356) Glückszahl

Natürlich war mir klar, dass der „Tankrabatt“ befristet ist.
Selbstverständlich sah ich, dass die Preise in den letzten Tagen schon wieder anstiegen.
Unzweifelhaft war es meine Schlamperei, dass ich letzte Woche bei einem 1,93 EUR-„Schnäpchen“ weitergefahren bin.
Selbstredend doof von mir, dass ich nicht wenigstens noch am 31.August den Tank aufgefüllt habe.

Am 1. September, beim morgendlichen Freigang, sah ich dann die alte/neue Realität:

2,29 EUR für den Liter.

Oh ha. Also den Zwanni kann ich auch woanders versenken. Im Laufe des Tages sank der Preis dann wieder etwas und ich entschied mich dann doch zum Tanken. Denn wer weiß, wo das noch hinführt.

Die EUR-Zeile lief mehr als doppelt so schnell wie die LITER-Zeile. Der Zähler ratterte auf die 100 EUR zu und schien noch lange kein Ende zu finden. „Nee!“ brabbelte ich. „Es bleibt zweistellig! Mehr kriegt ihr nicht.“ Mit viel Feingefühl führte ich also die EUR-Zeile exakt auf 99,99 EUR und verspürte einen Sieg. Hah! Habe ich es euch gezeigt. Nicht mit mir!“

Dann latschte ich zur Kasse und es entwickelte sich ungefähr folgender Dialog:

Ich: Tach‘, Nummer 9 bitte.
Er: Macht dann jenau 99,99.
Ich: Jenau. Mehr bekommt ihr auch nich‘.
Er: Ist doch `ne Glückszahl.
Ich: Glückszahl? Für wen?
Er: Wat‘ soll‘n dit‘ jetz’ heißen?
Ich: Nüscht für unjut. Kannste ja oooch nix für.
Er: Jenau
Ich: Tschau
Er: Tschüssi
Ich: Bis bald
Er: Jo, bis denne

So, jetzt stelle ich die Karre bei mir ab und fahr‘ nicht mehr. Is‘ ja viel zu schade 😉

333) RAM-dösig

Habe ich mich neulich noch über >fahrende Batterien aufgeregt, kann ich heute gleich weiter machen. Denn dieses schwarze Ungetüm sehe ich öfter bei uns im Kiez herumstehen. Es ist ist ein sogenannter RAM eines amerikanischen Auto-Herstellers. Könnte auch aus einer Panzer-Fabrik oder U-Boot-Werft stammen.

Allein schon die Länge und Höhe dieser Pimmel-Verlängerung ist „beachtlich“. Ich kenne die Modelle da gar nicht so genau, also klicke ich mich durchs Netz und greife mir einfach mal eine Variante raus. 

RAM 1500 SLT Baujahr 2022. Ein 5,7 l V8 Motor steckt da drin, mit ihm die Kraft von 400(!) Pferden. Die Karre schluckt offiziell 12,8 Liter Sprit, wiegt 2,5 Tonnen, ist knappe 6 Meter lang und die CO2 Emissionen liegen doppelt so hoch wie bei meinem>14 Jahre altem Familien-Diesel, mit dem ich mich gelegentlich durch die Stadt schäme. 

Dieser Klops steht da, als wäre er gerade aus einer anderen Realität zu uns gebeamt worden. Oder als hätte den jemand vergessen mitzunehmen. Hier wird über Reduzierung der Individualmobilität diskutiert, die Autos sollen kleiner werden, weniger öffentlichen Raum in Anspruch nehmen und im besten Falle klima-neutral fahren und solche Trottel-Kisten kriegen eine Zulassung??

Ich meine, wenn der einem Förster in Kanada gehören würde oder den Firefighters in den Rocky Mountains, da könnte ich noch wenigstens einen Sinn drin erkennen. Aber das Monster steht mitten in Yuppie-Softi-Öko-Bio-Fair-Veggie Prenzlauer Berg und nimmt Parkplätze von 3,7 Smarts weg.

