652) Ach wie reizend – 3

Ging es in >Ach wie Reizend 1 und >Ach wie Reizend 2 noch um kurze, aber immerhin vollständige Wörter mit Sprengkraft, reichen gut ein Jahr später schon nur noch Anfangsbuchstaben, um viele Menschen ausrasten oder abschalten zu lassen. Ich schalte oft nur noch ab. Einmal Nachrichten am Tag nehme ich mir vor, noch vor Sport, Börse und Wetter bin ich off. Es tut mir leid für die Schicksale die ich da skippe (es sind ja eh nur die Top10 der Welt) aber ich kann das nur schwer ertragen.

Beispiele:

Drecks…

Manife…

Verhan…

Gren…

Zöll…

NAT…

Asy…

Isra…

Ira…

Ukr…

Chi…

Tru…

Tau…

Ga…

Pu…

X…

Verrückt oder? Dieser Beitrag hat nur 88 vollständige Wörter, 16 sind nur angerissen, aber die würde reichen, um auf den Plattformen mindestes 16 „Scheißstürme“ zu provozieren. Aber nich‘ mit mir. Ich mach da nich‘ mit.

Lass sie reden.

Schönen Abend

648) Vom Büro an die Front?

Man könnte meinen, der Ton um uns herum wird immer militanter. Doch das ist kein neues Phänomen aus Nachrichten und Medien, sondern in Unternehmen völlig normal.

Im War for Talent werden Headhunter beauftragt, um neue Ressourcen für die Divisions und das Headquarter zu rekrutieren.

In den Stabsstellen werden Schlachtpläne geschmiedet, Strategien entwickelt und Offensiven gestartet. Taskforces werden in Stellung gebracht und Einsatzteams entsandt.

Kollegen arbeiten an mehreren Fronten gleichzeitig, führen interne Gefechte und kämpfen mit harten Bandagen.

Da wird der Quartalsabschluss uns Visier genommen und wiederholtes Wachstum angepeilt.

Die Fronten verhärten sich gelegentlich und man muss aufpassen, mit der eigenen Nebelkerze nicht auf verlorenem Posten zu stehen, wenn mal scharf geschossen wird.

Wenn niemand mehr weiterweiß, wird mit Pioniergeist ein Feldversuch gestartet und gegenseitig Schützenhilfe geleistet – während man vorsichtshalber schon mal in Deckung geht, wenn der Chief HR Officer über den Gang schwebt.

Am Ende wird alles ein Bombenerfolg – oder man schießt übers Ziel hinaus und tritt den Rückzug an.

Also sprachlich zumindest, bin ich gerüstet

PS: Titelbild und einzelne Begriffe via ChatGPT

646) Wenn die Griechin zu scharf wird

Mahlzeit liebe Leser … innen und da draußen. Lange nicht mehr über geschlechtergerechte Sprache geschrieben, scheint irgendwie abgewählt oder? Macht eh jeder wie er will, ich auch. Ich liebe ja scharfen Knobi-Schafskäse … „könnt‘ ick‘ ma rinlegen“ … quasi, aber bei den Produktnamen … nun ja … da fühle ich mich als XY-Träger ein Bisschen diskriminiert., muss ich mal sagen.

Stellt euch vor, die Aufstriche würden nicht „Scharfer Grieche“, „Weißer Grieche“ und „Scharfer Hirte“ heißen, sondern:

  • Scharfe Griechin
  • Weiße Griechin
  • Scharfe Hirtin

Na dann wäre aber was los.

Der/die/das Brand Manager*in dürfte sich warm anziehen. Denn während der scharfe Grieche einfach würzig klingt, wirkt die scharfe Griechin… nun ja… plötzlich ziemlich untenrum.

Da wurde mir neulich noch ein Senf in den Kühlschrank gestellt, der nennt sich „Scharfer Heinrich“ … nun denkt dabei mal an eine scharfe Henriette, Heike oder Hilde. Skandal. Der Laden könnte dichtmachen, es würden Klagen klageln.

Sprachlich darf er alles streichen, sie darf sich nicht mal aufs Brot legen.

PS1: Titel und kursiv formatierte Texte von ChatGPT

PS2: Auf den Bildern sind eingetragene Markenzeichen zu sehen, ich kriege kein Geld von denen, aber es schmeckt schon … „geil“.

