56) Abwärts – Vol 3

30.04.2023. Noah lümmelt auf der Couch. Er nippt an einem Bier. Die Augen werden langsam schwer, aber er will noch die Spätnachrichten sehen. Der Moderator Christian Sievers eröffnet die Sendung mit dem 30-jährigen Jubiläum des Internets und interviewt im Anschluss eine KI namens Jenny. Noah reibt sich die Augen. Cool gemacht. Ein KI-Experte ist zu Gast und kommentiert das Ganze.

30.04.2028. Noah lümmelt auf seinem Multifunktionsmöbel. Er nippt an einer hopfenbasierten Nährlösung. Die Augen werden langsam schwer, aber er will noch die Spätnachrichten sehen. Der Virturator Chris S. eröffnet die Sendung mit dem 35-jährigen Jubiläum des Internets und interviewt im Anschluss wieder diese Jenny. So wie die letzten Jahre. Experten kommen nicht mehr ins Studio. Zu aufwändig. Zu teuer. Zu unberechenbar.

03.04.2033. Noah liegt in einer Nährlösung. Er muss noch die Pflichtfilme im Spätprogramm sehen. Alle Menschen müssen das tun. Damit sie nicht vor Langeweile durchdrehen. Das hat das Ministerium für Kultur und Digitalisierung mal verordnet. Nachrichten gibt es schon einige Jahre nicht mehr, denn es geschieht ja auch nichts Nennenswertes über das sich berichten liesse. Den Virturator Chris S. hatte man bald wieder deinstalliert, er war nur als Brückentechnologie gedacht. Jenny ist mittlerweile Bundespräsidentin und spricht einmal im Monat zu den Konsumenten…

Noah‘s Smart Phone macht „bling“ und er schreckt von der Couch hoch.

Yumi: Hey, wie geht‘s?
Noah: Abwärts

Yumi: Wieso?
Noah: Der Sievers hat eine KI interviewt

Yumi: Alles nur hype
Noah: Weiß nich

Yumi: Warum?
Noah: Hab geträumt

Yumi: „Was denn?
Noah: Von Jenny

<— Abwärts – Vol 2

435) Strampeln in der Zukunft

Der / die / das ein oder andere lesende Subjekt hat schon mitbekommen, dass ich mir eine Art „Hometrainer“ fürs Homeoffice gegönnt habe. Wenn ich schon den ganzen Tag vor dem Rechner sitze, dann kann ich nebenbei auch ein paar Kalorien verbrennen.

Manch andere Kollegen laufen bei der Arbeit auf einem Walking Pad, das Bild wackelt mir aber zu sehr, wenn deren Kamera an ist. Da ist mir Strampelvariante etwas stabiler. Es gab schon Anfragen, ob ich damit auch Strom erzeugen kann … leider nein … ich würd’s aber machen 😉 Aber darum geht’s heute nicht.

Da ich nun bei der Arbeit strampeln kann, kann ich das auch in meiner Freizeit machen. Und vielleicht dann noch nebenbei endlich mal mit der Serie „Black Mirror“ beginnen (… ich Spätzünder ich …).

Gesagt. Getan. Großartig die Serie! Genau mein Geschmack und sehr passend zu meinen Alter Ego Noah und seinem  >Arbeitsalltag und seinen >Reisen in der virtuellen Welt.

Also sitze ich auf meinem Home Trainer und bereits in Staffel 1, in der Folge „Das Leben als Spiel“ glaube ich, ich bin im (falschen) Film. Es geht im Wesentlichen um die künftige Menschheit, die täglich in gigantischen Fitness-Centern strampeln und Strom erzeugen muss. Sie hausen in winzigen Räumen, eingerahmt von Bildschirmen und werden permanent mit Werbung vollgedröhnt, die sie nur stoppen können, wenn sie genug „Strampelguthaben“ haben.

Diesem Hamsterrad können sie nur entfliehen, wenn sie sich ans Fernsehen verkaufen und da zum Voll-Honk machen oder in Pornos präsentieren.

Na wunderbar. Was für eine tolle Zukunft. Und genau in diesem Moment sitze ich auf dem Hometrainer und strampele …

Schönen „Tag der Arbeit“!

7) (K)ein guter Tag für Berlin ? (Gastbeitrag Hermann)

Vorwort: Ich hatte mich ja auch schon kurz zum gescheiterten Volksentscheid ausgelassen und meine Enttäuschung ausgedrückt. Soviel kollektives Unwollen. Kurz darauf flog mir folgender Vorschlag für einen Gastbeitrag von Hermann in den Kasten. Und da er am Wahltag als „abstimmungshelfende Person“ mitten im Geschehen war, gebe ich gern etwas Sendezeit ab 😉

T.

(K)ein guter Tag für Berlin ? (Gastbeitrag Hermann)

Am 26.3.23 waren die 2,4 Mio. Berliner Wahlberechtigten aufgerufen, als Volk zu entscheiden, ob Berlin bereits 2030 statt 2045 klimaneutral werden soll.

Ich habe als abstimmungshelfende Person (frühere Bezeichnung Wahlhelfer) am Tag nach der geliebten Sommerzeitumstellung ab früh 7:00 Uhr geholfen, diese Abstimmung sicher und pannenfrei durchzuführen.

Bisher wurden Volksentscheide meistens mit einer turnusmäßigen Wahl verbunden, um den zusätzlichen Aufwand gering und die Beteiligung hoch zu haben.