Habe ich irgend etwas verpasst? Sind in Berlin gigantische Schneemassen zu erwarten, Geröll-oder Schlammlawinen? Wird sich bald die Erde auftun, erwarten wir einen Super-Sturm? Steht es mit den Schlaglöchern der Berliner Straßen und dem Wurzelhub wirklich so schlimm, dass man solch einen Untersatz benötigt?

Kapier‘ ick nich‘.
Lächerlich
Armselig
Unnötig
Rammdösig

323) Batterie auf Rädern

Neulich kam ich an einer Ladesäule im Kiez vorbei und sah diesen riesigen weißen Blechhaufen kostbaren Strom aus der Erde zapfen. Auf dem Bild sieht dieses „Vehicle“ noch recht knuffig aus, aber ich hatte den Eindruck vor mir steht ein Schlafzimmer-Schrank schwedischer Bauart. 

Der Hersteller dieser „Innovation“ hat seinen Stammsitz im Südwesten Deutschlands, mehr will ich dazu gar nicht sagen. Eigentlich wollte ich für diesen Beitrag ein paar technische Daten diese „Dings“ aus dem Internet zu ziehen und dann mal mit meinem bald 14 Jahre alten „can be bashed“-Diesel zu vergleichen. Also Maße, Gewicht, Geschwindigkeit, CO2 Ausstoß etc.

Aber dann hätte ich mich eine ganze Weile mit E-Automodellen dieser Oberklasse beschäftigen müssen, bei denen ich erheblichen Zweifel verspüre, ob das nun der richtige Weg für die nahe Zukunft ist.

Ich bin kein Kfz-Ingenieur, kein Energieberater, kein Luftreinheitsspezialist aber, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das nun besser sein soll, als meine geliebte Familien-Kutsche. Immerhin ist die schon gebaut, das Alu wurde bereits gepresst, der Kunststoff gegossen, ich fahre mit reduzierten Tempo und versuche sie noch weniger zu bewegen. Natürlich kommt im Moment des Fahrens noch Dreck hinten raus, keine Frage, aber dieses „Monster“ dort, wurde kürzlich zusätzlich gebaut. In einer Größe, die absolut fragwürdig ist. Es hat einen schweren Akku hinten drin, dass ein Teil der Energie nur dafür draufgehen muss, diesen zu transportieren. Es wurden seltene Erden von weniger selten schlecht bezahlten Arbeitern aus dem Boden gepult, dieses „System“ nimmt noch mehr öffentlichen Straßenraum weg und keiner hat eine Ahnung, wohin mit der Batterie, wenn die mal schlappmacht. Und das alles wird dann noch steuerlich gefördert. Von uns allen. What?

Vielleicht bin ich da nicht genug informiert oder voreingenommen, mag sein. Aber kann mir mal bitte jemand darstellen, wie und wann sich das rechnet? Außer für die Autobauer, die nun ein neues Konjunkturprogramm bekommen??

Frühere Beiträge zum Thema:

257) Radio me!

Heute möchte ich den Beitrag >My Radio von Anke weiterspinnen. Sie schrieb über ihr Auto-Radio, welches sie neulich mit dem Vornamen ansprach.

In einer Welt, in der die Menschen immer mehr zum absoluten Unikat streben, zur „personalized user experience“, will ich heute mal über das Radio der Zukunft nachdenken.

Also sieben Ideen, wie ein Radio künftig sein könnte:

