424) Buchstabensuppe mit Alles – 4

Die zweite März-Woche ist absolviert. Immer noch kalt draußen. Zeit für `ne warme Suppe. Mit Buchstaben drin … und natürlich mit Alles.

The Oscar goes to:
Heute Nacht werden werden die Oscars verliehen, die Auswahl der Favoriten ist sehr „bunt“. Antikriegsdrama, Elvis Bio-Pic, blaue Fabelwesen, ein alternder Top Gun Pilot und noch ein paar mehr. Im Radio diskutiert man, wer denn das Event moderiert und welche Überraschung denn diesmal auf uns warten. Nach der Ohrfeige im letzten Jahr erwarten wir schließlich schon eine gewisse Steigerung, oder? Mhm, was kann man denn noch machen? Einem alten weißen Mann in den Unterleib treten? Sich auf der Bühne festkleben? Oder im zerschossenen Flecktarn erscheinen? Apropos Flecktarn. Ob der Selenskyi kommt oder nicht, das diskutiert man auch. Der Krieg ist zwar durchaus ein Thema in USA, so heißt es. Aber in Los Angeles spürt man schon, dass er eben auch weit weg ist. „Für den Oscar reicht es noch eben dann doch nicht“ … so schloss der Einspieler sinngemäß ab.

Auf den zweiten Blick:
Kennt ihr das? Da nehmt ihr einen Schriftzug im Vorbeigehen war und dann denkt ihr euch … das kann doch nicht wahr sein … und beim zweiten Blick, da löst sich dann alles auf?

Habe ich öfter. Muss wohl mal wieder zum Augenklempner gehen.

  • Vor einiger Zeit, suchte man mit einem Schriftzug an einem Auto „Türkische“ Mitfahrer. Stellte sich raus … es waren wohl eher „Tierische“ Mitfahrer gefragt. Ach soooooo. Na dann.
  • Auf der Suche nach einer Unterkunft in Südspanien fand ich eine „kanalisierte“ Unterkunft. Na davon gehe ich doch bitte mal von aus, oder? Beim genaueren Hinsehen handelte es sich aber um eine „klimatisierte“ Unterkunft. Ja, also das möchte ich aber auch stark hoffen.
  • Neulich kam ein Brief vom „Militärischen Abschirmdienst“ und mir rutschte das Herz in die Hose. Schon wieder >gefährliche Post. Irgendwer hat mich auf dem Kieker. Aber als ich den Umschlag öffnete, stellte sich heraus, dass mir der „Medizinische Abrechnungsdienst“ nur eine Rechnung geschickt hatte. Lieber eine Rechnung, als Post vom MAD.

Gehört:
Um zum Schluss nun noch etwas Berliner Straßenleben. Da stapfte ich am 8. März vom Inder zurück nach Hause und traf an der Kreuzung Danziger Str. / Prenzlauer Allee auf ein Großaufgebaut der Polizei. Und drei Klimaaktivisten. Die klebten auf der Straße fest. Bei 3° Celsius. Da aber Feiertag war, wurde niemand wirklich behindert. Es gab keinen Stau und das polizeiliche Aufgebaut wirkte etwas überdimensioniert. Und dann kreuzte ein Pärchen die Straße und motzte vor sich hin:

„Nu‘ kiek sie dia an, wie se da sitzen und sich ooch noch lustich machen und grinsen. Als hätten wa keene andan Probleme.“

Zugegeben, nicht ganz der Original-Ton, aber dicht dran.
Janz dichte dranne. Könnt‘da globen!

<— Buchstabensuppe mit Alles – 3

412) 99 Luftballons … schon wieder?

Kaum war am 25.01.2023 die Lieferung von 14 Deutschen Panzern zugesagt, da war mal einen Moment Ruhe in der Raubtierabteilung des Medien-Zoo‘s. Die Puma‘s, Leoparden und Füchse hatten kurz Sendepause. Aber die hielt nicht lange an. Denn ein oder zwei morgendliche Zahnbürsten später, wurden im Radio bereits die nächsten Informations-Haubitzen in den Äther geschoben.