Diesmal aber ein extra Termin, nur für diesen Volksentscheid; man wollte die Parlamentswiederholungswahl im Februar pannenfrei erledigen (verständlich) und – meine Vermutung – die Beteiligung am Volksentscheid nicht unnötig fördern.

Denn allen war klar: das Ziel ist ein richtig ganz, ganz, ganz großer Brocken und auch mit normalen großen Anstrengungen nicht zu schaffen. (in nur 6,5 Jahren!!).

Es ging ja nicht darum, ob der Fernsehturm neu angestrichen werden soll, sondern um die gewaltigen Klimathemen unserer Zeit.

Vorweg:

ich hatte per Briefwahl und mit „Ja“ gestimmt, in der Hoffnung, dass wirklich ein Ruck durch Berlin geht (der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog hatte vor 25 Jahren einen Ruck durch Deutschland eingefordert). Wir hätten das Ziel 2030 vermutlich nicht geschafft, aber eben 2033 oder 2035 und damit etliche Jahre früher.

Über den Tag war die Besuchsfrequenz echt zäh, am Ende hatten wir nach 10 Stunden rund 170 Abstimmende begrüßen können, alle freundlich und korrekt.

Unser Wahlbüroteam waren (außer mir) alles in Wahlen schon recht erfahrene Leute, von ca. 30 bis 75 Jahre alt. Vor der Auszählung hatten wir die Vermutung, dass die meisten mit Ja gestimmt hätten, denn bei Ablehnung konnte man ja zuhause bleiben. Aber NEIN!

Die Auszählung ging zügig, völlig komplikationslos, alle Stimmzettel waren jeweils klar angekreuzt. Und der NEIN-Stapel wurde immer größer, am Ende deutlich mehr NEIN als JA-Stimmen. Das offizielle Berlin-Ergebnis ist bekannt.

Die beiden jungen Helfenden (sie Schriftführerin, er Beisitzer) waren spürbar bedrückt; ich alter Knochen konnte sie nicht trösten.

Mein Fazit: KEIN guter Tag fürs Klima, aber EIN guter Tag für die Demokratie, denn mehr als ein Drittel haben sich nach der blöden Zeitumstellung bewusst auf den Weg gemacht, ihre Meinung zu einer klaren Entscheidung abzugeben- Immerhin.

Ende Gastbeitrag Hermann

Liebe Leser, gern hier drunter kommentieren, Hermann liest mit und kann auch gern antworten 😉

Abstimmungshelfende Person. What a word!
Danke!
T.

375) Winter 22

Der Energie-Robert wünscht sich einen warmen Winter,
Obwohl seine Partei kalte Winter anstreben muss

Die AfD-Alice und ihr Tino freuen sich auf einen knackigen Winter,
Weil sie dann die Stimmung anheizen können

Der Haushalts-Christian mag kurze Winter,
Weil er dann weniger Zuschüsse zahlt
… und bald wieder Porsche fahren kann

Ähnlich der Verkehrs-Volker,
Weil es dann weniger Schlaglöcher und Zugausfälle gibt

Der Finn wünscht sich einen weißen Winter,
Aber dem Stefan graut‘s vorm Schneeschippen

Die Mia freut sich auf einen kuscheligen Winter
Und die Julia hat Angst vor der Gasrechnung

Der Schneemann braucht einen langen Winter,
Weil er sonst zum Gemüse-Snack mutiert

Ich wünsche mir einen späten Winter,
Da ich noch keine Winterreifen habe

Oleksandr hofft auf einen friedlichen Winter,
Denn der steht gerade an Ukraines Ostfront

Natalia will nur, dass der Spuk endlich vorbei ist,
mehr nicht. Nur das. Mehr nicht

308) Digitales Lernen 4 – Konzepte

Nach dem ich den Beitrag >Digitales Lernen – Teil 3 zu Beginn des Jahres veröffentlicht hatte, begab ich mich auf Netz-Recherche. Ich wollte wissen, welche Maßnahmen dazu so in der „pipeline“ sind, zumindest mal hier in Berlin. Zeitgleich gab’s genügend nicht-Corona-bedingte Anlässe, mal wieder über digitales Lernen nachzudenken: 

Zum Beispiel die Freistellung der Schüler wegen Sturm, Gebäudesperrung wegen abstürzender Dachziegel, Schulräumung wegen Bombenfund, Unterrichtsausfall wegen Weiterbildung der Lehrer oder der Prüfungen der Abschlussklassen.

Irgendwann traf ich also auf diese Seite https://www.berlin.de/sen/bjf/service/presse/pressearchiv-2021/pressemitteilung.1114887.php und habe mir dann auch die 50 Seiten Digitalisierungskonzept des Berliner Senats reingezogen. Beruflich bedingt bin ich gewohnt, so etwas zu lesen. Der Bildungsbereich hat zwar so seine eigenen Begriffe, aber ich konnte eigentlich gut folgen.

Eröffnung:
Beim Vorwort der ehemaligen Senatorin war ich noch gut gelaunt, dann wurde es aber schnell sehr hölzern. Da wurden gekünstelte Formulierung gebracht, die sich dann im weiteren Verlauf permanent wiederholten. Da schrieb man zum Beispiel über das „Lehren und Lernen mit und über Medien“. Diese Worthülse kommt auf den 48 Seiten satte 21 mal vor. Die Formulierung „Schülerinnnen und Schüler“ immerhin 66 mal, „Erziehungsberechtigte sowie außerschulisches Personal“ fast genauso oft.