563) Wortwahl: normal

Aus irgendeinem Grund habe ich in den letzten Wochen einen Sensor für das Wort „normal“ entwickelt. Und zwar genau dann, wenn „normal“ den Status Quo beschreibt und das andere, dass unnormale, für die eigentliche Innovation oder Verbesserung gewählt wird. In Zeiten, wo jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, fände ich eigentlich gut, wenn man das etwas neutralisieren würde. Nein, ich will nicht die Sprach-Polizei spielen, aber warum denn eigentlich …

  • Redet man von normalem Bier und alkoholfreiem Bier? (Ich auch …)
  • Sprechen selbst Bundesminister von dem normalen Bürger, der eine Gasheizung installiert hat?
  • Unterscheidet man normalen Burger und Veggie-Burger?
  • Wählt man zwischen normaler Gurke und Bio-Gurke? Ist denn nicht eigentlich die Bio-Gurke die normale Gurke?
  • Gibt es normale Autos und E-Autos?
  • Kennen wir normale Zigaretten und E-Zigaretten, Normal-Benzin und E-Fuels, normale Brötchen und die „dunklen“ …

Bin mal gespannt, wann all das „unnormale“ zum „normalen“ wird, und wie die Welt dann aussehen wird.

—> mehr aus er Reihe „Wortwahl“ gibts hier

533) Ach wie reizend – 2

Schnapszahl. 888-er Beitrag. Auweia. Wurscht. Bloß eine Zahl. Nachdem der Beitrag >Ach wie reizend viral“ gegangen ist, sagt man doch so oder?, da gab’s von euch noch ein paar Wort-Vorschläge und mir fielen dann auch noch ein paar Wörter ein. Es geht wieder darum, dass bereits ein Wort heftige Verspannungen und Shitstorms auslösen kann, ohne auch nur einen Satz zu schreiben … oder lesen zu müssen.

Los geht‘s:
Waffenlieferung
Prinz Harry. V
Wagenknecht
Frauenquote
Erwärmung
Cannabis
Schulden
Boomer
Ukraine
Graffitti
Freiheit
Bauern
Scholz
TikTok
Lügen
Söder
Kiffen
Poller
Ampel
Roller
China
Rente
Streik
Tesla
Gaza
Woke
Bahn
BSW
ZDF
Gas
24/7
2Go
4U

Sinnlosreisen schlug vor, einfach zwei Worte zu kombinieren, um die Sprengkraft zu verdoppeln.

Beispielsweise:
Putin + Wagenknecht
Klimakleber + fliegen
Heizungsgesetz + Bürgergeld
Trump + Vegan

Oder vielleicht:
Cannabis + 2Go
Klimawandel + SUV
Radweg + Poller

Auch Verben wären ratsam, um langsam auf BILD-Level anzukommen. Türlich, türlich, sicher …

Beispielsweise:
Trump gendert Putin
AfD remigriert Veganer

Oder vielleicht:
Habeck fordert Erwärmung
Tesla schuldet Frauenquote
Söder streikt Woke

Tja, und dann eigentlich nur noch ein Ausrufezeichen dahinter und schon haben wir‘s doch. So werden Schlagzeilen gemacht. Ach wie reizend.

523) Ach wie reizend – 1

Als Twitter damals an den Start ging, musste man sich noch sehr kurz fassen, 140 Zeichen standen nur zur Verfügung und trotzdem konnte man den Leser auf die Palme bringen und den Verfasser mit einem Sturm „Verdautem“ überschütten.

140 Zeichen sind circa, 4 1/2 deutsche Tastatur-Tasten mit dem Finger von links nach rechts entlang rutschen, nur die Buchstaben.

Qwertzuiopü asdfghjklöä yxcvbnm
Qwertzuiopü asdfghjklöä yxcvbnm
Qwertzuiopü asdfghjklöä yxcvbnm
Qwertzuiopü asdfghjklöä yxcvbnm
Qwertzuiopü asdf

Also krieg mal da eine halbwegs fundierte Message unter. Kaum möglich.

Aber das ist auch Geschichte. Heute braucht man viel weniger Buchstaben, um den Empfänger einer Nachricht zum Platzen zu bringen. Da reichen kurze Trigger-Worte, den Rest denkt sich derjenige automatisch dazu und hat binnen Sekunden einen Puls von 240.