  1. Natürlich wird das Radio uns persönlich kennen und ansprechen. Mit Name, Geburtstag und sonstigen Daten, die wir ja freiwillig den Datenkraken in den Hals werfen.
  2. Die Musik ist selbstverständlich voll auf unsere Hörgewohnheiten und Likes in den Streaming-Diensten und Social Media-Plattformen abgestimmt.
  3. Bei den Nachrichten kommen nur Nachrichten ins Ohr, die wir auch „hören wollen“, unbequeme Details werden herausgefiltert, geschnitten und geglättet.
  4. Werbung ist logischerweise voll auf uns zugeschnitten. Unser Radio-Sender hat Zugriff auf unsere Anfragen bei Suchmaschinen und Lieferdiensten. Kennt unsere digitalen Einkaufslisten und Kurznachrichten a la „Kannst du bitte noch Brot mitbringen?“.
  5. Da wir ständig posten, dass wir „gerade losgefahren“ und dann auch „gleich da sind“, begleitet uns das Radio mit Informationen durch die Stadt. „Achtung Ampel-Ausfall in der So-und-So-Straße“ und „Nur noch 32 Brötchen und 7 Brote beim Bäcker nächste Ecke links“.
  6. Die Krankenkassen kaufen sich auf den Radio-Sendern ein und sorgen dafür, dass die Temperaturen grundsätzlich kälter angesagt werden und die Winde böiger.
  7. Die Arbeitgeber lassen unterschwellige Nachrichten an die Empfänger senden, die noch immer offline sind. „Guten Morgen Berlin, ein weiterer Start ins Homeoffice!“ oder „Millionen User-Accounts wurden gehackt, versorgen Sie sich schnellstens mit Updates“.

Wenn man das zu Ende denkt, würde das letztlich zu 80 Millionen Radio-Sendern in Deutschland führen. Kinder und Hochbetagte mal eingerechnet. Das Tuning-Rad am Gerät bräuchte man eigentlich nicht mehr, ebenso keine Speichertasten oder Favoriten, denn jeder hat genau den einen … seinen … Sender. Einfach 80 Millionen Bubbles, quasi.

Aus aktuellem Anlass: Mein Auto-Radio hat sich in die ewigen Äther-Gründe verabschiedet. Es macht nichts mehr, außer die Auto-Batterie leersaufen, was auf Dauer ein ungünstiges Preis-Leistungs-Verhältnis darstellt. Als mir die Werkstatt den Preis für ein neues Gerät recherchierte, bin ich fast umgefallen. Soll ich jetzt echt meinen Diesel verkaufen, der noch locker 100.000 km fahren würde wenn man ihn lässt, nur weil sich das elektrische Radio verabschiedet hat?

Mhm … das stimmt mich etwas nachdenklich

Frühere Beiträge zu Radio:

5) Wind of Change (Gastbeitrag Hermann)

Vorwort: Was habe ich nicht hier schon geschimpft über grün angepinselte Radwege, neue Mobilitätskonzepte und das permanente „Bashen“ meines Diesels. Da wird mir manchmal immer noch der Kragen eng, aber mir ist bewusst, dass sich Dinge ändern müssen, auch wenn es nicht immer bequem ist. Und da kam mir sehr gelegen, dass Hermann einen Gastbeitrag anbot. Aber lest selbst.

Wind of Change (Gastbeitrag Hermann)

Vor 30 Jahren sangen die Scorpions vom wind of change, der über die östliche Welt hinweg fegte. Die westlichen Freunde der Demokratie und der Marktwirtschaft waren glückselig und bekamen bei dem Song feuchte Augen – alles so schön, denn sie waren entweder Zuschauer oder Nutznießer…..und sie gehörten zu den Siegern der Geschichte.

Die Ostwelt wurde ordentlich durchgerüttelt, der deutsche Osten bekam zügig die Kopie aus dem Westen, die anderen östlichen Länder mussten ihren Weg finden in die globale Marktwirtschaft, z.T. mit Oligarchen oder sogar Parteidiktatur und Turbokapitalismus.

Vor 10 Jahren blies der Sturm scharf aus West von „hinterm Atlantik“ und brachte die globale Finanzwirtschaft ins Wanken.  Das betraf dann schon sehr viele Menschen auf der ganzen Welt.

Jetzt, spätestens nach den häufigeren Unwetterkatastrophen (im selbstzufriedenen Westen – wo anders gab´ s die aber auch), wird klar, dass wieder wind of change weht, nur diesmal sind wir alle dabei.

In wenigen Tagen gehen wir zur Wahl und sollten bereit sein für deutliche Veränderungen, auch wenn´s schwer fällt; jeder ahnt, so geht es nicht weiter, aber Änderungen mag man ja eigentlich auch nicht.