Hier mal nur ein Beispiel: „Das pädagogische Personal nutzt dienstliche Lösungen (z. B. E-Mail) für die ortsungebundene, schnelle und sichere Kommunikation und Zusammenarbeit mit der Schulaufsichtsbehörde, den Schulbehörden (Schulträger), dem Kollegium, den Erziehungsberechtigten, den Schülerinnen und Schülern sowie mit außerschulischen Kooperationspartnern (z. B. Ausbildungsbetrieben bei Lernortkooperationen).“

Also auf deutsch: Endlich E-Mail für alle Lehrer!

Und dann ging es eigentlich so weiter: „Lehren und Lernen mit und über Medien integriert digitale Lösungen zur digital gestützten Gestaltung von lernprozessbegleitender Diagnose und Förderung sowie von kompetenz- orientierter Standardsicherung“.

Wieder auf deutsch: Keine Ahnung. Aber ich nehme es!

Und dann später: „Als virtuellen Raum für das Lehren und Lernen mit und über Medien in der zweiten und dritten Phase der Lehrkräftebildung sowie in den Qualifizierungsmaßnahmen des Quereinstiegs nutzen die beteiligten Akteure orts-, zeit- und geräteunabhängig eine landesweite Lehr-/Lernumgebung.“

Nun mal auf Denglish: 24/7 from everywhere on any devices!

Konkretisierung:
Im weiteren Verlauf des Dokuments werden strategische Ziele in Steckbriefe und Prozesslandkarten, Arbeitspakete und Zuständigkeiten heruntergebrochen. Das ist alles sehr detailliert und es sind sogar Datumsangaben hinterlegt. Ab Seite 26 wird aber zunehmend das Datum „tt.mm.jjjj“ genannt. Hier zum Beispiel: „Bis zum tt.mm.jjjj sind sämtliche Schulstandorte der öffentlichen allgemeinbildenden Schulen mit W-LAN ausgestattet“.

Das Finale:
Auf Seite 43 endet das Dokument dann einfach so. Kein abschließender Satz, kein „Wir schaffen das“, keine „Gemeinsame Kraftanstrengung“ nichts dergleichen. So also wäre der/die Consultant:e auf ein anderes Projekt vermitteln worden. Nicht falsch verstehen, ich will nicht auf dem Dokument herumhacken, das hat inhaltlich sicher Hand und Fuß und da waren Profis beteiligt. Nur liest sich das Papier wie eine Last. Ein nicht enden wollender Aufgabenkatalog.

Teuer, Schwierig. Komplex. Stöhn.
Was ich vermisse ist Motivation und Vision!


Mal aus dem wirklichen Leben:
Laut Informationsblatt zur Abschlussprüfung, soll das Kind bitte den Vortrag als „…PowerPoint o.Ä. (Digitale Präsentationen) im PDF-Format auf einer beschrifteten (Name) CD-Rom oder einem beschrifteten USB-Stick zum dauerhaften Verbleib …“ und so weiter.

Kind fragt: „Papa, was ist eine CD-Rooom“

Das Kind trägt also einen Supi-Dupi-Powerpoint-Vortrag auf einem USB-Stick in die Schule, die schicken Animationen darin versagen aber, weil man vor Ort nur ein „freies“ No-Name-Billo-Office zur Verfügung hat. Aber wir sind ja auch selber Schuld. Im Informationsblatt steht schließlich geschrieben, dass digitale Präsentationen im PDF-Format mitzubringen sind.

Willkommen im Jahr 2022!

 

Die anderen Beiträge der Reihe

271) Digitales Lernen 3 – Ein paar Ideen

Mit >Beitrag 1 der Reihe habe ich die Situation zum Digitalen Lernen an unseren Schulen aufgenommen, in >Beitrag 2 dann überlegt, wo eigentlich das Problem liegt. Wer beide noch nicht…

296) Corona-Lektionen 116

Zwei ganze Jahre hat uns das Virus nun schon im Griff. Die Politik, die Nachrichten, unsere Sprache. Die Daten-Krake liefert für das Wort „Covid“ stolze 5 Milliarden Suchergebnisse, das sind auf zwei Jahre gerechnet 7 Millionen Artikel, Beiträge, Videos, Posts, Tweets etc. pro Tag (!) Und nun noch dieser hier, als gäbe es aktuell nichts Wichtigeres zu diskutieren.

Ein paar Gedanken der letzten Tage:

Gemeinsamkeiten:
Aktuell geht‘s mir mit dem Ukraine-Krieg ähnlich wie mit Corona im März 2020. Etwas ungeahntes Großes rollt auf uns zu und die Nachrichten überschlagen sich. Nichts scheint mehr so wie es mal war, die Stimmung ist gedrückt, teils depressiv. Lieferketten brechen, Hamsterkäufe folgen, Engpässe werden sichtbar bzw. herbeigeredet. Die Gesellschaft muss sich verändern, es muss ein Umdenken stattfinden, das alte „normal“ gibt’s nicht mehr und ein „new normal“ muss her, obwohl wir das erste „new normal“ nach Corona noch nicht mal erreicht haben. Ähnlich wie in März 2020 wache ich morgens auf, sortiere mich gedanklich und dann dauert es nicht lange bis mir einfällt: „Shit, da war ja was.“ Tausend Kilometer von hier herrscht Krieg. Dann folgen die ersten Nachrichten, mit den Geschehnissen der Nacht und den „neuesten Zahlen“. Über den Tag bin ich dann gut abgelenkt, zum Abend fahre ich den Arbeitsrechner herunter und schaue wieder in die News. „Ja stimmt, da war ja was.“