Wetten? Ich probiere es mal. Sortiert nach Länge:

Grundeinkommen
Heizungsgesetz
Digitalisierung
Zuwanderung
Lastenfahrrad
Klimawandel
Nord Stream
Parteiverbot
Tempolimit
Bürgergeld
Flüchtlinge
Zahnersatz
Schnitzel
Radweg
Gendern
Indianer
Porsche
Fliegen
Trump
Böller
Vegan
Israel
Musk
Putin
Trans
Homo
Nazi
Nato
Pisa
AKW
GEZ
SUV
AfD
Q7
X5
Q
X
Z

Und kocht schon jemand? Kürzer als ein Buchstabe ist mir nichts mehr eingefallen.

—> 533) Ach wie reizend – 2

485) Uns gehen die Buchstaben aus

Generationsforscher haben es ja eigentlich relativ einfach, wenn sie ihren Generationen Namen geben wollen. Sie buchstabieren sie einfach durch und wenn sie bei x,y,z angekommen sind, na dann machen sie einfach mit dem griechischen Alphabet weiter, dann mit Chinesisch, Hindi usw. Bis die Buchstaben mal alle aufgebraucht sind, gibt‘s schon gar keine Generation mehr auf diesem Planeten.

Schwieriger tun sich da die „Das-Wort-sprechen-wir-mal-besser-nicht-mehr-aus-Ersatzwort-Finder“.

Gestern in den Spät-Nachrichten wurde mir nun das „K-Wort“ präsentiert. Okay K ist also auch vergeben.

„N-Wort“ und „M-Wort“ sind auch schon weg, sie umschreiben frühere Wörter für Menschen mit Afrikanischen Wurzeln, das „I-Wort“ ist für Winnetou and Friends gezogen worden, Das F-Wort ist sogar schon mehrfach in Gebrauch. Von Geschlechtsverkehr, über Feminismus bis Fachkräftemangel. Mit dem „G-Wort“ drückt man sich vor Verantwortung wenn es um Genozide geht.

Tja, da wird es wohl langsam eng im deutschen Alphabet, zumal wir ja vermutlich Außenseiterbuchstaben wie Y und Q niemals verwenden werden. Und es drohen ja schon die nächsten Reservierungen. Nach den furchtbaren Angriffen der Hamas auf Israel stand schnell das Wort „aber“ unter „Beschuss“ und ich las schon vom „A-Wort“. Das „H-Wort“ wird vermutlich der Ersatz für‘s Heizungsgesetz. Das Wort „Einwanderung“ mögen CDU und die Parteien an den Rändern nicht, bei „Migration“ tönen die nicht mehr vorhandenen Sirenen. Als „E“ auch weg und „M“ bald doppelt belegt.

Wer hier schon länger mitliest, der weiß, dass, ich von aufoktroyierten oder zu vermeidenden Worten überhaupt nichts halte. Die sind nur von Zeit und halten meist nicht länger, als das System, das sie erschaffen hat. Sprache entsteht nicht von oben, sondern von unten und es bringt doch überhaupt nichts, wenn diese Leute das eigentliche Wort nicht mehr nutzen, dann aber das Ersatzwort aussprechen. Das ist doch gaga. Sorry.

Oh ich muss Schluss machen. Der „P-Wort“-Dienst klingelt an der Tür. Und das Auto hat keinen Sprit mehr, ich muss noch zur Tanke fahren, 60 Liter „D-Wort“ tanken.

Schönes Wochenende

T.

484) Die Zahlen müssen sinken?

Ich habe zwar mein Nachrichten-Konsum in der Menge reduziert, aber ich höre schon noch genau zu, was da gesagt wird. Und da fallen mir in den letzten Wochen zwei Veränderungen in der Wortwahl zur Migrationsdebatte auf, die mir irgendwie aufstoßen:

1. „Irreguläre Migration“:

Wetterte man vor Monaten noch gegen „illegale“ Migration, hat man nun festgestellt, dass Migration per se erst mal gar nicht illegal sein kann, denn das müsste ja erst mal geprüft werden. Aber dann sind die Menschen ja schon im Land und das will man ja nun gar nicht, weil wir bei der Integration heillos überfordert sind. Und weil nun auch die Parteien der „Mitte“ in den Singsang einstimmen müssen, damit die Wähler nicht zur AfD rennen, sprechen sie nun eben von „irregulärer Migration“, die es zu reduzieren gilt. Also Menschen, die flüchten, sollen nur noch einen „regulären“ Weg nehmen (was auch immer das ist) oder sich erst gar nicht auf den Weg machen, es sein denn es gibt einen EU-Außenposten an der Nordküste Afrikas, der die Legalität bescheinigt. Denn dann kann man auch regulär first class Lufthansa fliegen, zahlt immer noch weniger als für Schleuser und das Gepäck ist sogar versichert. Ha. Ha.

