680) Die allerschlimmste Krise

Nach dem Krieg gab’s nichts zu futtern und kein Brennholz, man sagt heute noch: „Sie hatten ja nüscht.“

In den Siebzigern wurde der Sprit knapp und teuer, es wurden sogar Fahrverbote verhängt, also Tempolimit 0.

In den Achtzigern gab’s rechts von der Mauer Erdbeeren, Kirschen und Fernseher nur auf Zuteilung, Ananas aus Dosen für zwölf Mark, Bananen überhaupt nicht.

Zu Beginn der Pandemie fehlten Masken, und später haben sich die Menschen sogar noch ums Klopapier geprügelt. Zeitweise gab’s kein Sonnenblumenöl, keine Nudeln, nicht mal mehr meinen Lieblingssenf.

Auch beim Mineralwasser war’s zeitweise dünn, und die Amerikaner haben nun keine Eier mehr (uuups. sprachlicher Ausrutscher)

Wir haben gelernt, damit umzugehen, alles ist irgendwie verzichtbar.

Aber nun, liebe Landsleute, ist das Maß voll … beziehungsweise leer.

Eine Krise ungeahnten Ausmaßes steht bevor, und wird in die Annalen eingehen. Als hätte die geplagte deutsche Bevölkerung mit Ukraine-Krise, Nahost-Kriese, Zoll-Krise, Klima-Krise etc. nicht schon genug zu „kämpfen“ rutscht das Land des Reinheitsgebots nach Hunderten Jahren in ein echtes Versorgungsproblem.

Es scheint, Deutschland wird von einer Bierkrise heimgesucht. Mit erheblichen wirtschaftlichen Folgen, sozialem Unfrieden und politischen Verwerfungen.

Bestimmt sind die Grünen schuld … die wollen uns wieder „maß“regeln und den Spaß verderben 😉

Herr Söder was sagen sie dazu?

Frühere Beiträge zum „Mangel“:

540) Guck‘ mir nich‘ in die Tüte!

Der Supermarkt um die Ecke, hat sich wieder was Neues einfallen lassen. Dort aufgebackene Brote gibt es nur noch abgepackt in Tüten, deren Sichtfenster eingetrübt wurden. Man kann nicht mehr „rinkieken“, würden wir Berliner sagen. Vorher war die Folie klar und durchsichtig, nun habe ich eigentlich gar keine Ahnung, was ich da greife. Ich muss nur die Etiketten lesen und dem Ganzen auch noch vertrauen. 

Das gleiche gilt, wenn ich mir ein paar Brötchen aus den Fächern angele und in diese Tüten stopfe. Damit gehe ich dann ganz stolz zur Kasse und lege die Tüte aufs Band. Die Kassiererin kann den Inhalt aber auch nicht ertasten, muss die Tüte also aufmachen, in die Tüte hinein schauen, … hoffentlich nicht niesen …, die Tüte wieder schließen, um so das Warenwirtschaftssystem glücklich zu machen

Was soll das? Wer ist denn auf diese Idee gekommen?

  • Sind die Tüten mit milchfreiem Milchglas etwa billiger?
  • Lässt sich damit das Backwerk vom Vortrag besser verkloppen?
  • Sind die vielleicht politisch korrekter, weil es dann nicht drauf ankommt, wie weiß oder braun ein Brötchen ist? Ob es eine Schiefstellung hat, ein optischen Makel oder zu viele Körner?
  • Geht’s ums Geschlecht? Sollen auch hier der „Knüppel“, die “Schnecke“ und das „Hörnchen“ dieselben Voraussetzungen haben?
  • Oder geht’s etwa um Datenschutz? Damit keiner sieht, was ich in meine Tüte gepackt habe?

Meine Güte …
… das sind Lösungen …
… für Probleme …
… die wir nicht auf der Tüte hatten.

Nachtrag 16.04.24 20:00 Uhr: danke an Hermann für die Aufklärung unten im Kommentar. So sieht das natürlich alles ganz anders aus. Hätte man ja auch mal erklären können.

Beim Schreiben fiel mir wieder ein Beitrag aus 2019 ein, bei dem ein paar Schüler die krümelnden Backwaren einfach aufs Band klatschten. Wegen der Umwelt. Sehr schön —> 44) Krümel for Future

477) T.Party

„Unser Ende wird nicht der Mangel sein, sondern die Auswahl“. Es ist nicht das erste Mal, dass ich das hier schreibe. Jetzt, wo wir auf den November zueilen und es schattiger wird, beobachte ich an mir, dass ich häufiger Tee mache. Irgendwann müssen die Vorräte dann mal aufgestockt werden. Und dann stehe ich vor diesem Riesenregal und schwelge in Erinnerungen, wie einfach das doch mal alles früher mal war: Pfefferminz, Kamille, Früchte, Kümmel, Fenchel … Schwarz … das war‘s …  würde ich mal sagen. 

