284) Vom Rüsten

Schreibt einen Brief an Reagan
Ganze Klasse, sie schreiben alle
Geht um Pershing, um Cruise Missile
Frieden schaffen, ohne Waffen!

Muss zum Winken, alle winken
Im Oktober marschiert die NVA
Panzer auf der Karl-Marx-Allee
Raketen auf‘m Strausberger Platz

Winkt wieder, Gorbi in der Stadt
Mauer niedergerissen
Ceaușescu erschossen
Zeichen auf Entspannung

Steht vor der US-Botschaft
Geht um Öl, um Kuwait und Irak
Jugoslawen kommen in den Kiez
Ihm egal, hat anderes im Kopf

Soll nun zum Bund, ran an die Waffe
Alle müssen da hin, gehört sich so
Verweigert es, macht was anderes
Keine Waffen, keine Waffen!

Sieht Europa, wächst gen Osten
Neue Sterne auf blauem Grund
Grenzen fallen, Schranken öffnen
Es sieht gut aus, da kann was werden!

Liebe Leser,
Klingt alles etwas wirr und reimt sich nicht, ich weiß. Aber genau so ist es.
Man spricht nun wieder über Truppenstärken, Waffensysteme und Deutsche Infanterie. Mehr Geld soll in die Rüstung fließen, ein „Paradigmenwechsel in der deutsche Außen-und Sicherheitspolitik“.

Ich hatte gehofft, wir würden endlich etwas Anderes diskutieren können.

6 Kommentare zu „284) Vom Rüsten

  1. Deine vermeintlich wirren Gedanken verstehe ich gut. Es schwimmen uns gerade alle Überzeugungen und Sicherheiten davon. Auf dem Weg zur Arbeit höre ich die „Non-Stop-News“, und heute ging mir durch den Kopf, wie all diese Sprecher*innen, Kommentator*innen und Kriegsberichterstatter*innen sich so anhören, als ob sie nie etwas anderes gemacht hätten. Da sprudeln die Worte und Begriffe (vorstoßen, Truppenzusammenzug, Verteidigungslinie … was weiß ich, ist ja alles in Italienisch in meinem Radio), dass es mir den Magen umdreht. Das kann nicht sein, denke ich, das ist eine dieser History- Dokus über den zweiten Weltkrieg, die mein Mann immer schaut. Nein, diese Worte erzählen keine Geschichte. Das ist jetzt, live. 2022. Europa.
    Merda.

    1. Danke Anke für den Kommentar, ich glaubte ich bin in einem Film. Tagsüber bin ich tief in meiner Arbeit versunken, rede mit Leuten in aller Welt. Friedlich. Freundlich. Zielorientiert. Dann checke ich zum Abend mal die Nachrichten und höre Worte, die ich eigentlich vergessen hatte …
      Grüße aus Berlin

  2. Du schreibst mir sowas von aus der Seele, aber sowas von.
    Ich bin zwar ein Kind des westens, und vermutlich auch ein paar Jahre älter als Du, aber exakt das habe ich auch gefühlt.

    Inklusive der Hoffnung, dass meine Söhne niemals eine Waffe in die Hand nehmen müssen.
    IUnd ich wünsche mir so sehr, dass diese Hoffnung mich nicht täuscht….

    1. Danke Wilhelm für deinen Kommentar. Ja, das ist alles so unnötig, es gibt so viele andere wichtige Dinge zu tun, wo wir unsere Energie reinstecken müssten.

    2. … Mensch ich war ja noch gar nicht fertig. Im Prinzip ist es ja auch Wurscht, ob links oder rechts der Elbe oder Oder aufgewachsen. Letztlich sind das alles Väter oder Brüder … egal welches Hoheitszeichen sie tragen…

      1. So ist es.
        Und das habe ich auch nie anders empfunden.

        (ich hab das ja auch nur erwähnt, weil ich als Kind nicht fähnchenschwenkend an Strassen stehen musste – wenn auch dei Sache mit dem „Feindbild“ bei uns genauso Thema war)

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s