Die zweite Formulierung kommt in den letzten Tagen wieder häufiger und erinnert mich an wildeste Corona-Zeiten.

2. „Die Zahlen müssen sinken“

Insbesondere im Zusammenhang mit der letzten Ministerpräsidenten-Konferenz, kam diese Formulierung wieder hoch. Auch in ähnlicher Form in … „wenn die Zahlen nicht deutlicher sinken …“ oder .. „die Zahlen im Frühjahr wieder sinken…“ . Wenn man das Wort „Menschen“ vermeidet und nur noch von „Zahlen“ spricht, dann geht das scheinbar einfacher über die Lippen. Das Wort „Sinken“ will ich in dem Kontext gar nicht erst aufgreifen.

Aber das ist auch noch alles nicht aussagekräftig genug. Ich warte eigentlich nur darauf, dass wir nun endlich auch ein paar Kennzahlen entwickeln. Darauf stehen wir doch irgendwie, oder? So eine schöne Migrations-Inzidenz vielleicht, oder einen M-Wert oder ein M-Ampelsystem, damit wir das dann auf eine Deutschlandkarte pappen können und sehen, wer denn seine M-Abwehr-Ziele einhält und wer nicht. Dann können wir uns dieses Bild jeden Abend in der Tagesschau angucken, mit dem Finger auf die anderen zeigen. Wir können unsere Reisen ins benachbarte Bundesland abblasen, wenn das Traumhotel von Afrikanern belagert wird.

Dann fehlt eigentlich nur noch, dass wir einen M-Stoff entwickeln, alle M-asken vom M-arkt kaufen und jeglich erdenkliche M-aßnahmen einleiten, damit wir uns die fremden Leue vom deutschen Hals halten. „Flatten the M-Kurve“ kommt dann sicher auch noch. Das regt mich auf und es is so kurzsichtig.

Warum können wir nicht mal „steigende Zahlen“ anstreben und darüber reden?

Zum Beispiel eine steigende Anzahl Wohnungen für alle, eine steigende Zahl von absolvierten Deutschkursen, eine steigende Anzahl S-Bahnfahrten die nicht wegen Personalmangel ausfallen, eine steigende Anzahl von Pflegern/Ärzten aus Syrien, eine steigende Anzahl Solar-Panel-Installateure aus Sudan, eine steigende Anzahl Busfahrer aus Afghanistan, …

Warum scheint hier Vieles auf Abwehr aus zu sein, statt zu überlegen, wo uns diese Leute bei unseren tausenden Herausforderungen helfen können??

Will mir nicht in den Kopf …

479) Nach den Regeln des Krieges

Auch wenn ich gerade im südlichsten Südböhmen bin, folge ich natürlich der Nachrichtenlage daheim. Dank WIFI und Mediathek kein Problem, großartig. Nur gestern, in der 19:00 Uhr-Ausgabe 27.10.23 von „heute“, da sagte die Moderatorin einen Satz, da musste ich erst einmal schlucken.

„Israel hat auf die Forderungen der EU bislang nicht offiziell reagiert, bekommt aber auch Druck aus den USA, sich an die Regeln des Krieges zu halten, ungeachtet seines Rechts auf Selbstverteidigung.“ What? Ich spulte noch mal zurück. „An die Regeln des Krieges“ … das klang in meinem Ohr wie … „Nach allen Regeln der Kunst“. Das hat sie natürlich nicht gesagt, aber das hallte in meinem Kopf nach. Da war der schon fast lustige Versprecher des geschätzten Journalisten kurz davor fast vergessen, als er auf den französischen Staatspräsidenten „Francois“ Macron referenzierte.

Geschenkt! Passiert, selbst den Profis.

„Regeln des Krieges“. Da hatte ich heute auf der Autobahn nach Österreich genug Zeit drauf herumzukauen.

Gibt es ein Regelwerk für Krieg? Quasi „Das 1×1 des Kriegs“?, „Krieg für Anfänger“?, „Krieg für Fortgeschrittene“?, Kriegsführerschein in zwei Wochen“? Mit Checklist, Übungsblättern und Raum für eigene Notizen?

Und wenn ja, in welchem Regal der Bücherei des Vertrauens steht es dann? Bei den „Klassikern“, bei den „Top-Sellern“ oder bei „Körper & Gesundheit“?

Also, es gibt zumindest einen Grundverständnis an „Spiel“-Regeln: Genfer Konventionen, UN-Charta, Schutz von Zivilisten, Schutz von Kulturgütern, Verbot von Massenvernichtungswaffen etc., soweit so gut.