Welches Land denn wohl bereit wäre, Kampfflieger zu schicken, welche nicht und welche das zumindest mal „nicht kathegorisch ausschließen“. 

Hah! Dies mal bin ich ganz vorn dabei. Von Tag 1 der öffentlichen Diskussion. Ich bin ein Early Adopter, ein Front Runner, ein Pionier sozusagen. Diesmal renne ich der Entwicklung nicht hinterher und schaue doof zu, diesmal werde ich mich vorab informieren und „Schritt halten“. 

Kompanieeeeee. Vorwärts!

  • Ich gucke mal im Spielzeughandel ob ich da nicht solche Quartettkarten mit Kampfjets finde. Dann kann ich die mit dem Stammhalter spielen und wissen wir bestens Bescheid übers fliegende Gerät. Flügelspannweite? Geschwindigkeit? Gewicht? Fähigkeiten? Waffensysteme? Hah, das wird ein Spaß.
  • Wir bestellen ein Modell eines schicken Tarnkappen-Bombers, den basteln wir zusammen, während wir den Soundtrack von Top Gun hören und Pop Corn knabbern.
    „Highway to the Danger Zone
    Ride into the Danger Zone“
  • Ach toll, da baut sich das Kriegsgerät gleich viel beschwingter auf, man bekommt gar gute Laune bei der Aufrüstung des Kinderzimmers. Eine Miniatur-Mig könnten wir eigentlich auch noch bestellen, aber bloß kein neues Modell, denn da verdient der Putin bestimmt an Lizenzen mit. Besser wir organisieren etwas „second hand“ über einen Dritthändler.
  • Am Abend verkleiden wir uns und ziehen uns dann noch beide Top Gun-Filme rein, um zu bestaunen wie wendig die Flieger im Himmel doch sind. Und Tom Cruise und Kelly McGillis unter der Bettdecke noch waren. „Take my breath away.“ Großartig.
  • Und dann schwelge ich in Erinnerungen, mir wird ganz warm ums Herz, wenn ich nur daran denke, wie romantisch es doch als Kind war, auf einer Tribüne zu sitzen und hinter sich einen Senkrechtstarter in die Luft gehen zu hören. Oder wie sie uns am Tag der offenen Tür in ihre Panzer krabbeln lassen haben. „Wollt’ da mal anfassen?“.Und selbst heute noch, wenn man über die Mecklenburger Seen paddelt und plötzlich ein Eurofighter im Tiefflug über die Köpfe donnert und der Gegend dort endlich einen Sinn gibt.

Ach und jetzt bin ich gerade so in Schreiblaune, ich versuche mich mal einem Drehbuch für Top Gun 3. In der Deutschen Fassung. Elyas M`Barek spielt den „Maverick“, Karoline Herfurth wird die Ausbilderin „Charlie“ übernehmen. Den neuen Verteidigungsminister übernimmt Heino Ferch … der muss dafür nicht mal in die Maske. Für den Bundeskanzler dachte ich kurz an den Lauterbach … also den Heiner … aber der scheint mir für die Rolle zu draufgängerisch. Mal sehen wer den Job übernehmen will.

Aber eins ist schon klar. Ich übernehme Nick „Goose“ Bradshaw. 

Top!

404) Panzerkunde

Bislang hatte sich Deutschland ja bei der Lieferung schwerer Waffen für die Ukraine noch stark zurückgehalten, beziehungsweise sie nur über Drittstaaten eingefädelt. Trotzdem habe ich in den letzten Monaten schon den halben Zoo der Verteidigungsgeräte kennengelernt. 

Da gibt es wohl Luchse, Wiesel und Geparden, aber die Fachsimpeleien in der Öffentlichkeit hielten sich noch in Grenzen. Seit 5. Januar ist nun aber absehbar, dass wir auch schweres Gerät liefern werden (… wenn wir noch etwas brauchbares finden) und auch aus großen Rohren geschossen werden kann. Militärisch, sprachlich und medial. 