Und natürlich der Wald-und Wiesentee, der aus riesigen Kesseln auf Klassenfahrten oder im Ferienlager ausgeschenkt wurde. Dessen Geruch, gemischt mit dem von gebohnertem Linoleum und Großküche, den kriege ich wohl nie mehr aus meinem Kopf raus.

Heute, da stehst du vor dem Teeregal wie vor der chinesischen Mauer und kriegst den Mund vor Staunen nicht mehr zu. Man sollte besser einen Wecker stellen, um nicht zu vergessen, das Parkticket zu verlängern.

„Gute Nacht-Tee“, „Einschlaf-Tee“, „Auszeit-Tee“, „Powerfrau-Tee“, „Figur-Tee“, „Nerven-Tee“, „Fettverdauungstee“ … meine Güte … was es nicht alles gibt. Am besten fand ich noch den „Lebenstee“, da sollte ich mir gleich mal ein paar Kilo mitnehmen. Kann ja nich‘ schaden.

Und obwohl es dort schon so viele Sorten gab, da fallen mir glatt noch mehr ein:

  • „Schon-wieder-Montag-Tee“
  • „Nervende-Kollegen-ertragen-Tee“
  • „300 E-Mails-bewältigen-Tee“
  • „MS Teams-Marathon-verkraften-Tee“
  • „Hochzeitstag-nicht-vergessen-Tee“
  • „Paket-wiederfinden-Tee“
  • „Reifenwechseltermin-ausmachen-Tee“
  • „Akku-am-Tablet-tauschen-Tee“
  • „Elternversammlung-überstehen-Tee“
  • „Voll-Honks-in-der-Stadt-ertragen-Tee“

… ich komme mir gerade vor, wie Bubba von Forrest Gump, als er die Schrimps-Rezepte aufzählt.

Aber eigentlich bräuchte ich nur ein Sorte. Voll auf mich zugeschnitten.
Den Individual-Tee.

Den T.ee 😉

Und wieder einmal schließe ich einen Beitrag mit einem Zitat aus „Essentialism: The Disciplined Pursuit of Less“ von Greg McKeown

As Peter Drucker said, “In a few hundred years, when the history of our time will be written from a long-term perspective, it is likely that the most important event historians will see is not technology, not the Internet, not e-commerce. It is an unprecedented change in the human condition. For the first time – literally – substantial and rapidly growing numbers of people have choices. For the first time, they will have to manage themselves. And society is totally unprepared for it.

Ähnliche Beiträge:

447) Mehr „ohne“ und weniger „mit“ – Vol 2

Heute will ich wieder mal ein Thema aufgreifen, was ich hier vor fast genau drei Jahren erstmals hatte. Mit >117) Mehr „ohne“ und weniger „mit“ und hier etwas später über > 272) Ohne Worte – Vol.2… irgendwie ähnlich … aber anders. Verbunden mit dem wiederholten Outing, dass ich mir Produktverpackungen anschaue. Durchaus. Ein Spleen. Ja ich weiß. Aber ich bin da auch nicht der Einzige auf der blauen Kugel. Schönen Gruß.

Ich meine all diese kleinen Texte und Symbole auf den bunten Verpackungen, die uns darüber aufklären wollen, was „nicht mehr dabei“ ist, beziehungsweise was „nun stattdessen“ mit von der Partie ist. Und da frage ich mich schon des Öfteren, ob das wirklich so besonders ist, dass man das extra auf die Verpackung drucken muss. Und wenn, was für Chemo-Keulen sind das, die diese Labels eben nicht tragen?

Oder was passieren würde, wenn des Nachts ein kleiner Zauberer durch die Regale gehen würde und all diese Kennzeichnungen ins genaue Gegenteil versetzen würde.

