303) Künftige Generationen

Man mag ja den Heranwachsenden heute gern mal nachsagen, etwas bequem zu sein, wohl behütet, in Watte gepackt und von ihren Helikopter-Eltern mit all dem versorgt, was unsere Everytime-and-Anywhere-Welt so hergibt. Das alles kriegen sie auf dem „Tablet“ serviert und haben eigentlich nur noch die Qual der Wahl.

Stimmt zwar nicht, aber so passt es besser in die Schublade der Erwachsenen. Und da nehme ich mich auch nicht aus. Und wenn sie sich dann noch einen Fauxpas in der Kommunikation über Social Media leisten, dann kann man wunderbar auf ihnen herumhacken. Statt auf ihren schlechten Beratern, die vermutlich eher der älteren, weisen, Generation angehören.

Aber mal ehrlich, wenn ich heute noch einmal Teenie wäre und würde nur mal 20 Minuten den Nachrichten lauschen, da hätte ich aber ganz schnell genug. Da ist dann schnell von den „künftigen Generationen“ die Rede, die das alles mal richten werden. Da kann man erleichtert sein, wenn das „jemand“ übernimmt, aber die Kids sind nicht doof und haben vermutlich schon verstanden, dass der Finger auf sie zeigt, inklusive deren Kinder und Enkel.

Denn:

  • „Künftige Generationen“ müssen die Renten einer alternden Gesellschaft erwirtschaften UND ihnen dann noch eine halbwegs passable Pflege ermöglichen.
  • „Künftige Generationen“ müssen mit einem Klimawandel klarkommen, den andere Generationen vor ihnen verursacht bzw. nicht ausreichend verhindert haben.
  • „Künftige Generationen“ bekommen zusätzlich einen hübschen Schuldenberg vererbt, der mindestens mal aus Unwetterkatastrophen, Pandemie-Management und Ukraine-Krieg resultiert. 
  • „Künftige Generationen“ müssen Wege finden, der wachsenden Erdbevölkerung zu begegnen, es muss für alle Unterkunft und Nahrung gefunden werden.
  • „Künftige Generationen“ müssen die Schere zwischen Arm & Reich schließen, denn wenn nicht, führt das zu Unruhen, Krieg und Völkerwanderungen.

Fazit: Das waren jetzt mal nur fünf Herausforderungen, da wären sicher noch mehr zu nennen und die ein oder andere Überraschung springt ja auch noch aus jedem siebtem Ei.

Aber wenn ich heute dreizehn wäre …
… dann wäre ich auch ziemlich sauer …
… und auch laut.

Liebe Teenies, ich hätte es vielleicht besser zur Beginn sagen sollen:
Besser ihr lest das nicht 😉

249) Das Jahr 2050 – Teil 3

Ich bin’s noch mal mit einem weiteren Beitrag zur Hörversion des Buches „Deutschland 2050“ von Nick Reimer und Toralf Staud. Besonders das Interview mit Herrn Staud am Ende des Buches hallt in mir nach. Seit dem kreisen mir so viele Gedanken durch den Kopf. 

Eine kleine Auswahl:

Alles anders
Verhältnisse die bislang als erstrebenswert oder gut investiert galten, wie z.B. Dachgeschoss, Südbalkon und bodentiefe Fenster, abgesenkte Bordsteinkanten, Verzicht auf Straßengräben und Vermeiden von Klimaanlagen müssen umgedacht werden. Bisherige Bauvorschriften, Material-Standards, Normen und Bepflanzung gehen von einem Deutschland mit kühleren Temperaturen und regelmäßigem Regen (… nicht Wolkenbrüchen …) aus. Und wir können nicht einfach so auf den Süd-Europa-Modus umschalten, weil es immer noch empfindlich kalt werden kann.

Neue Energien
Alternative Energien sind natürlich sehr sexy, nur leider extrem wetteranfällig. Wir sollten nicht nur diskutieren, „ob“ und „wo“ man sie aufstellt oder eben nicht, sondern eher wie man sie schützt. Nach Sturm-und Hagelschäden an Windrad und Solardach, können wir nicht mal eben den konventionellen Strom dazuschalten, weil es den dann einfach nicht mehr gibt. Wie soll der deutsche Elektro-SUV dann zum Discounter kommen?

Latenz
Man geht davon aus, dass ein Klima mindestens 30 Jahre braucht, um auf eine Veränderung zu reagieren. Das heißt, wir erleben gerade das Klima, was wir vor 30 Jahren verbockt haben. Anfang der Neunziger Jahre, mit 5,3 Milliarden Menschen, einer Zeit von eher regionaler Wirtschaft, weniger Transport und noch ungekannter Computer-Technik. Unser Lebensstil von heute wird sich in 2050 revanchieren, der von 2000 bereits 2030, also in circa neun Jahren. Mit gut 8 Milliarden Menschen auf der Kugel wohlgemerkt.