Selbst Spitzenleute, die jetzt viel im Fernsehen auftreten, sagen „wir müssen schneller werden; 6 Jahre für die Genehmigung einer Windkraftanlage sind zu viel, Ziel muss 6 Monate sein“. Die Verwaltungsmodernisierung hätten sie schon seit Jahren anschieben können, jetzt aber kommt Druck – wind of change.

Die Digitalisierung oft wird als Lösungsweg angesehen, aber eine verkrustete, m.E. über-föderale Organisation (mit vielen schönen, warmen Sesseln) kann man damit noch ein bisschen sichern, wirklich auf Drehzahl kommt sie damit nicht. – wind of change.

Berlin arbeitet an der der Verkehrswende; teilweise tauchen echt breite Radbahnen auf. Der klassische Straßenverkehr wird enger.

Die Digital Natives mit optimierter Work-Life-Balance bestellen ihren Lebensmittelbedarf per App und lassen sich das Zeug durch radelnde Kulis nach hause bringen.

Mal sehen, wann die ersten Radel-LKW zur Belieferung der hubs auftauchen. Elektro-unterstützte Minitransporter für Paketdienste habe ich schon gesehen. Man könnte doch die 8-Mann-Bierradel-Fahrzeuge umbauen, oder?

Als ganz persönlichen Beitrag zur CO2-Reduzierung habe ich mir kürzlich einen Elektro-Roller für die typischen Allein-Kurzstrecken angeschafft und fühle mich gut dabei. (3 kwh statt 10 ltr sprit pro 100 km ist schon super).

Blöd nur, dass ich als „Guter“ damit neben den Verbrennern an der Kreuzung stehe und neidisch auf den wachsenden geschützten Verkehrsraum schaue.

Ich sollte eine Petition „E-Roller auch auf Radwegen“ lostreten. – wind of change

Abschließend ein Kulturtipp zur Wahl:

Kurt Tucholsky 1930: „Ein älterer, aber leicht besoffener Herr“ by Gerd E. Schäfer – köstlich, hört mal bei Youtube rein –

– Allen eine gute Wahl! –

Ende Gastbeitrag Hermann

Kommentare? Gerne 😉

50) Postkarte aus Paris (incl. Corona, Diesel und Chemie-Unfall)

Liebe Leser, wenn ich in dieser Kategorie sonst gern über Skurrilitäten im Ausland schreibe, möchte ich es diesmal anders machen. Es wird eher ein Abriss des Drumherums.

In Kurzform:

