244) Corona-Lektionen 102

Seit einigen Tagen schaue ich wieder regelmäßiger auf die Berliner Corona-Karte. Noch vor kurzem, da lag unser Stadtbezirk weit unter 100-er Inzidenz, um uns herum waren sie schon bei 150. Nun hat unser Streberbezirk auch die 200 geknackt. Yes, we made it!

Schaue ich auf die Deutschlandkarte nähert sich von Süden immer mehr lila. Da wird mir ganz mulmig.

Ein paar Gedanken der letzten Tage:

The News:
Der Virus ist zurück in den Medien. Für ein paar Wochen im Sommer schien er vergessen. Die Infektionsdaten kamen kurz vor Sport und Wetter, manchmal schon gar nicht mehr.

Nun ist Corona wieder der Aufmacher, man will es gar nicht mehr hören. Das eine sind ja die reinen Daten, damit kann ich ja noch leben. Das Andere ist die mediale Ausschlachtung des Themas. Wenn ich schon morgens kurz nach sechs im Bad die ersten Corona-Interviews mit Hinz und Kunz ins Ohr gespült kriege, ist mir das echt zu viel. Und dann gibt es auch noch sehr unglückliche Formulierungen, auch im Öffentlich-Rechtlichen Radio, wo ich mich frage, ob das nun so zweckdienlich ist.

Beispiel: Zunächst eine kurze Nachricht, dass sich die Mehrheit der Deutschen eine Impfpflicht für gewisse Berufsgruppen vorstellen kann. Irgendwie positiv. Unmittelbar danach die Information, dass wohl ein Junge im Zusammenhang mit der Impfung gestorben ist. Das ist natürlich bitter, aber auch nicht gerade förderlich, wenn man mit den Impfungen vorwärtskommen will.

Kleinkinder:
Ich hatte Gelegenheit mit einer Krankenschwester zu quatschen, die nach 1 1/2 aus der Elternzeit zurückkam. Natürlich habe ich sie gleich befragt, wie die ganzen kleinen Menschen mit all dem umgehen, wenn sie ja Fremde eigentlich nur mit Maske kennen. Sie erzählt etwas aus dem Alltag und berichtet, wie fixiert der Sohn auf die Augen des jeweiligen Gegenübers ist. Krass. Ich bin gespannt was aus dieser Generation wohl mal wird. Verhörspezialisten? Immigration Officers?

Masken-Macke:
Neulich eile ich in den Supermarkt, kurz vor der Schiebetür greife mir die Stelle meiner Jake, wo üblicherweise meine Maske ist. Sie war weg. Sch… das kann nicht sein, die ist immer da! Habe ich die auf dem Weg verloren, habe ich eine andere Jacke an? Ich mache kehrt und laufe zurück, Auf der Hälfte des Weges merke ich, dass ich das Ding locker ums Kinn trage. Also ich habe eine Maske … und eine Macke.

Tja, und wie geht’s nun weiter? Schwer zu sagen. Aber wenn man mal davon ausgeht, dass die Infektionen ja bereits alle vor schon vor Tagen stattfanden und man bedenkt, dass ja niemand irgendwelche Maßnahmen (außer Impfen und 2G) im Angebot hat, zeitgleich aber überall die Masken fallen und sich der Bund nun auch noch aus dem Geschehen zurückzieht … oh oh.

Mal sehen wie das so weitergeht 

<— Corona-Lektionen 101

—> Corona-Lektionen 103

15 Kommentare zu „244) Corona-Lektionen 102

  1. Das Geschehen macht mir auch Sorge, zumal auch in der Firma die Corona-Fälle zunehmen, das „Schutzsystem“ nicht durchgesetzt wird, aber man nach wie vor daran festhält, so schnell und so weit wie möglich zum „business as usual“ zurückzukehren. Glücklicherweise bin ich aber nicht die Einzige, die das für unverantwortlich hält.
    Ansonsten – das mit dem in-die-Augen-Schauen – ist es nicht eigentlich eine schöne Sache, dass wir uns wieder mehr in die Augen schauen? Natürlich ist eine ausschließliche Fixierung auf die Augen nicht erstrebenswert. Das ganze Gesicht macht erst den Eindruck komplett. Ich habe aber nicht zu viel Sorge, dass es dazu kommen wird, denn die Masken tragen wir ja „nur“ in öffentlich zugänglichen Innenräumen. Draußen, zu Hause, unter Freunden sehen wir uns doch ohne Maske. Und ist das nicht eigentlich (?) der überwiegende Teil des Tages? Aber vielleicht übersehe ich hier auch etwas.