Kosten
Man ist sich einig, dass „Klimaschutz heute“ zig-mal billiger ist, als „Klima-Schäden später“. Sagt sich so leicht und ist ja auch logisch. Aber wo sind diese Investments? Und wer zahlt die? Und wann sind die Vorhaben jemals beplant und auch implementiert? Wir müssten ja bereits heute massiv etwas unternehmen, damit die Effekte aus dem Buch in 2050 auch nur im „Best Case“ eintreten.

Momentum
Wie soll sich die ganze Welt, oder selbst auch nur ein Staatenbund jemals einig werden, wann, wie, wo und was zu tun ist, um dagegenzusteuern. Und wie sollen die Menschen mitgenommen werden, die heute bei jedem Verzicht nach „Freiheit“ und „Grundrechten“ schreien und ja größtenteils noch nach Wachstum, Wohlstand und Selbstverwirklichung streben. Und wer stellt sich dann vor‘s Volk und verkündet die unbequeme Wahrheit?

Schwerst ratlos.

<—Das Jahr 2050 – Teil 2

248) Das Jahr 2050 – Teil 2

Wie vor ein paar Tagen gepostet, hat mich das Buch „Deutschland 2050“ von Nick Reimer und Toralf Staud kalt erwischt. Oder sollte ich doch lieber sagen „heiß“ erwischt? Ich will hier nicht das ganze Buch wiedergeben, nur ein paar Stichworte notieren und euch empfehlen, das Buch zu lesen oder zu hören.

Vorab schon mal: „Zieht euch warm an“ … oder besser doch nicht …:

Kapitel 1-3:
—> Teil 1 des Beitrags

Kapitel 4 „Wasser“:
—> Starkregen und Überflutungen im Wechsel mit Dürren und Wasserknappheit

Kapitel 5 „Wald“:
—> 
Waldsterben, Waldbrände, Zerstörungen, Rauch, Atembeschwerden

Kapitel 6 „Städte“:
—> Hitze, Smog, mangelnde Kanalisation, Flächenversiegelung, fehlende öffentliche Kühlräume

Kapitel 7 „Küsten“:
—> Erosion, Eisschmelze, Anstieg Meeresspiegel … wer etwas „spielen“ mag kann sich hier mal die Simulationen anschauen https://sealevel.climatecentral.org/maps/

Kapitel 8 „Verkehr“:
—> Verkehrskollaps, Infrastrukturschäden bei Bahn, Straße und Schifffahrt, gigantische Mehrkosten für Unterhalt und Aufrüstung

Kapitel 9 „Wirtschaft“:
—> Lieferketten und Warenströme unterbrochen, Knappheit an Rohstoffen, Kühlung von Industrieanlagen, Überhitzung von Leichtbauhallen, Havarien, Produktionsausfälle

Kapitel 10 „Landwirtschaft“:
—> Metan-Ausdünstungen der Viecher, Ernteausfälle, Schädlinge, Spätfröste, neue Sorten müssen gefunden und Bauernregeln neugeschrieben werden, das „flüssige Gold“ der Zukunft ist nicht mehr der Wein, sondern das Wasser. Schluck

Kapitel 11 „Energie“:
—> 
Unterbrechung der Energieversorgung, wenig stabiler Wind, mehr Sturm, Hagel auf Solar-Dächern, instabiler Boden, steigende Energiebedarfe durch elektrische Mobilität, Klimaanlagen und Server-Parks 

Kapitel 12 „Tourismus“:
—> 
Viktoriafälle trocken, Sandstrände verschwunden, Ski-Paradiese, Luftkurorte, Tauchreviere futsch, Bangkok unter Wasser, Jakarta und Venedig komplett weg, Mittelmeerraum unerträglich heiß, Erholungsurlaub im Norden hat Konjunktur

Kapitel 13 „Sicherheit“:
—> Feuerwehren überfordert, Katastrophenschutz aus dem letzten Jahrtausend, Waldbrände, Hagel, vermehrte Blitzeinschläge, Zwischenstaatliche Verteilungskämpfe, Arktis-Konflikt unter NATO-Beteiligung, Food Riots, Ungekannte Migrationen und Menschenströme in mildere Gefilde …

…. ich höre jetzt mal besser auf.