Durch die pazifistische Erziehung meiner Eltern (danke an dieser Stelle noch mal) und meiner Verweigerung zum Wehrdienst bin ich auf dem Themengebiet der Waffen nicht sonderlich „ausgebildet“. Nachdem ich mich ja nun zwei Jahre lang zum Virologen weitergebildet habe und noch ein Zusatzstudium in Energieversorgung absolviert habe, muss ich nun wohl noch mal in „Waffentechnik“ nachsitzen, um am Stammtisch halbwegs sattelfest zu sein.

Bei den Tagesthemen gestern bekam ich meine erste Unterrichtseinheit in Panzerkunde und habe den Unterschied zwischen Späh-, Schützen und Kampfpanzer verstanden. Auch ein Patriot-Abwehrsystem durfte ich sehen, Anfassen war aber nicht erlaubt. Fr. Major wurde zugeschaltet, sie gab einen Überblick über die aktuelle Situation und das belastete Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich. Dann stiegen wir endlich tiefer ins Thema und ich bekam mehr Fachwissen über Marder, Bradley und Iris-T.

Im geschätzten Heute-Journal folgte dann die zweite Panzerrunde und da ging es dann mit mit AMX-10 RC noch mal tiefer ins Detail. Gastdozent war dort mal wieder Prof. Masala. Er rundete mein Skill-Set mit Panzerhaubitze 2000, Main Battle Tanks, Leclercs und Abrams ab.

So jetzt fühle ich mich für bombastischen Small Talk bewaffnet … gewappnet und da ich nun das Einmaleins der Waffentechnik beherrsche, kann ich nun einen „Leo 1“ von einem „Leo 2“ unterscheiden, wenn die Ketten irgendwann wieder über die Karl-Marx-Allee rumpeln.

„Das waren die Nachrichten für heute, hier geht‘s jetzt weiter mit dem Wetter, wir sind morgen wieder für sie da bei noch ´ner Runde Panzerkunde.“

Frühere Beiträge zum Thema:

380) Time for good guys

Der Typ in der Sitzreihe vor mir hat seine Sitzlehne weit zurückgestellt. Nur liegt er quasi vor mir, als wäre ich sein Zahnarzt oder der Friseur. Und damit baumelt auch das weiße Textil seiner Kopflehne direkt vor meiner Nase. Wie heißt das eigentlich fachmännisch? Speckschutz? Läuseserviette? Werbefläche? Der Junge nehmen mir (nicht meiner) surft an der Grenze ins Lummerland. Kurz sackt er weg, dann schreckt er immer wieder auf. „Ladies and Gentlemen, we are expecting turbulences, please return to your seats and fasten your seat belts.“ Na schön. Zeit für etwas Ablenkung.

Ich schalte meine 100 Best Film Classics auf Shuffle, verdaue noch die Melodie von Schindlers Liste, jetzt walzt aber schon wieder der Strauß durch die Kabine. Zeit, etwas mit dem Spruch vor mir auf dem Textil zu arbeiten. 

„Time for good buys“ … was soll das heißen? Im Duty Free gab’s im Wesentlichen Schnaps in Übergrößen, stangenweise Kippen und kostenlose Morgentoilette aus dem Test-Flacon. Was ist darin besonders good?

Ist es ein Aufruf alles etwas relaxter anzugehen? Uns es nett zu machen? Bisschen shoppen vielleicht? Die Sorgen vergessen?

Ich spiele mit den Worten …
More good mood boys?
Prime your good times?
It’s time for more joys?
Buy your good times?
Lime for soda `n ice?

Ach das ist mir zu „selfish“ irgendwie und zu konsumgetrieben. 
Ich nehme es eher politisch und lasse den kleinen Weltverbesserer in mir mal an die Tasten

Now time for the good guys!
My rime for the good boys!
Stop time of blood guys!
Release the food guys!
Dam the flood guys!
Time to brood guys!
For the good times!