  • Schon im dunklen Januar überlegten wir mögliche Ziele für den Sommer. Nicht nur das „Erlaubte“ sollte uns leiten, sondern auch die „Vernunft“. Die Entscheidung fiel gegen ein Flugzeug, eher für das Auto mit Ferienwohnung. Jederzeit abbrechbar. Frankreich.
  • Ende März gingen die Corona-Zahlen in Frankreich wieder deutlich nach oben, wir buchten noch eine zweite Option in Skandinavien. Für den Fall der Fälle. Strände und Dünen schienen uns zu dem Zeitpunkt realistischer als „Savoir Vivre“.
  • Mitte Juni ist auf einmal beides möglich, die Entscheidung fällt für Frankreich, in den nächsten Tagen lauschten wir auf mögliche Veränderungen bei den Franzosen. Es schien zu klappen.
  • Zusätzlich musste aber noch eine Übernachtung in Deutschland kurz vor der Grenze her, um eine Testmöglichkeit für die Kids zu haben … Einreisevoraussetzung. Auch organisiert, Test inklusive. Alles machbar.
  • Dann erfuhren wir von neuen Umweltzonen im Großraum Paris. Na großartig, das fehlte ja nun noch. Nach ausgiebigem Studium Deutscher und Europäischer Schadstoffklassen und Installation einer App … lertne ich … die Gegend wo unser Appartement liegt … nimmt daran noch nicht teil. Uff. Wir mussten nur die Anfahrt entsprechend einfädeln. Und ein Aufkleber musste her. Einer der aussagt, dass wir einen Diesel fahren und nicht in die Innenstadt fahren dürfen, obwohl wir eh nicht mit dem Auto in die Stadt fahren wollten, sondern mit der Bahn. Wieder lange Recherche, Online-Bestellung, ein paar Euro geblecht, per Post einen gelben Aufkleber der Klasse 3 aus Frankreich bekommen. Vermutlich mit einem Diesel.
  • In Frankreich erreichten uns die üblen Bilder aus Deutschland. Eine Regenflut spülte Straßenzüge weg, Häuser, Autos und Menschen. Es gibt viele Tote. Das Klima vermutlich. Etwas südlich der Gegend, wo wir vor ein paar Tagen noch über die Autobahn gegurkt sind. Hat das Einfluss auf die Rückfahrt? Recherche.
  • Zeitgleich erhielten wir Infos aus Paris, dass wir zum Besuch der gebuchten Sites ein französischen „Pass Sanitaire“ brauchen (Impfung oder Test). Anti-Gen-Schnelltests sind in der Provinz aber gar nicht so leicht zu bekommen. Wir recherchierten lange und fanden endlich ein Test-Center in Caen, was auf dem Weg lag. Online-Suche, Daten-Striptease, Terminauswahl, Bestätigungen, E-Mails, Schul-Französisch etc., p.p.
  • Stopp in Caen, Besichtigung der Burg, Zeit bis zum Test totschlagen, dann aber pünktlich zum Test-Center. Das war proppevoll … 40 Augenpaare schauten uns achselzuckend an … keine Organisation … keine Ansprechpartner, kein Check In …  DIN A4-Formulare nur in französisch. Wir sahen unsere Besichtigungen in der Hauptstadt schon platzen, entschieden uns also für die Weiterfahrt ohne Test …. recherchierten unterwegs, lasen genauer. Kinder bis 18 waren von der Regelung noch ausgenommen. Bis Ende August. Wir versicherten uns hier und da … es schien zu stimmen und war ja irgendwie ja auch logisch. Wie wollen die Franzosen während der Ferien alle ihre Kinder testen, wenn es so wenig Test-Center gibt???
    Anmerkung in eigener Sache:
    Ich habe > hier aufm Blog auch über den Abrechnungsbetrug von Test-Centern geschimpft und muss mich nun korrigieren. Wir haben wenigstens Test-Center an jeder Ecke. Besser so, als das Test-Theater in Frankreich.
  • Auf der Rückfahrt fuhren wir über den “kleinen“ Fluß namens „Erft“, den wir nun aus den Nachrichten kennen. Sieht ganz friedlich aus.
  • Bei Leverkusen türmt sich eine schwarze Wolke links von der Autobahn auf. Bloß schnell weg hier, wer weiß, was hier los ist. Wenig später war die Autobahn für mehrere Stunden gesperrt. Explosion. Wieder Tote und Vermisste …

Puhh … ganz schön viel drumherum. Da ergibt sich ein völlig neues Geschäftsfeld. Ein Begleitfahrzeug vollgestopft mit Technik für die „Mobile Travel Administration“.

 

47) E-Sharing-Wahn

Dass ich so meine Probleme mit den unzähligen bunten Leih-Rädern in der Stadt habe, hatte ich schon mal hier in >Bikesharing geschrieben. Mittlerweile kann ich denen ja wenigstens noch etwas ökologisches und sportliches abgewinnen, ABER nur wenn sie an Stationen gebunden sind. Wenn die Dinger einfach irgendwo abgestellt oder in die Büsche geschmissen werden, bleiben sie mir ein Dorn im Auge. Nix zu machen!

Aber nun wird‘s ja immer bunter:

In jeder Nacht werden neue bunte E-Tretroller in den Straßen abgestellt. Man spricht mittlerweile von 5.000-6.000 Stück in der Stadt, Tendenz steigend. Über diese Roller wurde schon vor ihrer Zulassung heftig gestritten, als es um Geschwindigkeit, Helmpflicht und Nutzungsrechte ging. Darum geht es mir aber heute nicht. Mir fehlt z.B. die Diskussion, welche konventionellen Verkehrsmittel denn dadurch weniger wurden. Haben denn all diese Spaß-E-Tretroller-Fahrer ihre Autos oder Mopeds verschrottet? Glaube ich wohl kaum. Da das Fahren der Dinger vermutlich auch noch Spaß macht und sie überall zu haben sind, wird künstlich Verkehr geschaffen, der sonst nie da war. Diese Wegstrecken wurden früher mit der Bahn oder eben zu Fuß erledigt. Die zweite Frage, die mich beschäftigt ist, wie denn die Dinger geladen und gewartet werden? Werden sie mit Diesel-LKW durch die halbe Stadt gefahren und morgens wieder aufgestellt? Das wäre eine schlechte Öko-Bilanz. Mal ganz zu schweigen davon, mit welchem Strom sie geladen werden und wie die vielen Heinzelmännchen bezahlt werden. Weiß hier jemand mehr?