Also das Gegenteil dessen aufdrucken, was nicht mehr ist:

  • 0% Aluminium Salts
  • Ohne Tierversuche 
  • Ohne Mikroplastik
  • PH Hautneutral
  • Kein Verkleben
  • Ölfrei

… eine Riesenspaß

Oder auch das Gegenteil dessen, was heute erwähnenswert scheint:

  • Dermatologisch getestet
  • Feuchtigkeitsspendend
  • Biologisch Abbaubar
  • Bewusster verpackt
  • Stark gegen Fett
  • Klinisch getestet
  • Flexibler Halt
  • Neuer Inhalt

Greift zu Leute. Kauft, kauft. Alles nur zu eurem Besten 😉

82) Mit Tragegriff und Zugband

Kommen wir heute neben all den großen Themen auf der Weltbühne, mal zu den kleinen aber fiesen Angelegenheiten. Das sind Momente und Entscheidungen, die mich an den Rand des Wahnsinns treiben.

Mülltüten kaufen.

  • Es beginnt schon bei der Größe. Welche brauchen wir da noch mal? Eine Zeit lang, konnte ich mir eine Eselsbrücke über mein Alter bauen, aber ich merke zunehmend, dass das nicht mehr funktioniert.
  • Und dann die Bauart: Mit Tragegriff, ohne Tragegriff, mit Zugband, mit Fixierband
  • Und dann die Farbe: grün, blau, grau, gelb, blickdicht, transparent
  • Und der Duft: Zitrone, Orange, Lemon
  • Und die Umwelt nicht vergessen: Bio, kompostierbar, recyclebar, klimafreundlich
  • Und dann noch weitere Attribute: reissfest, flüssigkeitsdicht, anti-rutsch und mit Geruchsstop.
  • Dann gibts noch welche mit Erdbeer-Geschmack, Noppen … ach nee … ich bin wohl zu weit gelaufen … ich stehe mittlerweile vor dem Regal „Zweisamkeit“ in der Herrenkosmetik.

Aber jetzt beginnt der Einkauf, doch noch lustig zu werden. Der Frust, der mit der Auswahl von Mülltüten einhergeht, verschwindet und macht Platz für Späßchen.

Ich stelle mir die oben genannten Eigenschaften für das Regal des „Naturkautschuks“ vor. „Mit Tragegriff und Zugband“, „anti-rutsch und kompostierbar“ … ich hau‘ mich weg.  

Die Dame, die nebenan die Regale einräumt, schaut skeptisch rüber …

Und wieder einmal schließe ich einen Beitrag mit einem Zitat aus „Essentialism: The Disciplined Pursuit of Less“ von Greg McKeown

As Peter Drucker said, “In a few hundred years, when the history of our time will be written from a long-term perspective, it is likely that the most important event historians will see is not technology, not the Internet, not e-commerce. It is an unprecedented change in the human condition. For the first time – literally – substantial and rapidly growing numbers of people have choices. For the first time, they will have to manage themselves. And society is totally unprepared for it.

Die Menschheit wird nicht am Mangel zu Grunde gehen, sondern an der Auswahl. 

403) Ausgegurkt

Gestern ging er kurz nach 18:00 in den Supermarkt um die Ecke, ein paar Kleinigkeiten zum Abendessen besorgen. Er hatte Appetit auf Gurke. Und da traute er seinen Augen nicht. Es gab nur noch eine einzige Gurke im ganzen Markt. Eine Mini-Gurke, ca. 13 Zentimeter lang. Das war’s. Sofort stieg Panik in ihm hoch und er griff zum Telefon. 

Er: „Schatz, es geht bergab. Pack’ das Nötigste in einen Koffer und melde die Kids von der Schule ab. Wir werden wohl aufs Land flüchten müssen. Anders werden wir dieser Versorgungsengpässe nicht mehr Herr … oder Frau. Und hattest du nicht mal eine Tante … da im Westen … ruf die auch mal an … vielleicht kann die ein Päckchen … Gurken … in den Osten schick … meine Güte wie armseelig ist das an … was fasele ich denn da.“
Sie: „ Jetzt beruhig dich doch erst einmal. Um was geht‘s denn überhaupt?“
Er: „ Hier ist alles … weg … wegen des Krieges. Keine Gurken mehr, folglich kein Gurkensalat mehr, kein Gurkenwasser … furchtbar. Alles weggegurkt!“
Sie: „Und jetzt?“
Er: „Keine Ahnung, ich kaufe jetzt 10 Kilo Paprika und 5 Säcke Möhren. Und Klopapier. Sicher ist sicher. Was wir haben, haben wir.“
Sie: „Ja von mir aus, aber dann komm‘ erst mal heim.“

Also schleppte er die Säcke voll Gemüse und Papier nach Hause und bat zur Familienkonferenz.