Gegensätze:
Ein paar Dinge empfinde ich aber komplett anders. Bei Corona war mir klar, dass das Ding irgendwann beherrschbar sein würde und ich hatte leise Hoffnungen, dass danach vieles besser wird. Diesen Optimismus spüre ich gerade gar nicht. Gegen das Virus hatten wir Stück für Stück  Maßnahmen entwickelt. Wir konnten drüber diskutieren, konnten ihnen zustimmen oder sie ablehnen. Egal ob es Verhaltensregeln, Masken oder die viel diskutierten Impfstoffe waren. Egal wie man dazu stand, immerhin hatte wir etwas in der Hand. Mit diesem Besteckkasten konnte man iterativ ins Geschehen eingreifen, davon lernen, es besser machen. Man konnte sich auch mal irren, nachsteuern oder „auf Sicht fliegen“. Das ist nun deutlich anders. Jegliche Intervention muss gründlich abgewogen werden, denn wenn die daneben geht … dann … besser nicht drüber nachdenken.

Alltag:
Aber zurück zum Corona-Alltag Mitte März 2022. Der Bund zieht sich aus dem Pandemie-Management zurück und legt die weitere Entwicklung in die Hände der Bundesländer, bindet die Hände aber gleichzeitig auf deren Rücken zusammen. Ein neue Wort-Kreation betritt die Bühne. „Basisschutz“. Klingt wie eine Sonnencreme oder eine Haftpflichtversicherung für Studenten, oder? Für Berlin wollen sie wohl die bekannten Maßnahmen zunächst weiterfahren und dann aber zum 1. April wirklich auslaufen lassen. Dann gilt Maskenpflicht nur noch in Bussen, Bahnen, Pflegeheimen und Krankenhäusern. Schüler müssen sich weiterhin testen. That’s it. Kneipen, Bars und Restaurants können ohne Impf/-Testnachweis besucht werden, Einkaufen geht auch „oben ohne“ und selbst Großveranstaltungen sind ohne Auflagen möglich. 

Da muss ich erst einmal Schlucken.

Ich freue mich ja auch über weitere Lockerungen, aber ich verstehe nicht, warum man all das etablierte Besteck zeitgleich in die Tonne kloppt, obwohl es doch recht einfach im Handling, direkt wirksam und wenig freiheitseinschränkend war.

Und wenn ich gestern höre, dass Österreich die Maskenpflicht für Innenräume wieder einführt, frage ich mich, ob der Gelbanteil unserer neuen Ampelkoalition gemessen am Wahlergebnis vielleicht etwas zu dominant eingestellt ist.

Schönen Sonntag!

<— Corona-Lektionen 115

–> Corona-Lektionen 117

286) Das Backlog der Welt

In meinem Job bin ich gewohnt mit Backlogs zu arbeiten. Das sind Listen für Anforderungen an Software oder sonstige Aufgaben, die dann nach einer gewissen Prio abgearbeitet werden. Prioritäten können sich natürlich auch ändern, im Kleinen wie im Großen.

Wenn ich aktuell auf die Weltbühne schaue, bin ich angesichts dieses Backlogs nur noch enttäuscht, frustriert und niedergeschlagen.

Wo sollen wir anfangen?

War es nicht mal das Ziel, die Unterernährung zu beenden
Und die Überbevölkerung in den Griff zu kriegen?

Wollten wir nicht die Konflikte in Nahost befrieden,
Und auch die in Afrika oder Südostasien?

Müssten wir nicht auch das Thema Digitalisierung angehen
Und die Auswirkungen auf Jobs und Einkommen lösen?

Sollten wir nicht bald mal diese blöde Pandemie beenden
Und uns auf die kommenden Viren vorbereiten?

Und die Aufarbeitung der eigenen Geschichte, EU-Erweiterung, Finanzmärkte, Staatsverschuldung, Beschaffung von Wohnraum und auch mal einen Blick in manch Kirchenzimmer werfen?

Und was ist mit Umweltschutz, Energiewende, Nachhaltigkeit, Wasserversorgung, Gesundheitsversorgung in einer alternden Gesellschaft?

Was ist mit Fluchtursachenbekämpfung, Kinderarbeit, Menschenhandel, Chancengleichheit, Bildungsgerechtigkeit, Minderheitenschutz, Inklusion, Terrorbekämpfung, Abrüstung und so so vieles mehr.

Das Backlog der Welt ist so elend lang und als hätten wir nicht schon genug zu tun, werden neue Konflikte vom Zaun gebrochen und an der atomaren Abschreckung gearbeitet.

Das macht so müde.
So, müde, müde.

In diesen Tagen wünsche ich mich auf eine Insel. Ich möchte mit einem Ruderboot hinpaddeln, das wenige Gepäck ausladen und dann das Boot mit einem kräftigen Stoß vom Ufer wegtreten. Kein Radio, kein Internet. Nüscht.

Schickt einfach ein neues Boot wenn ihr fertig seid!

46) Food Print – Vol 2

Umso mehr ich mich mit der Klima-Thematik beschäftige, umso mehr denke ich natürlich auch über meinen eigenen Footprint nach. Und dann komme ich natürlich auch irgendwann beim Thema Ernährung raus, wie hier in >Blume oder Keule, > Vegetarische Salami oder >Food Print.