Ich muss das erst einmal sacken lassen, aber eines wird klar, es wird verdammt ungemütlich hier bei uns. Und noch einmal sei gesagt, dass es sich bei dem Buch nicht um Science Fiction handelt

Mir ist völlig schleierhaft, wie wir diese Baustellen als Gemeinschaft meistern und bezahlen wollen, wenn wir noch nicht einmal so einen blöden Virus „trockenlegen“ bzw „ausräuchern“ können.

Ich melde mich noch einmal dazu

<— Das Jahr 2050 – Teil 1

—> Das Jahr 2050 – Teil 3

Reisen 6.0 – Teil 6

Fortsetzung…

Noah saß vor dem schwarzen Kunststoffkasten, den er vor wenigen Minuten ausgepackt und mit den ersten Einstellungen versorgt hatte. Hunderte Reiseziele warteten nun darauf, entdeckt zu werden. 

Er beschloss, nicht auf Yumi zu warten, sondern sich in dieser neuen Welt schon einmal etwas umzusehen. Er tippte auf „Entdecken“ und unmittelbar vor ihm entstand eine Weltkugel in seinem Zimmer. Mit einfachsten Gesten rollte er die blaue Kugel und überflog Länder, Inseln oder Gebirge. Er hielt kurz in Australien. Mit einem gut gelaunten „G`Day“ baut sich ein Australier vor ihm auf und beginnt, den Kontinent für eine Reise anzupreisen. Aber er rollte wieder zurück in Richtung Südostasien. Thailand … Sri Lanka … Indien. Ja warum nicht noch einmal Indien, war doch die letzte VTS-Reise mit Yumi in guter Erinnerung. Anstelle des Australiers erschien nun ein Inder, mit stolzem Bart und rotem Turban in seinem Zimmer. Auch er bewarb verschiedenste Trips und versprach höchste Individualität. Gleichzeitig nahmen Feuchtigkeit und Temperatur merklich zu. Gerüche von Gewürzen, Blüten und Sandelholz strömten aus dem Kasten. Noah gestikuliert ein OK, aber gleichzeitig zweifelt er, ob sich hinter der neuen VT@Home-Box nicht einfach die Heimvariante der bisherigen VTC verbarg. Aber nein, da schien mehr möglich zu sei. Die Konfiguration der VT@Home-Box ermöglichte neue „Experiences“, die so im Virtual Travel Center technisch unmöglich waren. Eine lange Liste von grünen Schiebereglern ließ die Reise nach Belieben „customizen“. Auf der linken Seite das europäisch vertraute, rechts dann das andere Extrem. 

Ein Auszug:

Reichtum—————Bittere Armut
Sauberkeit——-——Übelster Dreck
Sicherheit——-——Kriminalität
Rücksicht—————Egoismus
Null Bettler—-——Überall Bettler
Mücken———-——Kakerlaken,Schlangen

Warm——————Superheiß
Würzig———-——Mega-Scharf
Schön still————Immer laut
Fix-Preis—————Handeln

H&M——————Market
Aldi————-——-Market
DM———————Market

Noah flog über all die „Settings“. „Der Slogan Incredible India scheint durch Customizable India abgelöst worden zu sein“, brummelt er vor sich hin. Also, dass man sich seine Reise modular zusammenstellt, das gab’s ja auch schon früher bei den „alten“ Reisen, aber sich selbst das Land nach Belieben zu konfigurieren wie einen Frozen Yogurt oder Hamburger, das war nun neu.

Was soll er nun machen, fragt er sich. Alle Schieber auf links? Das wäre zu öde und dann könnte er auch gleich zum Asia-Imbiss um die Ecke gehen. All die Schieber nach rechts? Das wäre für Yumi zu viel und für VTS-Reisen wohl geschäftsschädigend. Sollte er überhaupt auch nur einen einzigen Parameter verändern? Dann hätte das kommende Reiseerlebnis ja gar nichts mehr mit der „Realität“ zu tun. Also entschied er sich für den „Standard“. Schließlich wolle er Indien so erleben, wie es wirklich ist. Aber es gab auf den ersten Blick auch keinen Button der „Standard“, „Default“ oder „Normal“ hieß. Nicht einmal „Varianten“ oder „Favoriten“ anderer User. 

<— Reisen 6.0 – Teil 1

<— Reisen 6.0 – Teil 5

—> Reisen 6.0 – Teil 7

52) Klimanotstand

Im Auto-Radio lernte ich heute ein neues englisches Wort kennen. Es nennt sich „Extinction“. Übersetzt wird es mit Ausrottung. Auslöschung. Vernichtung. Untergang.