Und nun kommt noch mehr oben drauf. In den letzten Tagen wurden zig Elektro-Autos in den Straßen abgestellt. Zum Beispiel 1.500 VW e-Golf ! Was soll denn der Mist nun wieder? Wenn man e-Tretroller und Fahrräder in die Büsche schmeißt, sieht das zwar übel aus, aber sie nehmen wenigstens keine Park-Plätze weg. Mit den E-Cars werden nun noch mehr Autos in die Stadt gespült und geparkt. Sollten es nicht eigentlich weniger Autos werden? Was soll der Schwachsinn? Auch hier die Fragen. Wie und wo werden die aufgeladen? Wieviele werden nachts irgendwo durch Waschanlagen geschoben, die Wasser und Chemie verbrauchen. All die Kunststoffe, Reifen und Metalle, die nötig waren, um die Autos zu produzieren. Und auch noch einmal die Frage, wieviele konventionelle Autos dafür aus dem Verkehr gezogen wurden. Weiß das jemand?

Wenn ich nur mal die Zahlen hier im Beitrag addiere, handelt es sich ungefähr um zusätzliche 7.500 Batterien! Für den Moment. Die müssen alles aus seltenen Rohstoffen hergestellt, nach Deutschland gebracht und später wieder entsorgt werden. Mir wird da echt schwindelig. Was hier im grünen Antlitz daher kommt, ist doch ökologisch eine Mega-Augenwischerei oder denke ich zu einfach? Kann mal bitte jemand aufklären?

Was soll das nur werden, wenn es irgendwann mal an jeder Ecke E-Hoverboards zum Leihen gibt? Und noch E-Segways, E-Dreiräder und E-Rollschuhe und E-Inliner und E-Skateboards und E-Tuk-Tuks und E-Rollatoren und E-Bobby-Cars und …

Wir müllen unsere Stadt mit stehendem Schrott zu und verfetten zunehmend, weil keiner mehr nur noch einen Meter läuft. Na großartig. Gut gemacht!

Anmerkung: Ich finde E-Autos sehr interessant und könnte mich selber mit einem E-Auto oder Hybriden anfreunden. Aber das was hier passiert, wirkt total planlos. Oder ist da echt ein Plan dahinter? Autos auf den Markt spülen, damit Menschen ihre alten Autos abgeben und am Ende weniger Autos auf dem Markt sind als vorher. Hääääh??? Is‘n das für eine Rechnung?

PS: mein Sohn klärte mich gerade auf, dass ein durchschnittlicher E-Tretroller in Paris ungefähr 78 Tage alt wird, häufig landen sie in der Seine. Bingo!

5) Blätterregen

Vor ein paar Tagen konnten wir ein zunächst eher unscheinbares, später dann aber durchaus unterhaltsames Schauspiel erleben. Wir folgten der B196 auf Rügen, fuhren in Richtung Ost und erreichten einen Kreisverkehr. Bevor wir in den Kreis einfuhren, liess ich noch einen orangen Pritschenwagen passieren. Das war so ein typisches Auto von den Stadtwerken, von der Stadtreinigung oder vom Grünflächenamt. Die Heckladefläche war üppig mit Laub beladen und das Laub wiederum von einem Netz bedeckt. Direkt nach ihm fuhr ich in den Kreisverkehr und folgte ihm gleich wieder in die nächste Ausfahrt. Was macht man eigentlich hier mit soviel Laub auf einem Pritschenwagen, fragte ich mich?