Kürzlich waren wir beim Vietnamesen, der auch einen stattlich veganen Abschnitt auf seiner Karte hat:

Das Hủ Tiếu Mỳ Khô Chay (Hausgemachte Nudeln verfeinert mit Banh Xeo-Soße, Wan-Tan gebacken, Tofu, Seitan, Hähnchenfleisch-Imitat, Gemüse) war schon mal sehr lecker. Da habe ich überhaupt kein Fleisch vermisst.

Bei dem Cá Chay hoăc Vịt Chay da war ich schon skeptischer. Denn da drunter stand „Knusprig gebackenes Imitat von Entenfleisch mit frischem Gemüse und Süß-Sauer-Soße, dazu Duftreis“. Ich war aber positiv überrascht. Natürlich kommt es nicht 100% an eine fettige Knusper-Ente ran, aber soll sie ja auch nicht. Es ist schon erstaunlich, was da heute optisch, geschmacklich und auch in der Textur so möglich ist. (Siehe Bild) und wir stehen da ja gerade am Beginn der Entwicklung. In dem Zukunftsroman „Der Zorn des Oktopus“ gehts am Rande auch um künstliches Fischfleisch, weil die Meere leergefischt sind. Der Vietnamese hat bereits „Imitat vom Rotbarschfilet“ auf der Karte. Abgefahren. Probiere ich nächstes Mal.

Fakt, unsere Ernährung wird sich verändern. Müssen. Soviel ist klar. Und das wird sicher nicht nur unsere Essgewohnheiten beeinflussen, sondern auch die Sprache. Ich stelle mir das später ungefähr so vor 😉

In Dialogen:

Maaaamiiii, kannst du bitte mal in mein Zimmer kommen?
Is‘ gerade schlecht, ich drucke gerade Tomatensauce.

Ding Dong.
Schatz, kannst du bitte aufmachen?
Kann gerade nicht, ich habe ein Steak auf dem Drucker.

Mhm, Mama, das war soooooo lecker.
Das freut mich Helena-Victoria, soll ich noch etwas Nachschlag drucken?

Und haben Sie etwas gefunden?
Ja, ich nehme das Hüftsteak bitte.
Gern. Und wie hätten sie es gern gedruckt? Feucht oder trocken?

Auch in Anzeigen:

Machen Sie Ihre Küchenträume war!
Mit den neuen Einbaugeräten von Hewlett-Packard, Canon, Dell und Kyocera.

Der Ratskeller sucht Mitarbeiter:
Drucker m/w/d
Feingerätemechaniker m/w/d
Systemadministratoren m/w/d

Auch im Fernsehen gibt es Änderungen:

Mälzer, Rach, Raue, Oliver, Henssler und Herrmann sind für zwei Jahre von der Bildfläche verschwunden. Sie machen eine Umschulung zum Systemelektroniker.

Aus der Kochshow „The Taste“, wird „Die Taste“ oder „Die Düse“ man ist sich noch nicht einig.

Und es entstehen völlig neue Worte, obwohl sie vertraut klingen:

Aus Kochsieb, wird Drucksieb, Siebdruck gab‘s vorher schon und ist gar nicht so weit weg.
Aus Kochbuch wird Druckbuch, Buchdruck gibt‘s seit Gutenberg.
Aus Kochgefäß wird Druckgefäß, bei hohem Gefäßdruck muss man aber aufpassen, bei Kesseldruck aber auch.

Oh man, jetzt höre ich mal besser auf….

Andere kreative Ideen? Dann gern unten drunter kommentieren und dann lesen wir das in 20 Jahren noch mal…

271) Digitales Lernen 3 – Ein paar Ideen

Mit >Beitrag 1 der Reihe habe ich die Situation zum Digitalen Lernen an unseren Schulen aufgenommen, in >Beitrag 2 dann überlegt, wo eigentlich das Problem liegt. Wer beide noch nicht gelesen hat, sollte erst einmal mit denen anfangen, sonst wird das hier vielleicht etwas viel.

Heute soll es also mit ein paar Ideen zum Digitalen Lernen weitergehen. Aber erst noch schnell großen Dank an euch für die ausführlichen Kommentare bisher!!

Bevor ich aber starte, vielleicht noch ein paar Sätze vorab:

  1. Es sollen Impulse sein, einzelne Ideen. Es ist kein fertiges Konzept, die Zeit habe ich hier nicht und würde auch das Ziel dieses Blogs sprengen.
  2. Ich schreibe die Ansätze mit Erfahrung aus vielen Jahren Teil-Home-Office und Voll-Home-Office, wissentlich dass vielleicht nicht alles auf den Bildungsbereich und (sehr) junge Menschen übertragbar ist.
  3. Zur Vereinfachung klammere ich die Diskussion um unser föderales Bildungssystem aus, denn das ist nicht zwingend Voraussetzung für Digitales Lernen.
  4. Ich werfe alle Alters-und Schulklassen in einen Topf, unterscheide auch nicht in Charakter, digitaler Affinität  oder mentaler Aufnahmefähigkeit von Kids.
  5. Um dem Ganzen etwas Struktur zu geben, hangele ich mich an den Problemfällen aus Beitrag 2 entlang, tausche aber das Wort „Problem“ mit „Herausforderung“ 😉

Ansätze, Ideen, Impulse

Herausforderungen in der Technik

Hardware/Software und deren Finanzierung
Die Kids brauchen natürlich entsprechende Geräte, keine Frage, und entweder sind die bereits zu Hause vorhanden oder sie müssen Ihnen zur Verfügung gestellt werden. Das kann über eine Leihe sein, was natürlich wieder Administrationsaufwand mit sich bringt oder man kann das vielleicht von staatlicher Weise einfacher angehen, indem man einen Digitalisierungszuschuss zum Kindergeld ab dem 5. Lebensjahr gibt. Ein Laptop i.H.v. 400 EUR und einer Laufzeit von 3 Jahren, kostet den Staat 11 pro Monat und Kind. Dann wäre die Schule aus diesem ganzen Organisationsaufwand raus und man erzeugt nicht noch zusätzlichen Overhead für Bedürftigkeitsprüfung und Abrechnung der Geräte.

