenen vier Wänden. Eine feuerfeste Metall-Kiste der Schutz-Klasse A1, die im Flur zu stehen hat, soll das zügige und eigenhändige Heraustragen im Feuerfall ermöglichen. Kaum war der Ausschnitt von März in der Kiste verstaut, fällt ein zweiter Zeitungsartikel in die Hände.

Berliner Allgemeine Zeitung 11. April 2021:

Bundesregierung, Feuerwehr, Polizei und KatSchutz-Behörden rufen die Bürger erneut dazu auf, ihre Smart Phones und Tablets an die ausgewiesenen Sammelstellen zu schicken, um sie nachhaltig zu zerstören. Nur so lasse sich die Ausbreitung von SmartVid-20 eindämmen, hieß es. Mit Durchsagen über Funk und Fernsehen werde versucht, jeden Haushalt zu erreichen. Dies gestalte sich jedoch mehr als schwierig, da die meisten Menschen ihre Informationen nicht mehr über diese konventionellen Kanäle beziehen, sondern nur noch über ihre Smart Devices. Man stecke hier in einem Dilemma, bestätigte Bundesinnenminister Horst Meerkötter. Das Einfachste wäre natürlich, Push-Nachrichten auf die Millionen Geräte zu schicken. Damit würde man zwar alle Bundesbürger sofort erreichen, jedoch wäre die Maßnahme kontraproduktiv, wenn es doch eigentlich darum ginge, die Smart Phones zu zerstören. Zudem bestehe ein hohes Risiko, dass diese Nachrichten als lästige Werbung oder Fake News weggedrückt werden. Ein eigens für diese Aufgabe gegründeter Think Tank rät indes dazu, subtile Durchsagen in Netflix-Serien und Podcasts zu integrieren. Diese würden dann irgendwann gestreamt und die Nachricht wäre somit übermitteltet. Aber auch das gestaltet sich schwierig, werden solche Formate doch meistens über Smart Devices konsumiert, die man doch zügig vernichten wolle. Die Maßnahme würde zudem zu lange dauern und die notwendigen Retour-Quoten würden so nicht erreicht. Die KatSchutz-Behörden dagegen schlagen vor, mit Lautsprecher-Wagen durch die Straßen zu fahren und die Menschen über diesen analogen Weg zu informieren. Aber auch hier scheint der Wirkungsgrad gering, da die Menschen ihre Wahrheiten nicht mehr auf der Straße suchen, sondern in ihren digitalen Welten. In einem Feldversuch wurde nun die im März 2021 seitens der Smart Phone Hersteller vorgeschlagene Fernzündung der Geräte getestet. Alle Smart Phones und Tablets der Gemeinde Klein-Kennstenicht wurden gestern in Brand gesetzt. Es sei zu erheblichem Sachschaden in den Wohnungen gekommen. Größeren Personenschaden gab es, aufgrund der durch die Smart Phone Branche initiierten Brandmelder-Pflicht, glücklicherweise nicht. Insider sind sich einig, dass dieses Vorgehen innerhalb der nächsten zwei Wochen für ein zufällig gewähltes Bundesland wiederholt wird. Mit Spannung wird die Ansprache der Bundespräsidentin heute Abend erwartet, in der letztmalig zur freiwilligen Abgabe der Geräte motiviert werden soll.

Ende Zeitungsartikel Berliner Allgemeine Zeitung vom 11.04.2021

<— Teil 1

—> Teil 3

87) Corona-Lektionen 9

Die zweite Family-Home-Office ist überstanden. Wir richten uns darauf ein, dass sich daran in den nächsten Wochen wenig ändern wird. War das Wetter gestern noch mega, ist es heute kalt und lausig. Zeit für ein paar Gedanken auf‘m Blog.

Absagen: Neben Arbeit, Schule und Familien-Alltag beschäftigen wir uns mit der Umplanung von Reisen, Ausflügen und Events, die eigentlich für die nächsten Monate geplant und gebucht sind. Allen Deutschen wird klar, dass diese Lichtblicke auf der Kippe stehen bzw. abgesagt oder verschoben werden. Konfirmation, Jugendweihe, Hochzeit, Großer Geburtstag der Omma, Sommer-Urlaub? Fraglich. Schlechte Nachrichten müssen übermittelt werden, Nachrichten die enttäuschen und für Frust sorgen. Aber so ist das jetzt nun mal und Klarheit ist mir lieber als die stete Ungewissheit.

Stille: Die Stadt ist leiser geworden. Weniger Autos, Trams und Busse, kein Kommen und Gehen vor den Schulen, gesperrte Spielplätze, keine Triller-Pfeife die vom Fußballplatz zu hören ist. Am Wochenende waren wir im Süd-Osten von Berlin. Da wo sonst Flugzeuge ihre Runden drehen, herrschte Stille. Nur ein Flugzeug habe ich wahrgenommen. In fünf Stunden. Auch bei meiner Textil-Reinigung. Stille. Fünf Kunden in der ganzen Woche. Nicht gut.

