90) Corona-Lektionen 12

Es wird Frühling. Draußen zumindest. Berlin erwartet Top-Wetter, eine Woche mit Sonne und 20°C liegen vor uns. Da kann man mal schön raus und … ach nee. Nix da. Raus kannst’e gehen, aber nur unter Beachtung so vieler Regeln, dass ich die beim Schuhebinden schon wieder vergessen habe. Also nutze ich die Zeit für ein paar Beobachtungen vom Wochenende.

Newsletter: Wer mir nicht alles dieser Tage die Mailbox vollmüllt, nur um mir zu sagen, dass er für mich in dieser schwierigen Situation da ist. Fluggesellschaften, A.T.U. und andere Dienstleister … besonders die, die aktuell gar keinen Service erbringen. Trotzdem aber für mich da sind. Auch die Sparkasse schreibt mir einen Liebesbrief und sagt, dass sie geschlossen hat, aber die Automaten weiterhin für mich da sind. Wenn im Raum nicht gerade drei Obdachlose aus dem Schlaf erwachen.

Video: Ich arbeite schon immer viel im Home-Office und kommuniziere viel virtuell. Allerdings habe ich mich immer gegen Video gesträubt, wenn es nicht unbedingt sein musste. Klar, die Kommunikation mit anderen Erdteilen, kann durch Video verbessert werden. Aber ich will nicht die verramschte Küche einer Deutschen Kollegin sehen, nicht das chaotische Bücherregal eines Hauptstadt-Korrespondenten oder die zerwühlten Sofa-Kissen des Chefs. Richtig ätzend finde ich, wenn noch ein Stück Lifestyle im Hintergrund drapiert wird. Ein Rennrad zum Beispiel. Oder ein Golf-Bag. Macht das Video aus Leute! Das frisst nur Aufmerksamkeit, Bandbreite und Strom.

Werbung: Bleibt man im TV aus Versehen in einem Werbeblock hängen, wird man schnell stutzig und will am liebsten die Corona-Denunzianten-Hotline anrufen. Was machen die denn da? Die grillen zu zehnt im Park, sitzen in der Bar und kippen sich Bier oder Mai Tai hinter die Binde und jubeln in der Süd-Kurve, weil der Verein zum 1:1 ausgeglichen hat. Das darf man nicht! Die Werbung scheint der Entwicklung noch ganz schon hinterher zu sein. Gestern Abend ist mir eine Pizza-Werbung aufgefallen, bei der Hasi eine TK-Pizza aus dem Ofen holt und seiner Schnucki per Video zuprostet.

Hey, mach‘ das Video aus!

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4 Kommentare zu „90) Corona-Lektionen 12

  1. Das mit den Newslettern finde ich auch ziemlich skurril, vor allem, wenn die Online-Bank oder der Mail-Accountbetreiber schreiben, man würde alle Vorkehrungen zur Erhaltung der Gesundheit von Kunden und Mitarbeitern treffen. Gut, dass sollte nicht so schwer sein, der Kundenkontakt läuft da ja meist per Chat oder Telefoncomputer ab. Gesehen habe da noch nie jemanden, auch nicht per Video.
    Apropos, bei dem Video bin ich absolut Deiner Meinung und bitte auch kein Standbild mit Urlaubsfoto oder Werbebanner. Außerdem sollte man sicherstellen, dass das Mikro stumm ist, wenn man nichts zu sagen hat, sonst kann das mitunter unfreiwillig komisch und/oder peinlich werden. Gerade erst erlebt, als eine Teilnehmerin sagte: „Nicht anfassen, ich bin total verschwitzt“. Und nein, ich möchte nicht wissen, ob sie das zu den Kindern oder ihrem Partner sagt. Und schon gar nicht will ich den Grund wissen, warum. Da geht echt das Kopfkino mit mir durch und landet direkt in den Abgründen der Menschheit. Ich möchte bitte ein Pferd auf grüner Wiese…
    😉
    Liebe Grüße, Kerstin

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