Er: „Familie, wir müssen weitere Opfer bringen. Erst Corona,  dann Heizung, jetzt Gurke.“
Kids: „Häh?“
Er: „Dies ist unsere letzte Gurke. Wir teilen sie durch vier. Geniesst euren Teil, riecht ausgiebig dran, bevor ihr es hinunterschluckt … oder legt das Stück noch beiseite. Hebt es bis zum Schluss auf.“
Kids: „ Häh?“
Sie: „Irgendwie kommt mir das bekannt vor.“
Er: „Häh“?
Sie: „Eine Kollegin hat heute berichtet, dass ihr Mann keine Tomaten mehr bekommen hat und sie dann auch angerufen hat.“
Er: „Und dann? Was hat deine Kollegin ihrem Mann gesagt?“
Sie: „Nich’ schlimm, kauf halt ein paar Gurken“.

Grmpf

Frühere Beiträge zum Thema:

75) Ready to beat

Habe ich schon mal geschrieben, dass ich verdammt gern Mango esse? Vermutlich nicht. Eine vernünftige Mango wäre schon mal ein triftiger Grund auszuwandern. Denn was es hier an Mangos gibt, ist entweder am Vorabend mit dem Hubschrauber eingeflogen worden (und kostet dementsprechend) oder dümpelte wochenlang auf einem Schiff übers große Meer.

Und dann kleben die einfach einen Aufkleber „Ready to eat“ drauf und verticken die für ein paar Euro an urlaubsreife Homeworker, wie mich.

Nur sind die Dinger dann meistens noch hart wie Stein:

  • Sollte mir so eine Mango im Supermarkt auf den Fuß fallen, erleide ich vermutlich einen Mittelfußbruch und muss Erwerbsminderungsrente beantragen. Wenn morgen bei den 1. Mai-Krawallen in Berlin die Pflastersteine ausgehen, könnte man glatt die Mangos aus Peru werfen. Die sind dann wenigsten biologisch abbaubar.
  • Und wie soll ich die überhaupt zubereiten? Reinbeißen geht nicht, dass ist im Kleingedruckten der Zahnzusatzversicherung ausdrücklich geregelt. „Kein Leistungsanspruch im Falle vorsätzlichen Verzehrs peruanischer Mangos“ steht da schwarz auf weiß. 
  • Vielleicht sollte ich sie über eine deutsche Rohkostreibe ziehen und einen Mangosalat so wie Möhrensalat anrichten? Oder sollte ich die drei Stunden kochen? Chutney drauß machen? Ich will aber kein Chutney, ich will eine Mango am Stück! Ich will da reinbeißen und erwarte, dass mir die Suppe den Hals hinunter in den Ausschnitt läuft!
  • Oder sind die gar nicht zum Essen gedacht? Mann könnte die Schlaglöcher auf den Berliner Straßen mit Mangos ausbessern. Oder sie einem Kegelverein schenken. Oder als „schwere Waffen“ gen Osten schicken.

Also lasse sich wieder ein paar Tage liegen, schnüffele und taste jeden Tag dran rum und hoffe, dass sie nicht schon von innen verfault ist.

Guten Appebeat! 

Beat this!

Frühere Beiträge mit dem Wort Mango:

309) Und bring‘ Senf mit, wenn‘s gibt

Liebe Heike, ich schreibe dir mal besser wieder Briefe, denn der Strom für e-Mail und WotsÄpp ist so teuer geworden. Der Sprit ja auch. In Köpenick wird sogar der Senf knapp. Was is‘ hier nur los? Haben die Unioner zu viel Stadionwurst gegrillt? Oder sind die Russen schon wieder über die Oder?

Also Heike, bring‘ bitte Senf mit, wenn‘s gibt. Gerne auch gleich mehr. Am liebsten den mit dem orangen Deckel, den extra scharfen aus Bautzen. Aber is’ eigentlich auch egal. Kann auch der aus dem Westen sein. Hauptsache Senf, weißt du?

Wir könnten euch dafür Mehl abgeben. Aber nur das dunkle Mehl, so Bio-Zeug halt. War sauteuer, aber besser als nix, weißt ja. So eigenartige Spaghetti aus Dinkel gab’s auch noch, ganz hinten im Regal, für 4,50 EUR die Packung. Essen eure Kinder so was? Kannst ja viel weiße Sauce drauf machen und alte Wurst anbraten, dann merken die das gar nicht, oder meinst du etwas doch? Käse gibt‘s durchaus noch. Habe ich selber gesehen. Nix aus Holland, aber Käse von hier. Besser als nichts. Musst‘ du halt den Rand abschneiden, aber dann kann man den noch essen. Geht schon.