  • Fahren die das Laub in den nächstgelegenen Wald?
  • Gibt es vielleicht Abnehmer, die mit nassem Laub etwas anfangen können?
  • Oder muss das laut §123 Deutsches Grünabfallgesetz fachgerecht entsorgt werden?

Um so mehr der Wagen vor uns beschleunigte, um so interessanter wurde der Anblick für uns. Die Maschen des Netzes waren wohl zu grob. Die Blätter schlüpften durch die Maschen und wirbelten, glücklich über ihre wiedergewonnene Freiheit, auf der Straße vor uns umher. Das hätte ich als Blatt vermutlich auch so gemacht, wenn ich nicht wüsste, wo es mit mir hingeht. Der orange Pritschenwagen fuhr also mit 80 KM/h zielstrebig vor uns her und verlor dabei durchgehend Laub. Das Netz hing bald nur noch schlaff hinten über die Ladekante hinaus.

Beim nächsten Kreisel mussten wir uns verabschieden und fuhren einen anderen Weg. Wir wissen nicht woher der Ford wirklich kam und wo er noch hin wollte, aber Blätter würde der wohl nicht mehr abliefern. Denn die hat er bereits auf den 8 Kilometern zwischen den beiden Kreiseln verteilt. Großartig.

  • Hat der Fahrer nun seine Tagesquote an Blättern verpasst und muss noch einmal zurückfahren, um eine neue Fuhre zu holen?
  • Oder war es am Ende sogar einkalkuliert, provoziert oder eiskalt geplant, um eher ins Wochenende zu kommen?

Und warum überhaupt zum Henker, werden Blätter (Bio) mit einem Pritschenwagen (CO2 und Nox) quer durch die Landschaft gekarrt?