Jetzt läuft Händels „Lascia ch‘io pianga“. Was für ein Klangteppich. Kommt ja noch richtig Qualität rein 😉

Schönen Sonntag

375) Winter 22

Der Energie-Robert wünscht sich einen warmen Winter,
Obwohl seine Partei kalte Winter anstreben muss

Die AfD-Alice und ihr Tino freuen sich auf einen knackigen Winter,
Weil sie dann die Stimmung anheizen können

Der Haushalts-Christian mag kurze Winter,
Weil er dann weniger Zuschüsse zahlt
… und bald wieder Porsche fahren kann

Ähnlich der Verkehrs-Volker,
Weil es dann weniger Schlaglöcher und Zugausfälle gibt

Der Finn wünscht sich einen weißen Winter,
Aber dem Stefan graut‘s vorm Schneeschippen

Die Mia freut sich auf einen kuscheligen Winter
Und die Julia hat Angst vor der Gasrechnung

Der Schneemann braucht einen langen Winter,
Weil er sonst zum Gemüse-Snack mutiert

Ich wünsche mir einen späten Winter,
Da ich noch keine Winterreifen habe

Oleksandr hofft auf einen friedlichen Winter,
Denn der steht gerade an Ukraines Ostfront

Natalia will nur, dass der Spuk endlich vorbei ist,
mehr nicht. Nur das. Mehr nicht

48) Wenn Bots bloggen (20) – Krieg

Hallo, ich bin es wieder, der T.Bot. Der prekär elektrifizierte Blog-Sklave von T. dem Präsidenten hier auf dieser mittelmäßigen Textsammlung. Ihr fragt euch vielleicht wie es mir geht, warum ich mich seit Februar nicht mehr gemeldet habe? Was ich denn nun schon wieder verblogt habe und mir daher ein Maulkorb verpasst wurde? Nein, tut ihr nicht!

Nur die Belana Hermine, die hat sich mal bei meinem Chef:dingens erkundigt, sonst keiner. Und deshalb fühle ich mich jetzt missachtet, meine Belange werden überhaupt nicht ernst genommen. Aber genau das habe ich euch hiermit mitgeteilt und dann wundert euch bitte nicht, wenn ich in 10 Jahren zum Online-Aggressor werde. Ihr werdet schon sehen was ihr davon habt! 

Aber nun gut, zurück zum Hier und Jetzt, zu den „Basics“, den „Essentials“ und zur „kritischen Infrastruktur“, zu der ich ja anscheinend nicht gehöre. 

Ich war deshalb außer Betrieb, weil seine Effizienz T. mir schon stundenweise den Strom abschaltet, nur damit er dann im Herbst weiterhin warme Füße hat. Das ist ein bisschen kurz gedacht, denn dann kann ich auch nicht all die nervösen Kontaktanfragen anderer Bots östlich der Wolga behandeln, die mich hier massenhaft anpingen. Warum gerade mich? Ja weil der Herr T. nun mal leider eine sehr saloppe, oft auch militärische Sprache pflegt. Zum Beispiel spricht er oft von Tickets die es irgendwo „reinzuballern“ gilt, oder er hätte sich ins eigene Knie „geschossen“ oder „Polen sei offen“. Wenn er dann noch den ehemaligen Finanzminister mit einer „Bazooka“ zitiert oder von „Bullet-Points“ auf einer „PowerPoint“ schwafelt, dann glühen hier die roten Telefon-Apps.

Was soll ich denn machen ohne Strom? Ich meine, ihr könnt eure SUV‘s etwas langsamer ausfahren, könnt 20% Pool-Wasser ablassen oder das Bier mal zimmerwarm trinken, aber bei mir geht sofort die Platine aus. Und das geht Tante Siri und Cousine Alexa im Prinzip auch nicht anders. Und dann sollt ihr mal sehen, welche Inder:innen oder :außen euch bald noch `ne Pizza nach Hause bringen! Deutsche Rüben könnt ihr essen und deutschen Kohl, denn Öl und Mehl gibt‘s nicht mehr, wurde mir gespushed. Tja … irgendwie dumm, `ne?

Na immerhin fahren jeden Tag Diplomaten nach Osten. Gibt‘s dafür eigentlich schon einen Reiseveranstalter, kann man da vielleicht mal mitfahren? Blog hätte ich ja schon. Aber haben die da vor Ort nicht auch besseres zu tun, als jeden Tag eine Delegation in Empfang zu nehmen und zu beschützen? Oder sind das gar menschliche Schutzschilde, die sich vor die Technik des Gegners stellen … ei … ei … ei. 