Is’ ja wie im Osten oder? Aber damals hatte sich halt die Ilse drum gekümmert. Die hatte ja Zeit zum Anstehen, so als Frührentnerin. Die konnte stundenlang vor dem Fernseh-und Radiogeschäft warten und dann halt vier Farbfernseher kaufen, wenn‘s welche gab. An Fernsehern fehlt‘s jetz‘ nich‘ mehr, wir haben in jedem Zimmer so ein flaches Ding aus China stehen. Aber die kann man halt nich‘ essen.

Oder erinnerst du dich noch an diese Schaumdinger mit Schokoladenguss drüber … ja genau … diese „Negerküsse“. Soll man heute nich‘ mehr sagen, schon klar. Aber wenn sie eine Stiege davon ergatterte, dann fuhr sie von Pankow nach Hohenschönhausen und Prenzlauer Berg, um die halbwegs heil unter den Enkeln zu verteilen. Und selbst wenn die schon matsch waren, haben sich die Kinder gefreut. Immer.

Ach und wenn‘s bei Kohli‘s Gemüseladen mal Erdbeeren gab, da wuchs die Familie schnell mal an, weil es nur einen Korb pro Haushalt gab. Aber den Anstehkindern haben sie halt auch oft die vergammelten Erdbeeren angedreht oder die Kirschen mit Viehzeug drinne. Weißt‘ de noch? Zuteilung! Dit‘ is‘ hier wie früha‘ auf einmal.

Ich glaube, wenn dein Torsten meinen Heinz ganz nett fragt, nimmt er ihn bestimmt mal in seine Garage mit. Der hat da so viele Schrauben, Nägel und Maschinen. Echt gute Qualität. Der leiht die dem Torsten bestimmt mal aus. Für eine Kiste Export-Bier. Aber der Heinz mag auch ganz dolle Rhabarberkuchen, aber dazu müsstest du irgendwie an weißes Mehl rankommen, das dunkle Mehl, das isst der nich‘. Kennst ja den Heinz, da ist der sehr eigen mit so neumodischem Zeugs.

Tja; so isses‘ wohl wieder 😉

Liebe Anke, danke für die Inspiration.

https://tuttopaletti.com/2022/04/07/sag-dich-schickt-antonio/

 

 

63) Einweg, Mehrweg, Mann weg

Seitdem uns immer intensiver vermittelt wird, dass wir ein Klima haben, achtet die Familie mehr auf die Wahl der Flaschen für Brause, Saft und Wasser. Naiverweise dachte ich ja lange Zeit, Pfandflasche = Gut = Mehrweg. Falsch gedacht. Auch bei den Pfandflaschen gibt es feine Unterschiede. 

Und so wird das frühere „Ich gehe mal schnell Saft holen“ zum Tagesausflug mit Verpackungskunde:

  • Im Saft-Regal ganz unten steht die „Hausmarke“, 1 Liter für freundliche 0,79 EUR. Aber die Flasche ist aus Plastik und ohne Pfand. Also besser nicht.
  • Gleich nebenan steht „Region, Apfelsaft BB“, 0,75 Liter für saftige 2,29 EUR. Ist zwar eine Glasflasche, aber ohne Pfand und mir dann mit 3,05 EUR pro Liter doch zu „saftig“.
  • Eine Etage drüber sehe ich „Direktsaft, Natürtrüb“, 1 Liter für 1,99 EUR. Aber es ist ein Tetra-Pak. Ist ein Tetra-Pak nun besser oder schlechter als eine Plastik-Pfand-Flasche? Dazu müsste ich mal googlen, aber beim Krämer ist das Netz zu schwach.
  • Ein paar Meter weiter im selben Gang steht dann noch „Klarer Apfelsaft“ im Regal. Ganz oben. 1 Liter für 1,59 EUR, Glas, Mehrweg + 0,15 EUR Pfand. Gleich daneben die trübe Variante, gleicher Preis.
  • Im nächsten Gang finde ich „Apfelsaft Mild 100%“, 0,33 Liter für 0,49 EUR. Aber alles in Plastik und viel zu kleines Packmaß, da brauche ich ja fünf Hände. Dafür ist er aber „Vegan“ und hat 100% Fruchtgehalt.
  • Weiter hinten im Laden gibt‘s noch eine Bio-Ecke. Da steht „Apfelsaft Natürtrüb“, Glas, Mehrweg, 0,75 Liter für 1,15 EUR + Pfand 0,15 EUR. Macht 1,64 EUR pro Liter. 