Abstand: Wir alle lernen nun das „Abstandhalten“. Ich laufe/jogge immer äußerst rechts, in der Annahme, dass andere Menschen das auf ihrer Seite auch so tun. Tun sie aber nicht. So manch Egoist glaubt, die damit geschaffene Gasse sei nur für ihn freigehalten. Manch lauffauler Jogger (ist das nicht schon ein Widerspruch in sich?), wählt die kürzeste Strecke und kommt mir gefährlich nahe. Beim Heranfahren an die Rote Ampel fiel mir gestern auf, dass ich überviel Abstand zum Vordermann ließ. Gut für die Verkehrssicherheit, aber auch schon der erste leichte Dachschaden vermutlich.

Handy-Ortung: In der Presse nehme ich immer mehr Diskussionen zur Handy-Ortung im Corona-Zusammenhang war und meine inneren Alarm-Glocken beginnen zu Leuten. Ein Szenario spricht von freiwilligem Download einer App, wenn man positiv auf den neuen Corona-Virus getestet wurde, um andere Menschen auf Abstand zu bringen. Krassere Szenarien drehen sich um das gezielte Aufspüren von Menschen in „unerlaubten“ Gruppenkonstellationen und von verdächtigen Gängen zur Apotheke. Bei all dem Verständnis für das Bestreben, die Kurve flach zu halten, sträubt sich mein Inneres dagegen und ich fühle starken Widerstand. Das gab es bislang nur in Science Fiction Romanen oder in der Realität östlicher Weltmächte. Siehe Stichwort „Freiheit“ im vorigen Beitrag.

Schöne Woche!

T.

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12) SmartVid-20 – Teil 1

Irgendwann im Jahr 2022, wird man beim Aufräumen vielleicht auf diesen Zeitungsartikel stoßen. Er wird die Welt verändert haben.

Berliner Allgemeine Zeitung 20. März 2021:

Gesundheitsministerin, Bundeskanzler und die Top-Virologen des Landes, laden zur Pressekonferenz ins Headquarter der Bundesregierung auf Hiddensee ein.

Hauptthema sei die immer noch anhaltenden Pandemie Covid-19 und neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft. Vorabberichte ließen verlauten, dass einem Team aus hochkarätigen Wissenschaftlern der Durchbruch bei der Ursachenforschung gelungen sei. Erste Auszüge der wissenschaftlichen Arbeit liegen nun vor. Demnach hat das Covid-19 Virus schon kurz nach seiner Entdeckung 2019 einen Ableger gebildet, der sich bevorzugt in Baukomponenten von Smart Phones und Tablets einnistet.  Insbesondere Home Button, Lautsprecher und das integrierte Mikrofon sind ideale Nist- und Vermehrungsplätze für diesen Virus. Dadurch sei auch zu erklären, warum selbst durch massive Einschränkung der Bewegungsfreiheit bislang keine nennenswerten Erfolge bei der Covid-19-Bekämpfung erzielt werden konnten. Die Menschen hielten in diesen schwierigen Zeiten ständig ihr Smart Phone in der Hand, machten Selfies, Video-Calls mit den Eltern und bezahlten damit an den Kassen der Super-Märkte. Mit dieser Erkenntnis erwartet man nun weitere drastische Einschränkungen. Da ein normale Reinigung der Geräte nicht ausreicht, werden die Bürger gebeten, ihre Smart Phones unverzüglich zu sichern (nur über WiFi, nicht per Kabel) und zur jeweiligen zentralen Sammelstelle der Gemeinde zu schicken (nicht bringen!). Die großen Smart Phone Hersteller Pear, Samson und Au-Weih signalisierten bereits volle Unterstützung bei der Idee, die Smart Phones per Fernsteuerung in Brand zu setzen und somit dem Virus konsequent an den Kragen zu gehen. Die Technologie gäbe es seit 2016 und war damals versehentlich an die Öffentlichkeit geraten. Nachdem einzelne Geräte in Brand gerieten, wurde dieses Feature damals als technischer Defekt kommuniziert. Damit erreicht die Krise wohl eine weitere Verschärfung. Haben sich die Deutschen in den vergangenen Monaten damit abgefunden, in der Wohnung zu bleiben, selten das Haus zu verlassen und nicht mehr in die Schule zu gehen, werden sie nun vor die vermutlich härteste Probe gestellt. Bis zur Entwicklung eines Nano-Gehirn-Mobil-Chips nach G5-Standard, wird das liebgewonnene „Daddeln“ wohl auf längere Zeit unmöglich sein.

Ende Zeitungsartikel Berliner Allgemeine Zeitung vom 20.03.2021

—> Teil 2