286) Das Backlog der Welt

In meinem Job bin ich gewohnt mit Backlogs zu arbeiten. Das sind Listen für Anforderungen an Software oder sonstige Aufgaben, die dann nach einer gewissen Prio abgearbeitet werden. Prioritäten können sich natürlich auch ändern, im Kleinen wie im Großen.

Wenn ich aktuell auf die Weltbühne schaue, bin ich angesichts dieses Backlogs nur noch enttäuscht, frustriert und niedergeschlagen.

Wo sollen wir anfangen?

War es nicht mal das Ziel, die Unterernährung zu beenden
Und die Überbevölkerung in den Griff zu kriegen?

Wollten wir nicht die Konflikte in Nahost befrieden,
Und auch die in Afrika oder Südostasien?

Müssten wir nicht auch das Thema Digitalisierung angehen
Und die Auswirkungen auf Jobs und Einkommen lösen?

Sollten wir nicht bald mal diese blöde Pandemie beenden
Und uns auf die kommenden Viren vorbereiten?

Und die Aufarbeitung der eigenen Geschichte, EU-Erweiterung, Finanzmärkte, Staatsverschuldung, Beschaffung von Wohnraum und auch mal einen Blick in manch Kirchenzimmer werfen?

Und was ist mit Umweltschutz, Energiewende, Nachhaltigkeit, Wasserversorgung, Gesundheitsversorgung in einer alternden Gesellschaft?

Was ist mit Fluchtursachenbekämpfung, Kinderarbeit, Menschenhandel, Chancengleichheit, Bildungsgerechtigkeit, Minderheitenschutz, Inklusion, Terrorbekämpfung, Abrüstung und so so vieles mehr.

Das Backlog der Welt ist so elend lang und als hätten wir nicht schon genug zu tun, werden neue Konflikte vom Zaun gebrochen und an der atomaren Abschreckung gearbeitet.

Das macht so müde.
So, müde, müde.

In diesen Tagen wünsche ich mich auf eine Insel. Ich möchte mit einem Ruderboot hinpaddeln, das wenige Gepäck ausladen und dann das Boot mit einem kräftigen Stoß vom Ufer wegtreten. Kein Radio, kein Internet. Nüscht.

Schickt einfach ein neues Boot wenn ihr fertig seid!

10 Kommentare zu „286) Das Backlog der Welt

  1. So viel zu tun. Zu viel? Deshalb jetzt das neue große Ding, damit man keine Antworten auf all die vielen komplexen Fragen braucht?
    Stand auch Abrüstung auf der Liste? Tatsächlich?
    Ich lese gerade wie besessen einen schönen Roman. Meine Insel.

  2. Hallo, dazu fällt mir ein kleiner Vorhang in der Küche meiner Oma ein – folgender Text war da kunstvoll von Hand eingestickt:

    Gott gebe mir die Kraft, Dinge zu ändern, die ich ändern kann
    und die Gelassenheit die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.

    Wir werden uns noch viel in Gelassenheit üben müssen…

  3. Du gibst da ziemlich gut wieder, was ich empfinde. Doch ein wenig Hoffnung habe ich: Die Anteilnahme in aller Welt. Doch nur Anteilnahme ohne „Hintern hochkriegen“ wird eher nicht wirklich helfen, flüstert die kleine Stimme in mir, die aktuell immer lauter wird.
    Solange wir uns nur um steigende Preise sorgen, geht es uns noch (zu) gut…

    1. Ja genau, „Deutschland steht an eurer Seite“ ist schnell gesagt und auch emotional gefühlt … aber noch lange nicht „gemacht“ oder eben auch „verzichtet“

  4. Ich fürchte, es ist, wie Anke sagt: wenn man ein klares Feindbild hat, löst sich alle Komplexität auf und man „weiß“ ganz genau, was zu tun ist. ***übermäßig grummel***
    Ansonsten geht es mir wohl sehr ähnlich wie Dir. Ich stehe fassungslos da, bin verwirrt, überfordert. Eine einsame Insel? Ja, wäre schön. Aber vermutlich auch illusorisch. Ich werde wohl mit einem Eimer Sand für meinen Kopf vorlieb nehmen (müssen). ***noch übermäßiger grummel***
    Lass uns gegenseitig zur Seite stehen und Mut zusprechen/machen.

      1. Ja, dagegen sträubt sich in mir auch so einiges. Aber dadurch werden wir es nicht verhindern können. Und wir sollten wohl auch lieber mal unseren brennpunktmäßig fixierten Blick ein wenig erweitern. Es fackelt an so viele Stellen…

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