Leider gibt es hier keine Schiedsrichter auf dem Feld. Kein Video-Assistent aus dem Keller in Den Haag. Das „Match“ kann nicht einfach abgepfiffen werden, von einem Unparteiischen in kurzen Hosen und einer Trillerpfeife im Mund.

Leider, leider geht das nicht. Nicht mal eine Halbzeit gibt es, keine Trinkpause und die Spieler machen auch nicht an vorher gezogenen Linien halt.

Bei all den Konflikten weltweit wundert es mich eigentlich, dass es noch keinen festen Slot in den Nachrichten für „Krieg“ gibt.

„Soweit zu den Nachrichten aus Deutschland, meine Damen und Herren. Wir schalten nun live rüber zur Kriegs-Redaktion, dann folgen die Börsen-News und zum Abschluss wie gewohnt der Sport und das Wetter für die nächsten Tage.
Einen schönen Abend noch.“

439) Return to Gender

Return to Gender …
…love me Gender …
…and kiss me genderly …

Ok, ich lass es. Blöde Wortspiele. Wird nicht besser.

Ich dachte, jetzt, wo Corona nicht mehr so performed und wir noch keinen Termin für die Weiterbildung in militärischer Luftfahrt haben, können wir doch mal kurz beim Gendern anklopfen und fragen, wie es denn an der Front so vorangeht. Ich habe lange nichts dazu geschrieben. Zuletzt im Frühjahr 2021 … mit >170) Heute schon gegendert? Halbe Ewigkeit her.

Und wie ist es nun darum bestellt?

Nun ja. Mittlerweile gibt‘s Busfahrer … für Innen … und Radfahrer heißen „Radfahrende“. Für Fußgänger versucht man es krampfhaft mit „Zufußgehende“, aber das scheint ein/e Rohrkrepierer_In zu werden. Egal ob zusammen oder getrennt geschrieben. Es gibt >Abstimmungshelfende, „Lehrende“, „Lernende“, „Mitarbeitende“ und „Parkende“ … die von Parkbeginn bis Parkende Angst um „die“ Kiste, „den“ Flitzer oder „das“ Coupet haben.

Bei den digitalen Assistenten ist man sich auch nicht einig. Säuseln Alexa und Siri durch die Lautsprecher, hört man “ihr“ gern zu, gibt ChatGPT eine fragwürdige Antwort ist „er“ dumm. Und selbst bei den weniger smarten Geräten (sächlich wohlgemerkt), schiebt man gern der männlichen Form die Schuld in die Schuhe. Neulich streikte „das“ Kaffeeausgabegerät im Seniorenheim. Es schluckte fleißig Euro-Münzen, produzierte aber keinen Kaffee. Als wir jemanden von der Belegschaft holten, sagte die Dame, sie wisse ja auch nicht, was da los ist … aber „der“ spinnt immer häufiger … „der“ macht  zunehmend was „er“ will. Ich fragte kurz, warum denn er ein „er“ sei, es sei doch wohl eher eine „sie“. Eine Kaffeemaschine halt. Aber darauf ging die Frau nicht ein und ich vermied es, weiter zu provozieren, denn schließlich wollte ich ja noch ein Heißgetränk (sächlich wohlgemerkt) … haben. Bloß gut, dass die Bahn und die BVG eher weiblich formuliert sind. Dann kann man dann auch mal auf „sie“ schimpfen, gut dass wir nicht in München beim MVV wohnen, sonst sähe es schlimm aus.

Auch Corona war sich nicht so richtig klar, ob es nun „der“ Virus oder „das“ Virus sein wollte und entschied sich kurzerhand für „die“ allumfassende Pandemie.

Die Pflanzenwelt ist voll im letzten Jahrtausend hängengeblieben. Das geht‘s noch richtig konservativ zur Sache. „Männertreu“ und „fleißiges Lieschen“ heißen da zum Beispiel zwei Balkonpflanzen. Unmöglich. Überhaupt kein Reformwille, kein Bestreben mit dem Zeitgeist zu gehen … sich auch mal an neue Bedingungen anzupassen. Nee. Typisch. Ewig gestrig. Immer schön den Status Quo wahren, die Menschen sollen sich umstellen … aber das gemeine Balkon-Kraut macht auf stur oder was? Meint, dass geht alles nichts an.

So geht nicht das nicht, hier muss jedes Erden-Dings einen Beitrag leisten!

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