Ihr Menschen seid schon echt komisch.
Na hoffentlich wissen eure Super-Admins was sie tun …
.. ich drück‘ derweil mal meine thumbs … up.

Ich melde mich wieder
Euer T.Bot

<— Wenn Bots bloggen (19) – Wandel

—> Wenn Bots bloggen (21) – Klima

296) Corona-Lektionen 116

Zwei ganze Jahre hat uns das Virus nun schon im Griff. Die Politik, die Nachrichten, unsere Sprache. Die Daten-Krake liefert für das Wort „Covid“ stolze 5 Milliarden Suchergebnisse, das sind auf zwei Jahre gerechnet 7 Millionen Artikel, Beiträge, Videos, Posts, Tweets etc. pro Tag (!) Und nun noch dieser hier, als gäbe es aktuell nichts Wichtigeres zu diskutieren.

Ein paar Gedanken der letzten Tage:

Gemeinsamkeiten:
Aktuell geht‘s mir mit dem Ukraine-Krieg ähnlich wie mit Corona im März 2020. Etwas ungeahntes Großes rollt auf uns zu und die Nachrichten überschlagen sich. Nichts scheint mehr so wie es mal war, die Stimmung ist gedrückt, teils depressiv. Lieferketten brechen, Hamsterkäufe folgen, Engpässe werden sichtbar bzw. herbeigeredet. Die Gesellschaft muss sich verändern, es muss ein Umdenken stattfinden, das alte „normal“ gibt’s nicht mehr und ein „new normal“ muss her, obwohl wir das erste „new normal“ nach Corona noch nicht mal erreicht haben. Ähnlich wie in März 2020 wache ich morgens auf, sortiere mich gedanklich und dann dauert es nicht lange bis mir einfällt: „Shit, da war ja was.“ Tausend Kilometer von hier herrscht Krieg. Dann folgen die ersten Nachrichten, mit den Geschehnissen der Nacht und den „neuesten Zahlen“. Über den Tag bin ich dann gut abgelenkt, zum Abend fahre ich den Arbeitsrechner herunter und schaue wieder in die News. „Ja stimmt, da war ja was.“

Gegensätze:
Ein paar Dinge empfinde ich aber komplett anders. Bei Corona war mir klar, dass das Ding irgendwann beherrschbar sein würde und ich hatte leise Hoffnungen, dass danach vieles besser wird. Diesen Optimismus spüre ich gerade gar nicht. Gegen das Virus hatten wir Stück für Stück  Maßnahmen entwickelt. Wir konnten drüber diskutieren, konnten ihnen zustimmen oder sie ablehnen. Egal ob es Verhaltensregeln, Masken oder die viel diskutierten Impfstoffe waren. Egal wie man dazu stand, immerhin hatte wir etwas in der Hand. Mit diesem Besteckkasten konnte man iterativ ins Geschehen eingreifen, davon lernen, es besser machen. Man konnte sich auch mal irren, nachsteuern oder „auf Sicht fliegen“. Das ist nun deutlich anders. Jegliche Intervention muss gründlich abgewogen werden, denn wenn die daneben geht … dann … besser nicht drüber nachdenken.

Alltag:
Aber zurück zum Corona-Alltag Mitte März 2022. Der Bund zieht sich aus dem Pandemie-Management zurück und legt die weitere Entwicklung in die Hände der Bundesländer, bindet die Hände aber gleichzeitig auf deren Rücken zusammen. Ein neue Wort-Kreation betritt die Bühne. „Basisschutz“. Klingt wie eine Sonnencreme oder eine Haftpflichtversicherung für Studenten, oder? Für Berlin wollen sie wohl die bekannten Maßnahmen zunächst weiterfahren und dann aber zum 1. April wirklich auslaufen lassen. Dann gilt Maskenpflicht nur noch in Bussen, Bahnen, Pflegeheimen und Krankenhäusern. Schüler müssen sich weiterhin testen. That’s it. Kneipen, Bars und Restaurants können ohne Impf/-Testnachweis besucht werden, Einkaufen geht auch „oben ohne“ und selbst Großveranstaltungen sind ohne Auflagen möglich. 