Nee, Freunde. Hier geht‘s aber nicht um den Elefanten, den Tiger oder das Nashorn. Es geht um uns. Menschen.

Du. Ich. Abspann. Ende.

  • „Extinction Rebellion legt Großen Stern und Potsdamer Platz lahm“, so hieß es heute auf www.welt.de
  • „Extinction Rebellion: Umweltaktivisten errichten Klimacamp vor Kanzleramt“, schreibt www.zeit.de
  • „Extinction Rebellion: Rackete will „ökologischen Notstand“ ausrufen“, schreibt www.focus.de

Wikipedia erklärt den Klimanotstand wie folgt:

„….Die Erklärung des Klimanotstands (englisch „Climate Emergency“) ist ein Beschluss von Parlamenten ….  oder Verwaltungen … , mit dem sie erklären, dass es eine Klimakrise gibt und dass die bisher ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen, diese zu begrenzen.[1] Es geht somit um den Umgang mit der menschengemachten globalen Erwärmung..“

Und was sagt dazu Bundeskanzleramtschef Braun laut RBB-Radio-Welle dazu?

„ … Das Ausrufen des Klimanotstands sei in der Verfassung nicht vorgesehen …“

Ach so. Na dann. Weiter wie bisher.

 

PS: Sorry, für diesen kurzen, vielleicht auch wenig fundierten Beitrag, aber dieses Statement hat mir heute auf der Autobahn einen Riesenlacher beschert.

 

39) Klimalüge, und dann?

Ein Impuls zum Sonntagabend:

Verfolgt man die aktuellen Diskussionen um unser Klima, hört man immer wieder Stimmen, die behaupten, dass es gar nicht nachgewiesen sei, dass der Klima-Wandel von uns Menschen verursacht ist. Ich bin kein Wissenschaftler, kenne mich da nicht aus. Aber mich macht so eine Argumentation rasend.  

Aber jetzt mal angenommen, es wäre wirklich so. Die Creme de la Creme der Wissenschaftler würde heute Abend in der Tagesschau erklären, dass alles ein Irrtum war. Ein blöder Rechenfehler. Kann mal passieren.

Was würden die Menschen morgen tun?

Und welchen Unterschied macht es denn?

Schönen Sonntag noch und bis morgen dann

22) Bikesharing

Der hier nun nachfolgend beschriebene Trend in unserer Stadt basiert gleich auf zwei egoistischen Fundamenten. Zunächst begann alles mit Bikesharing-Anbietern, die ihre Fahrräder an entsprechenden Stationen, quer im Stadtgebiet verteilt, anboten. Eigentlich eine tolle Idee. Kann man doch zu einer Station in der Nähe gehen und auf ein Fahrrad umsteigen. Dann, es war wie über Nacht, wurde die Stadt auf einmal von orangenen Fahrrädern überschwemmt, die plötzlich an jeder Ecke standen. Wer hatte die da alle abgestellt? Wo kommen die alle auf einmal her? Und kurz darauf folgten dann noch grüne Räder und dann auch noch gelbe Ausführungen. Und zwar in echten Mengen bzw. Massen. Die Räder waren technisch so ausgestattet, dass man sie quasi überall anmieteten und dann, dank eines integrierten Ständer, wieder stehen lassen konnte. Egal wo man wollte. Sie waren nicht mehr an eine Station gebunden. Für die einen war das vielleicht super-bequem und hip. Andere empfanden es wiederum als das größte Metallwaren-Lager der Stadt. Ich würde mich zur letzteren Gruppe zählen. Natürlich braucht eine Großstadt neue Konzepte, um den Verkehr zu meistern, aber so etwas planloses und ignorantes? Die Anbieter stellen ihre Räder einfach auf öffentlichem Straßenland ab und überlassen das Metall sich selbst und der Schwarm-Intelligenz der Kunden. Die Fahrer, die anscheinend pro Kilometer bezahlen, scheuen jeden weiteren Meter zu einer geeigneten Abstellgelegenheit zu fahren und lassen das Rad am Platz ihrer Ankunft einfach stehen. Wenn es an einer Hauswand oder an einem Baum abgestellt wird, kann man noch von Glück reden. Bei uns im Viertel stehen die Räder mitten auf der Wiese, in bunter Mischung vor dem Kino oder auf Verkehrsinseln. Manchmal sehe ich sie auch hochkant in Müll-Tonnen stecken, im Park-Teich schwimmen oder völlig demoliert im Gebüsch liegen. Wer hat das genehmigt? War die Entwicklung nicht abzusehen? Und werden all die Räder jemals einen Kunden finden? Hat bei der Stadt jemand eine Öko-Quote zu erfüllen?

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