Zeitgleich muss man mit Software-Firmen über lizenzfreie, vielleicht auch limitierte, Software sprechen, es gibt bereits komplett freie Office-Versionen im Netz, aber die sind in den oberen Klassen nicht ausreichend. Es muss auch im Interesse der Hersteller sein, sich hier zu beteiligen, denn das sind schließlich alles ihre Kunden von morgen. Auch dabei wäre auch nicht die Schule in der Administrationsrolle für die Updates etc, dies sollte unbedingt vermieden werden, denn die Schule hat schon mit den eigenen Geräten genug zu tun.

Netzausbau und Skalierbarkeit
In der Schule muss auch investiert werden und zwar nicht nur mit ein paar Hotspots auf dem Gang und einem Drucker im Lehrerzimmer. Lehrkräfte müssen in der Lage sein, ihren Unterricht live aus dem Klassenraum in die Kinderzimmer zu streamen. Egal ob 15 Schüler, 30 Schüler oder zeitgleich an mehrere Klassen. Die Schwächen in der Netzanbindung, so glaube ich, liegen gar nicht so sehr in den Wohnungen der Schüler, sondern eher in den Schulen.

Herausforderungen im Doing

Schwarz und Weiß
Als erstes, glaube ich, muss man dieser so polarisierenden „Distanz-ODER Präsensunterricht“-Frage entkommen. Und auch von diesem platten Statement, „Home Schooling kann niemals echten Unterricht ersetzen“. Das soll es ja auch nicht. Die Farbe muss grau, statt schwarz/weiß sein. Beides muss ineinanderfließen, nur wenn beides zeitgleich funktioniert, dann ist man flexibel und kann auch künftige Modelle andenken. Ähnlich wie in der Wirtschaft, denke ich hier ganz besonders an alternierende Modelle. Auf jeden Fall sollten die Kids in die Schule kommen, wenn es erforderlich ist und Sinn macht (z.B. bei Vorträgen, Teamwork, Klassenarbeiten, Kunst, Musik, Sport), dann aber auch selbstverständlich zu Hause bleiben können, wenn es Vorteile bietet (z.B. stille Ausarbeitung von Themen, Lesen von längeren Texten, Bearbeiten von Übungsblättern). Das bringt noch ganz andere Vorteile mit sich: Weniger Verkehr, weniger Lärm in der Klasse, mehr Konzentration, mehr Zeit.

Planung
Ich denke auch, wir werden nicht dahin kommen, dass nun jeder Schüler kommt und geht wie er lustig ist. Das macht keinen Sinn. Aber mit entsprechender Planung des zu vermittelnden Stoffs, dem Wissen um verfügbare Raumkapazitäten und Lehrkräfte, muss sowas eigentlich möglich sein. Man kann mit Zeitkontingenten arbeiten, mit Pflichtanteilen und gewisse Anwesenheiten werden indiskutabel sein. Wie schon in Beitrag 2 geschrieben, darf solche Organisation nicht analog betrieben werden, das würde jede Schul-Administration überfordern. Aber auch dafür gibt es Tools. Dann ist es möglich, dass man sich z.B. am Tag 1 für eine Art „Kick-off“ trifft und die Woche bespricht, alles erledigt was mit Kommunikation zu tun hat, sich dann für Tage 2 und 3 ins Home Schooling verabschiedet, am Tag 4 wieder zusammen kommt, um die Ergebnisse zu besprechen, Tests zu schreiben und vielleicht an Tag 5 mal zusammen auf dem Sportplatz ein paar Runden dreht oder einen Workshop macht. Und Schulklassen haben gegenüber erwachsenen Teams sogar einen vereinfachenden Vorteil. In der Regel tun Schüler die gleichen Dinge, im gleichen Takt, mit den selben Termin dahinter.

Aufgaben
Die Aufträge für die kommende Woche, zusätzlich Hausaufgaben, Projekte und Sonderthemen, nötige Materialkäufe, bis hin zur Mitbringliste für das Sommerfest, werden alle über eine App verteilt, terminiert, automatisch erinnert und auch wieder eingesammelt. Eltern haben selbstverständlich Zugriff und sehen, ob die Kids im Plan sind und können nachsteuern. Es muss Schluß sein, mit diesem e-Mail-Chaos, das ist nicht mehr zeitgemäß! Wenn all das toolbasiert läuft, erübrigen sich Papier-Stundenpläne, Anwesenheitslisten, Krankmeldungen und Entschuldigungszettel.

Hybridunterricht
Man wird vermutlich weiter über halbe Klassenstärken nachdenken, aber das macht nur Sinn, wenn die jeweils andere Hälfte von zu Hause den Unterricht mitverfolgt sonst haben die Lehrer doppelt Aufwand. Das ist sicherlich nicht einfach, die Hälfte der Klasse vor sich zu haben und die andere Hälfte in der Ferne. Das erfordert gute Moderation und Disziplin aber mit entsprechenden Spielregeln und Motivation für die Schüler, lässt sich da sicher etwas machen. Wie? Ja fragt doch auch mal die Kids!