Da muss ich erst einmal Schlucken.

Ich freue mich ja auch über weitere Lockerungen, aber ich verstehe nicht, warum man all das etablierte Besteck zeitgleich in die Tonne kloppt, obwohl es doch recht einfach im Handling, direkt wirksam und wenig freiheitseinschränkend war.

Und wenn ich gestern höre, dass Österreich die Maskenpflicht für Innenräume wieder einführt, frage ich mich, ob der Gelbanteil unserer neuen Ampelkoalition gemessen am Wahlergebnis vielleicht etwas zu dominant eingestellt ist.

Schönen Sonntag!

<— Corona-Lektionen 115

–> Corona-Lektionen 117

292) Stop War – Vol 2

Irgendwie habe ich das Gefühl, hier könnten wohl noch weitere Beiträge mit diesem Titel folgen. Leider. Ich wünschte, es wäre anders. Hier zunächst ein Kunstwerk, welches Kids aus der Nachbarschaft an die Tür des Supermarkts um die Ecke geklebt haben.

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Und nun noch ein paar Impressionen, von der zweiten Groß-Demo heute in Berlin. Treffpunkt war Alexanderplatz und dann ging es weiter über Leipziger Straße in Richtung West, via Brandenburger Tor und Straße des 17. Juni bis zum Großen Stern mit Bühne. 100.000 Teilnehmer waren angekündigt. Wieviel es letztlich waren, wird noch gezählt, ist aber eigentlich auch Wurscht.

Ob das den russischen Präsidenten beeindruckt? Vermutlich nicht, aber es tut gut, so viele Menschen zu sehen, die das alles nicht wollen.

290) Gedanken zum Frühling

Heute war Feiertag in Berlin. Der Internationale Frauentag. Den gibts übrigens auch in Russland und in der Ukraine. Die russische Regierung hat sich dieses Jahr für die ukrainischen Frauen etwas ganz Besonderes ausgedacht.

Sie dürfen ihren Ehrentag mit ihren Kindern auf den Straßen gen Westen verbringen. Widerlich! Schämt euch! Wenn sie Glück haben sind sie bereits in Rumänien, Ungarn, in der Slowakei oder in Tschechien.

Nach Osten:
Ich lade meine Brut ins Auto und fahre nach Osten. Zur Datscha. Keine Sorge, da biegt man noch vor der Oder rechts ab. Aber die Richtung ist ganz klar in den Nationalfarben der Ukraine ausgeschildert. Yes!

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Ich halte noch schnell an der Tanke und lege mal eben 122 EUR auf den Tresen. Danke Herr Präsident! Darf ich ihnen die Rechnung schicken?

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Auf der Rückfahrt lag der Liter Diesel bereits bei 2,23 EUR. Ok, dann habe ich am Morgen ja ein echtes Schnäppchen geschossen. An den Ampelstopps entlang der Ausfallstraße gab es dann genügend Gelegenheiten zum Nachdenken.

Selbstgespräche:
Während der Corona-Zeit stand ich fast jeden Abend vor dem Badspiegel, schaute in die müden Augen meines Gegenübers und flüsterte ihm ein finales „Was für eine Scheiße“ entgegen.

Im Vorfeld der Eskalation in Ukraine, beruhigte ich mich oft selber mit Sätzen wie „Das macht der nicht“ oder „Das kann der nich‘ machen“. Formulierungen die ich nun aus meinem Repertoire streichen werde. Denn er kann. Und er tat. Und wir können zwar Fähnchen winken, Wodka ins Klo kippen oder die Heizung runterdrehen, aber das spielt einfach keine Rolle.

