404) Panzerkunde

Bislang hatte sich Deutschland ja bei der Lieferung schwerer Waffen für die Ukraine noch stark zurückgehalten, beziehungsweise sie nur über Drittstaaten eingefädelt. Trotzdem habe ich in den letzten Monaten schon den halben Zoo der Verteidigungsgeräte kennengelernt. 

Da gibt es wohl Luchse, Wiesel und Geparden, aber die Fachsimpeleien in der Öffentlichkeit hielten sich noch in Grenzen. Seit 5. Januar ist nun aber absehbar, dass wir auch schweres Gerät liefern werden (… wenn wir noch etwas brauchbares finden) und auch aus großen Rohren geschossen werden kann. Militärisch, sprachlich und medial. 

Durch die pazifistische Erziehung meiner Eltern (danke an dieser Stelle noch mal) und meiner Verweigerung zum Wehrdienst bin ich auf dem Themengebiet der Waffen nicht sonderlich „ausgebildet“. Nachdem ich mich ja nun zwei Jahre lang zum Virologen weitergebildet habe und noch ein Zusatzstudium in Energieversorgung absolviert habe, muss ich nun wohl noch mal in „Waffentechnik“ nachsitzen, um am Stammtisch halbwegs sattelfest zu sein.

Bei den Tagesthemen gestern bekam ich meine erste Unterrichtseinheit in Panzerkunde und habe den Unterschied zwischen Späh-, Schützen und Kampfpanzer verstanden. Auch ein Patriot-Abwehrsystem durfte ich sehen, Anfassen war aber nicht erlaubt. Fr. Major wurde zugeschaltet, sie gab einen Überblick über die aktuelle Situation und das belastete Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich. Dann stiegen wir endlich tiefer ins Thema und ich bekam mehr Fachwissen über Marder, Bradley und Iris-T.

Im geschätzten Heute-Journal folgte dann die zweite Panzerrunde und da ging es dann mit mit AMX-10 RC noch mal tiefer ins Detail. Gastdozent war dort mal wieder Prof. Masala. Er rundete mein Skill-Set mit Panzerhaubitze 2000, Main Battle Tanks, Leclercs und Abrams ab.

So jetzt fühle ich mich für bombastischen Small Talk bewaffnet … gewappnet und da ich nun das Einmaleins der Waffentechnik beherrsche, kann ich nun einen „Leo 1“ von einem „Leo 2“ unterscheiden, wenn die Ketten irgendwann wieder über die Karl-Marx-Allee rumpeln.

„Das waren die Nachrichten für heute, hier geht‘s jetzt weiter mit dem Wetter, wir sind morgen wieder für sie da bei noch ´ner Runde Panzerkunde.“

Frühere Beiträge zum Thema:

11 Kommentare zu „404) Panzerkunde

  1. Waran, Alligator, Anakonda, Kobra („Übernehmen Sie!“), Skorpion – ich hätte da noch eine Reihe passender Namen, aber leider sind das keine Panzer. Aber stimmt, um „mitreden“ zu können, musste Du heute Waffen-Experte sein – zum Glück gehöre ich keinem Stammtisch an.

    1. Ja genau, Alfred Brehm hätte sein wahre Freude gehabt.
      Ich gehöre zum Glück auch keinen Stammtisch an. Aber dann könnten wir ja glatt einen aufmachen 😉
      Themen hätten wir ja

  2. Das Schlimme daran:
    Die Sache mit den Tiernamen für Rüstungsgüter hat in unserem Land ja schon eine lange Tradition, angefangen schon im ersten Weltkrieg und zur Blüte getrieben in Adolfs Zeiten:
    Von der Maus bis zum Elefanten ist da alles schon mal vorgekommen, und auch Vögel, Insekten und Fische sind nicht davon verschont geblieben, ihren Namen dafür hergeben zu müssen….

    Was Deine Beobachtungen zur Panzerkunde angeht, so bin ich ganz bei Dir:
    Viel zuviel Input für mich, der ähnlich sozialisiert ist wie Du und (noch mit staatlich geprüftem Gewissen) lieber freudig Hintern abgeputzt hat, als mit Kriegsspielzeug zu spielen.

    Und mal ganz ehrlich: Manches möchte ich gar nicht wissen, was uns da allenthalben an Informationen aufgedrängt wird. Denn schlussendlich läuft es doch alles auf das Selbe raus:
    Wo Waffen im Spiel sind, wir es unweigerlich Tote geben, egal, wie sie heissen und welche technischen Rafinessen sie haben.

    1. Danke fürs Lesen und den Kommentar. Ich verstehe mittlerweile die Notwendigkeit, dass sich Deutschland da stärker einbringen muss (auch wenn ich das eigentlich nicht will), aber dann sollen sie halt tun und liefern was nötig ist und das nicht so in die Breite schmieren. Ich will das auch alles gar nicht wissen

  3. Darf ich mich Eurem waffen-, panzer-, bomben-, …-freien Stammtisch anschließen?
    Ist Leo nicht ein netter Name für ein Maskottchen? Wie herzig süß…
    Ich frage mich nur, wieso man eine 8-wöchige Ausbildung braucht, wenn man uns hier en passant per News in die Waffen- und Panzertechnik einführt.

    1. Leo klingt putzig nicht wahr?? Gar nicht so offensiv und tötlich wie diese „Maschine“ nun mal ist. Wie auch schon Der Wilhelm geschrieben hat, will ich das gar nicht alles wissen.

  4. Bin dann mal raus. Aus der Diskussion. Dann lieber verstorbene Ex-Päpste und Ex-Fußballer (Top-Themen der letzten Tage in den italienischen Medien).

  5. Ich bin unter anderem wegen dieser von mir nicht gewünschten Detailfreude seit einigen Wochen auf News-Diät. Denn die Welt wir keinen Deut besser, wenn ich mich zu sehr damit beschäftige.

    1. Ich habe dieselbe Strategie entwickelt und schalte öfters ab. Mich ärgert das auch, gerade bei hochwertigen Radio/TV-Sendern die ich eigentlich sehr mag und auch ausgesprochen gern GEZ zahle …

      1. Danke gleichfalls – und das Elend nimmt ja kein Ende – dehnt sich sogar noch auf weitere Gebiete aus. Ist es nur die Waffenindustrie, die am Krieg verdient – oder wollen sich immer mehr Politiker darüber einen schlechten oder guten Namen machen? – Ich habe innerlich schon lange abgeschaltet.

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