Dezentrales Arbeiten leben
Wichtig ist glaube ich, dass wir jetzt nicht nur digitalisieren für einen möglichen Ernstfall später und bis dahin die Lösung im Schubfach belassen. Nein, diese neuen Arbeitsweisen müssen ständig gelebt werden. In guten und in schlechten Zeiten. Dann bleiben die Prozesse in den Köpfen, dann bleibt die Technik up to date und vor allen Dingen der Content aktuell. Dann sind auch weitere Ideen möglich. Schüler müssen nicht nur von zu Hause arbeiten, Schüler könnten theoretisch an „Orten mit beaufsichtigtem Lernen“ arbeiten, aber dazu braucht es dann eben keine vollwertigen Lehrer. Schüler könnten in „Junior-co-working-spaces“ arbeiten, statt zu Hause vor der Playstation zu hängen, weil der Bruder gerade den Laptop braucht. Das geht aber alles nur, wenn der Content überall verfügbar ist.

Herausforderungen im Content

Initialisierung
Es würde ein Mega Projekt werden, wenn jetzt Lehrer anfangen müssen, sukzessive die Lernwolke mit Content zu füllen und sich doch bitte vorher noch eine gute Struktur überlegen. Vielleicht kann man da die Verlage mit einbeziehen, denn schließlich haben die all den Content bereits digital und schon in einer gewissen Struktur vorliegen. Warum können Verlage nicht verdonnert werden, Seite für Seite digital in der Plattform anzubieten. Dann würden Verlage zwar langfristig nicht mehr so viele Bücher drucken, aber sie kämen in die Rolle eines Content Curators oder Content Managers, also auch hier sind es völlig neue Aufgaben, die auf sie warten.

Print vs Online
Nun wird man schnell sagen, dass man am Computer so schlecht lesen kann. Und da stimme ich auch zu, zumindest wenn es um lange Fließtexte geht. Die können ja gerne in Form von Büchern bleiben, keiner soll Goethes Faust am Rechner lesen müssen. Aber es gibt eben auch genauso viele Dinge, die müssen nicht in Buchform sein müssen z.B. Schaubilder, Abläufe, Diagramme, Tabellen. Sie machen virtuell und animiert sogar mehr Sinn und dazu auch noch Spaß! Ältere Schüler könnten sogar vielleicht wählen, ob sie Pflichtliteratur lieber als Buch oder über den e-Reader lesen wollen.

Dokumentenaustausch
Arbeitsblätter und Rechenaufgaben sollten direkt in der Lernplattform ausgefüllt werden. Dann entfallen all die Uploads und Medienbrüche, die wir heute so beklagen und Lehrer haben sogar noch einen Vorteil, weil gewisse Ergebnisse automatisch gesichtet werden können. Nicht alles lässt sich in multiple choice abfragen, logisch. Aber mit entsprechenden Algorithmen könnte man schon etwas vorsortieren oder dem Lehrer bestimmte Markierungen geben, wo er mal genauer hinschauen sollte. Keine Panik es wird sicher weiter handschriftliche Aufgaben geben, aber es gibt auch Aufgaben die sind so klar strukturiert, da hilft dem Lehrer die Sauklaue der Schüler auch nicht gerade z.B.  Bruchrechnung, Addition, Subtraktion etc. Hier könnte Technik dem Lehrer sogar stupides Korrigieren abnehmen.

Herausforderungen im System

Rollen
Das ist sicher eine größere Baustelle. Es bedarf nicht nur Technik und Organisation, sondern neuer Rollen, neuer Zuständigkeiten, neuer Wege der Zusammenarbeit, auch von den Organisatoren und Betreibern solcher Lernplattformen.

Jobs werden sich ändern, Lehrer werden nicht mehr „nur“ vor der Klasse stehen, sie werden zusätzlich Content Provider, Coach, Moderator und Präsentator. Und auch Sozialarbeiter, weil sie aufpassen müssen, dass keiner der Schüler dabei unter die Räder kommt.

Die Einkaufsstrategie gegenüber Computer-Herstellen und Buchverlagen muss komplett überdacht werden, es muss mehr Druck aufgebaut werden, damit die Beteiligten selbst in die Lernprozesse eingebunden werden, statt nur „Lieferant“ für Blech und Papier zu sein.

Change
Und zu alldem kommt der nötige persönliche Wandel bei den Beteiligten dazu. Erwartungshaltungen müssen sich ändern, z.B. die Erwartung dass alles „geschult“ werden muss, bevor man mit Werkzeugen arbeitet. Und das Selbstverständnis, dass Software und Medien von heute auf morgen anders aussehen und man nicht großartig informiert wird. So wie im privaten Umfeld.

Verzicht und Agilität
Wir müssen wegkommen von dem Perfektionismus, von dem Anspruch, die 150 % Lösung zu bauen, denn die wird es nicht geben. Dazu bräuchte man Jahre und wenn die dann fertig ist, ist sie veraltet. Auch hier muss agil gedacht werden, in beherrschbaren effektiven Schritten anfangen und dann zügig skalieren und dazu gehört auch Weglassen. Sowohl bei liebgewonnenen Ritualen, als auch im Lernstoff selbst. Stichwort „Süßwasser-Polyp“ und „Das Leben und Schaffen von Brahms“ … sorry Johannes 😉

Neues Wissen
Vielleicht bräuchte man stattdessen ein neues Schulfach zur Selbstorganisation, zum Umgang mit solchen Arbeitsweisen, nicht nur für die Zeit des digitalen Lernens an der Schule, sondern auch im Vorgriff auf die Zeit wo die Kids mal in eine Uni oder Ausbildung gehen. Denn dort arbeitet man ja schon so.