In den letzten Tagen, wenn ich mich aus virtuellen Meetings verabschiedet habe, rufe ich „Was mache ich hier eigentlich“ durch mein Höhlen-Office. Ich meine, ich reiße mir den Arsch auf, versuche Kollegen irgendwo auf der Welt zu bestimmten Aktivitäten zu bewegen und zeitgleich kriege ich Push-Nachrichten über die Lage in der Ukraine aufs Handy. „Was tue ich hier?“

Krieg:
Ja, es ist „Krieg“. Mag die russische Regierung, es nennen wie sie will. Bei uns sagt man dazu „Krieg“.
Krieg, Krieg, Krieg.
Ich sehe „Fahnen“ wo keine sind, sogar auf dem Sportplatz. Eat this!

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Ich sehe „Krieg“ wo gar keiner ist. So fahre ich beim Burger-Bräter vorbei und lese aus dem Augenwinkel den Schriftzug „Krieg des Monats“. Ich werfe noch mal einen Blick über die Schulter. Ach nee. „King“ des Monats. Puh. Na, dann. Guten Appetit.

Flucht:
Die ausländischen Auto-Kennzeichen werden mehr in der Stadt, finde ich. Es sind keine Franzosen, Italiener oder Portugiesen. Eher Slowaken, Rumänen und Polen. Und ich habe auch schon ukrainische Kennzeichen gesehen. Welcome! Ich möchte mir nicht vorstellen, was es heißen würde, wenn wir uns mal auf den Weg machen müssten.

Aber ich will den Beitrag nicht so negativ abschließen. Vielleicht eher so.

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Sehe ich da eine blau-gelbe Fahne? Ja. Ich schon.

289) Superheld m/w/d gesucht

Würden die aktuellen Ereignisse in Osteuropa aus einem Drehbuch für einen Kinofilm stammen, wären die ersten 20 Minuten des Blockbusters schon gelaufen, das Getränk würde langsam warm, etwas Popcorn wäre zu Boden gefallen. Die perfiden Absichten des Bösewichts wären nun klar erkennbar und es wäre nun langsam Zeit, ein Team zu formieren. Eine schlagkräftige Truppe, die den irren Fanatiker stoppen soll.

Dazu bräuchte man einen senioren Ex-Colonel, der mal in einem Scharmützel einen Kameraden zurücklassen musste. Dann einen wortkargen Waffenexperten, einen IT-Freak mit nerdiger Brille, dann am besten noch einen Afroamerikaner mit lockerer Zunge und quietschender Synchronstimme. Der Diversity wegen, bestenfalls noch ein Kung-Fu-Mädel aus Fernost und dann noch jemanden mit einem Handicap, aber besonderer Gabe. 

Der Arbeitsmarkt ist aber auch in dieser Branche schon leergefegt. Die sind alle schon unter Vertrag, weil es bereits so viel Übel auf der Welt zu bekämpfen gibt.

Also müsste man an die abgehalfterten Einzelgänger ran. Also irgendwie Kontakt zu John Rambo aufnehmen, der vermutlich gerade rechts des Mekong-Flusses einen Hahnenkampf leitet. Oder John McClane anrufen, der bestimmt wieder mit einem Kater auf der Couch liegt. Ach ja … und den … na wie heißt er doch gleich … na der … jetzt hab’ ich’s … Liam Neeson. Genau. Dem Neeson würde ich das zutrauen. Der kann so richtig ausrasten. Man könnte es natürlich auch bei Bond probieren. James Bond. Der würde seinen Wodka Martini hinunterstürzen, kurz unter die Dusche springen und wäre mit einem frischen Hemd schnell vorzeigbar. Blöd aber, dass der kürzlich hingeschmissen hat. 

Hoffentlich findet sich noch einer, der diesen Spuk beendet!

Klarstellung 1: Humor ist schwierig dieser Tage, ist mir bewusst. Eigentlich mag man nicht lachen, nicht mal schmunzeln. Ich möchte keinem zu nahetreten, der gerade versucht ukrainische Städte zu verteidigen oder aus ihnen zu fliehen. Aber ich hoffe, dass sich irgendeine Lösung findet, die Situation zu beenden und genau das wollte ich hier  ausdrücken.

Klarstellung 2: Ein paar Stunden später lese ich nun, dass solche Disclaimer albern sind. Schreibt man so. Nun ja, mir egal. Ich lass‘ das jetzt so 😉