  2. Über unglückliche Formulierungen stolpere ich auch in letzter Zeit. Da ging es um die vielen Toten bei der grassierenden vierten Welle in Rumänien, wo die Impfquote bei schlappen 35 Prozent liegt, und der Titel lautet: „Rumänien war Impf-Meister ‒ jetzt hat es die höchste Todesrate der Welt.“ Ich greife mir an den Kopf, und gewisse Kreise, die sicher sowieso nicht die ganzen Artikel lesen, nehmen den Titel und schreiben ihn auf ihre Plakate.
    Und ja, die Maske, so sehr haben wir uns dran gewöhnt (in Italien zumindest), ereilt zwangsläufig das gleiche Schicksal wie die Brille: Hat einer meine Brille gesehen? Ja, auf deinem Kopf! 😉
    Schönen Sonntag in Berlin!

    1. danke Anke, fürs Lesen und den Kommentar. Ja, Brille auf dem Kopf, Maske unter dem Kinn. Ich bin bunt geschmückt wie ein Weihnachtsbaum 😉
      Fehlt nur noch das Lametta!

      Grüße nach Italien

    1. Danke, ja genau das wurde ja von allen Experten erwartet und wir haben es ja im letzten Herbst schon erlebt. Um so mehr erstaunt mich doch, dass jetzt so viele Menschen „erstaunt“ sind

  3. „die mehrheit der deutschen kann sich eine impfpflicht für gewisse berufsgruppen vorstellen“, schreibst du.
    was für eine mehrheit soll das sein? hat bei denen auch eine mehrheit entschieden, was sie mit sich und ihrem körper machen sollen? und ist der wille des einzelen nun nicht mehr relevant? ist die entscheidung, was ich an und in meinen körper lasse, nun der allgemeinheit übergeben? hat jeder das recht über sich und seinen körper verloren?
    was für eine mehrheit ist das, was für eine mehrheit soll das sein?
    und wenn die verimpften städte und menschen nun mit hohen erkrankungs-und todesraten daher kommen, welche wirkung und welcher wert hat dann die impfung? welchen schutz bietet sie?
    sind das nicht die fragen, die man sich stellen sollte?

    1. Danke für deinen Kommentar. Alles Fragen die man sich stellen kann wenn man mag, ich stelle mir die nicht und ich mag es gar, wenn ich sie mir stellen „sollte“. Ich bin seit Geburt mehrfach geimpft worden, bislang ist mir kein grünes Ohr gewachsen. Vielleicht ist es diesmal mit der Corona-Impfung anders, aber dann werde ich damit umgehen, wenn es soweit ist

    2. Die hohen Erkrankungs-und Todeszahlen betreffen vor allem Ungeimpfte. Die sog, Impfdurchbrüche sind sehr gering und führen selten zu schweren Verläufen.
      Einen 100%igen Schutz hat auch niemand versprochen. Ich habe zwei Risikomenschen in meiner Familie, schon um deretwillen würde ich mich impfen lassen. Ich bin längst geimpft und warte auf den Booster, den mein Mann bereits erhalten hat, eben weil er Hoch-Risiko Patient ist. In meinem Umfeld sind drei Menschen an dem Virus gestorben, einer leidet an Long Covid. Und es müssen wieder Patienten auf OP`s warten, weil die Krankenhäuser voll sind mit Covid-Patienten, die da nicht liegen müssten, wenn sie geimpft wären. Und genau deshalb ist eine Impfung auch ein Beitrag für die Gesellschaft, in der wir leben und zumindest dann keine reine private Angelegenheit, wenn man andere gefährdet oder das Gesundheitssystem strapaziert. Ärzte und Pflegekräften haben schon vor Corona am Limit gearbeitet und ich kann deren Wut verstehen, wenn sie jetzt wieder schuften müssen bis zum Umfallen, weil es Menschen gibt, die meinen eine Impfung sei ihre reine Privatangelegenheit.

      1. Großes Danke Frau Momo für den ausführlichen Kommentar.

        Deshalb liegt der Impfstatus in meiner kleinen 4-Personen-Sippe bereits deutlich über Bundesschnitt bei 87,5% und in wenigen Tagen bei 100% 😉

        „Wenn jeder an sich impft, ist an alle gedacht“

      2. In meiner kleinen Familie liegt die Impfquote auch bei 100% plus Booster 🙂
        Im Übrigen ist das nicht nur Solidarität mit denen, die besonders gefährdet sind oder sich nicht impfen lassen können, sondern auch und vor allem mit unseren Kindern. Und auch wenn hier keine kleinen mehr rumkreuchen, ich begegne ihnen ja trotzdem

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s