Croudsourcing
Und das muss auch alles nicht nur von Lehrkräften geleistet werden. Schüler können eingebunden werden in Reviewprozesse, sie können sogar eigene Schaubilder in der Lernplattform anbieten, wenn die besonders gelungen sind, sie können auf inhaltliche Fehler hinweisen und Computer Freaks unter den Schülern können sogar Support machen. Auch Eltern können eingebunden werden, indem sie eigenes Spezialwissen vermitteln oder wenn sie selber Material brauchen, um ihren Kindern komplexe Dinge zu erklären, die sie selber nicht mehr auf der Pfanne haben.

Fazit für heute:

Also, da ist sicher viel zu tun, aber auch soooooo vieles möglich. Manches klingt vielleicht noch etwas abgedreht und nicht jedes Kind, Alter oder Fach ist dafür geeignet. Klar muss man Kids anders bei Laune halten als Homeoffice-Angestellte, klar muss man irgendwie lösen, dass die Kids nicht nebenbei zocken, aber das schafft man auch nicht mit schwarz/weiß-Kopien von Arbeitsblättern in einem überfüllten Klassenraum mit kaputten Fenstern. Wenn Kids in der Schule möglichst wenig trinken, bloß um da nicht aufs Klo gehen zu müssen, dann sehe ich in Digitalem Lernen ein vielversprechende Zukunft.

Vielleicht lässt sich so etwas sogar schneller auf die Beine stellen, als Investitions-und Bauanträge für Sanierungen für marode Schulen durchzukriegen. Wenn ich sehe, dass ein „Behelfs“-Bau für eine Berliner Schule Jahre braucht, bis er entworfen, finanziert und gebaut ist … dann halte ich das für gar nicht so unrealistisch.

Jetzt mach ich aber besser mal Schluss.

Ich freue mich auf eine angeregte Diskussion 😉

Die anderen beiden Beiträge der Reihe:

308) Digitales Lernen 4 – Konzepte

Nach dem ich den Beitrag >Digitales Lernen – Teil 3 zu Beginn des Jahres veröffentlicht hatte, begab ich mich auf Netz-Recherche. Ich wollte wissen, welche Maßnahmen dazu so in der…

245) Das Jahr 2050 – Teil 1

Derzeit sitzen Regierungsvertreter in Glasgow zusammen und diskutieren Maßnahmen zur Einhaltung der bereits vereinbarten Klima-Ziele. Na mal sehen, was dabei rauskommt. Da ich beim Corona-Krisenmanagement aktuell noch keinen entschlossenen Willen erkennen kann, beschäftige ich mich derweil mal mit dem eigentlichen Brett, dass wir bohren müssten.

Nachdem Annuschka im Sommer mehrfach auf das Buch „Mensch, Erde!“ (Eckart von Hirschauen) eingegangen ist, hatte ich mir das dann auch beschafft und dann lag es erst einmal ein wenig herum. Es ist ja mit 500 Seiten auch ein ganz schöner Brummer und ich hatte noch ein anderes Buch zu beenden. Außerdem rennt das Klima ja auch nicht weg … dachte ich. 

Aber nun habe ich die ersten 100 Seiten gelesen, es liest sich locker und unterhaltsam, bringt aber all die gebotene Ernsthaftigkeit mit. 

Recht früh verweist das Buch auf die Website https://population.io die ich euch gern mal empfehlen möchte. Mit wenigen Klicks zeigt sie zum einen recht drastisch, wie schnell die Weltbevölkerung wächst und zum anderen, welche statistische Lebenserwartung man selber so hat. Demzufolge ist mein physisches Ende so circa. 2061 erreicht, wenn es keine Überraschungen gibt. Damit ist nun die „Hälfte rum“, oder positiv gesagt, dass Glas immer noch halbvoll. Na großartig. Kurzzeitig zumindest.

Aber da ich ja das schwere Buch beim Joggen schlecht mitnehmen kann, habe ich heute parallel mit der Hörfassung von „Deutschland 2050“ (Nick Reimer / Toralf Staud) begonnen (auch über Annuschka bei mir angekommen, DANKE). In den ersten Minuten dachte ich noch, es läuft auf einen dystopischen Öko-Thriller hinaus, aber dann wurde mir schnell klar, dass das Realität wird.

Die ersten drei Kapitel drehten sich um zunehmende Hitze & Trockenheit, dem vermehrten Aufkommen von Viren & Bakterien und der gravierenden Veränderung von Flora & Fauna. Nicht in Bangladesh, nee hier … bei uns … „Umme Ecke“ sozusagen.

Manchmal sagt man ja so salopp, dass „betreffe einen eh alles nicht mehr“ und dann „wäre man ja schon unter der Erde“.

  • Erstens, ist das natürlich sehr egoistisch betrachtet und hilft unseren Kids überhaupt nicht weiter.
  • Zweitens, sollte man sich da mal nicht zu sicher sein. Das Buch prognostiziert zwar 2050, wenn aber schon allein die Hälfte der Effekte bis 2035 eintreten, na dann wünsche ich uns allen viel „Spaß“. 

Nehmt ihr nur alle den Südbalkon, ich nehme Nord!

Ich gebe dem Beitrag mal den Zusatz „Teil 1“, könnte mir gut vorstellen, dass ich mich dazu noch mal melde.

—> Das Jahr 2050 – Teil 2