Ich brabbele und schimpfe vor mich hin, warum das alles auf dem Rücken der Konsumenten abgeladen wird.

Mir kommt die Idee für eine App, die mir aus den Faktoren Verpackungsmaterial (Plastik, Glas, Tetra-Pak), Recycling (Einweg, Mehrweg, Nixweg) und den Sozial-und Klimapolitischen Konditionen (Bio, Region, Vegan und Fair) und meiner Geldbörse den optimalen Apfelsaft auswählt. Die App müsste zusätzlich noch …

Eine Chat-Nachricht quält sich durchs schwache Netz. „Wo bleibst du?“

60) Vegetarische Salami

Seit Wochen nehme ich die immer größer werdende Veggie-Vegan-Abteilung im Super-Markt war … und lasse sie rechts liegen.

Letzten Samstag griff ich dann mal zu und legte eine Vegetarische Salami in den Einkaufswagen Kann man ja mal probieren und Stoff für einen Blog-Beitrag gibt‘s nebenbei auch noch.

Das Kleingedruckte hinten auf der Packung liest sich wie folgt:

Trinkwasser, Rapsöl, Eiklar getrocknet.
Ok, nichts Aufregendes, alles schon mal gehört.

10% Weizengluten.
Da hört es bei mir schon auf. Ich bemühe die gängige Suchmaschine.

Ergebnis: „Dahinter verbirgt sich das Weglassen von Gluten, einem Klebereiweiß aus dem Weizen“.
Aha.

Dann werden Verdickungsmittel ausgewiesen: Xanthan und Carrageen
Wieder muss ich die Internet-Bibliothek befragen.

Ergebnis 1: „Xanthan … ist ein natürlich vorkommendes Polysaccharid. Es wird mit Hilfe von Bakterien der Gattung Xanthomonas aus zuckerhaltigen … “  und woanders heißt es dann „ … In hohen Dosen kann es abführend wirken …“.
Na gut. Das tun Hals-Bon-Bons irgendwann auch. Kein Grund zur Panik.

Ergebnis 2: „Carrageen ist die Sammelbezeichnung einer Gruppe langkettiger Kohlenhydrate, die in Rotalgenzellen vorkommen. Es handelt sich um lineare, anionische Hydrokolloide, die sich nach chemischer Struktur unterscheiden lassen und unterschiedliche Eigenschaften aufweisen…“ und gleich daneben steht „…Der Stoff steht jedoch im Verdacht, Magen-Darm-Krankheiten und sogar Krebs zu fördern…“
Nee, also bitte, das muss ja nun nicht sein

Beim nächsten Abschnitt kommt mir dann doch viel bekannt vor. Kochsalz, Pfeffer, Paprika-Flocken, Traubenzucker, Weizenmehl, Stärke.
Ok, das geht, haben wir auch im Schrank stehen.

Und für die Färbung dann noch etwas Carotin und Eisenoxid (… also Rost oder was?)
Mhm, nachdem ich das alles gelesen habe, entwickele ich eine Ahnung, was Lebensmittelchemiker den ganzen Tag so tun.

Aber Moment!!!
Bin ich vielleicht voreingenommen? Bin ich dem Veggie-Design-Food gegenüber zu kritisch?

Eine Gegenprobe muss also her:

Zum Vergleich, greife ich zu einer einer Billo-Salami der Supermarkt-Hausmarke. Innerfamiliär wird sie auch „CD-Wurst“ genannt und da lese ich dann: Schweinefleisch, Salz, Gewürze, Glukosesirup, Dextrose, Natriumascorbat, Natriumnitrit, Reifekulturen, Rauch.
Mhm. Klingt jetzt auch nicht romantisch toskanisch, aber alles schon mal gelesen und auch keine bösen E-Nummern zu sehen. Aber natürlich Fleisch vom Tier.

Aber nun Schluss mit der Theorie, jetzt geht‘s an die Verkostung:

Zunächst pur aufs Butter-Brötchen vom Bio-Koscher-Vegan-Bäcker:
Mhm, na ja. Etwas blass im Abgang und irgendwie fehlt da Rauchgeschmack.

Nun mal ordentlich Senf aus Sachsen drauf:
Ja … wird besser …. da tut sich was.

Und nun mit Indischen Garlic – und Hot Lime Pickles:
Na also … geht doch.

Soll doch mal keiner sagen, dass vegetarische Salami nicht schmeckt 😉