29) Dieselfahrverbote

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über die schlimmen Diesel-Autos berichtet wird. Da wir einen zehn Jahre alten Diesel fahren, beobachte ich die aktuellen Entwicklungen genau. Unser Auto wird in der Schadstoff-Klasse Euro 3 geführt. Also noch unter dem Standard, der aktuell im Rahmen der Diesel-Tricksereien diskutiert wird. Trotzdem hat mein Auto damals eine grüne Plakette an die Windschutzscheibe geklebt bekommen, mit der ich berechtigt bin, in die Innenstadtzone zu fahren. Das ist uns wichtig, denn dort wohnen wir. Das Auto steht aber häufig in der Garage, viele Wege erledigen wir zu Fuß oder nutzen dafür Bus und Bahn. Das ist unser Beitrag zum Umweltschutz, die Kids sollen sich auch gleich daran gewöhnen. Bei den jüngsten Diskussionen zu Fahrverboten geht es aber nicht mehr um den Umweltschutz, sondern um die gesundheitsschädlichen Emissionen unseres Diesels. Kurz und drastisch gesagt: Wir tun vielleicht Gutes für die Umwelt, aber ansonsten bringen wir Menschen um. Wissentlich. Vor ein paar Monaten kam dann die Diskussion möglicher Fahrverbote auf. Da ging es aber noch um die eh schon schwer belasteten Städte. Ein mögliches Fahrverbot in Stuttgart ging mir zunächst am Auspuff vorbei. Vielleicht auch etwas egoistisch von mir gedacht, mag sein. Dann ergaben sich die ersten Einschränkungen in Berlin. Die viel befahrene Leipziger Straße wurde kurzerhand zur „Tempo 30 Strecke“ erklärt. Unter die Tempo 30-Schilder wurden zusätzlicher Schilder mit der Aufschrift „Luftreinhaltung“ gehängt. Schon das ist eigentlich absurd, denn die Luft ist doch, denke ich, gar nicht mehr rein. Deshalb wurde die Maßnahme ja veranlasst. Was gibt es da also noch „reinzuhalten“? Eigentlich müsste auf dem Schild so etwas wie „Reinluft-Zurückerlangung“ oder „Aktuelle-Luftqualität-Erhaltung“ stehen. Aber das mag Wortklauberei sein. Viel realer sind aber die Effekte daraus. Da wo die Autos früher mit 60 KM/h im vierten Gang durchrollten, stauen sie sich nun und pusten vermutlich mit 40 KM/h im dritten Gang viel mehr Dreck in die Leipziger Straße. Die Zeit, die ein Diesel nun in dieser Straße verbringt, ist noch länger geworden. Aber diese Maßnahme war zunächst nur eine Einzellösung, mit der wir gut leben konnten. Vor einigen Wochen kam aber wieder Bewegung in die Diskussion. In den Medien hörten wir von abschnittsweiser Sperrung einzelner Straßen oder gar von Sperrung der kompletten Innenstadtzone. Bei der abschnittsweisen Sperrung, kann sich jeder ausmalen wo das hinführt. Entsprechende Auto-Fahrer nehmen die Nebenstraßen. Damit die aber nicht genauso verschmutzt werden, wird man die vermutlich auch gleich mit sperren. Wir werden also einen Schilderwald erleben und indirekt entstehen eben doch ganze Sperr-Zonen, auch wenn die Politik das aktuell noch verneint. Bei Sperrung der Innenstadtzone, hätten wir ein echtes Problem, denn die ist verdammt groß. Ist das nun auch schon wieder egoistisch von mir gedacht? Nein! Viel egoistischer finde ich, dass sich Politik, Umweltverbände und Fahrzeughersteller dieser Diskussion entledigen, in dem sie Fahrzeuge, die funktionstüchtig und von Wert sind, von der Straße verbannen. Außer Neukauf steht aktuell nichts zur Wahl. Aber allein von meinem schlechten Gewissen und von meinem innigen Wunsch, keinen Menschen mit meinen Auto-Abgasen zu vergiften, kann ich mir aber noch kein neues Auto kaufen. Will ich auch gar nicht. Das Auto ist auf unsere Familie zugeschnitten, es hat erst 150.000 km runter und wird sicherlich noch einmal die selbe Strecke fahren können. Weiterhin sehe ich nicht ein, wieso mein Auto, was oft in der Garage steht, genauso behandelt wird wie ein großer Stinker, der täglich in der Stadt unterwegs ist. Wenn der Diesel-Treibstoff doch wirklich so gefährlich ist, dann soll man doch die Sprit-Steuern für den Diesel deutlich erhöhen. Damit trifft man dann wenigstens alle Diesel-Autos. Man würde damit auch die individuelle Fahrleistung berücksichtigen und eben schrittweise alle Diesel von der Straße kriegen. Man bräuchte auch keine teuren Nachrüstungen mehr. Von mir aus, damit kann ich leben. Wenn man es schneller will, dann müssen den Herstellern halt vernünftige Tauschangebote abgerungen werden. Dann aber bitte nicht nur nach dem Schema „Alter Diesel gegen neuen fetteren SUV“, sondern etwas nachhaltiger. Warum nicht „Alter Diesel gegen kürzeren Benziner mit 25% weniger Leistung“. Da würde ich ja ernsthaft drüber nachdenken.

Frühere Beiträge zum Thema Straßenverkehr:

 

18) Tankloch

Mein Auto fahre ich nun schon seit über 10 Jahren. Trotzdem frage ich mich doch häufig, auf welcher Seite meines Autos sich das Tankloch befindet. Immer wenn ich tanken muss und dann langsam auf die ersten Tanksäulen zurolle, versuche ich mir meine eigene Eselsbrücke ins Gedächtnis zu rufen. War es „Fahrerseite“ oder „Beifahrerseite“. Mhm, beide Eselsbrücken machen irgendwie Sinn. Ich möchte aber nicht aussteigen und mir vor laufender Sicherheitskamera die Blöße geben, nach dem Tankloch zu suchen. Manchmal wird mir die Entscheidung aber abgenommen und zwar dann, wenn es nur eine freie Säule gibt, die den Stoff für unser Auto hat. Häufig steht die Säule dann aber auf der falschen Seite. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als die Pistole mit 3 Meter Schlauch über das Auto-Dach zu zerren. Wenigstens lässt sich der Tankdeckel bei unserem Auto noch mit einem leichten „Push“ öffnen. Beim Betanken moderner Mietwagen jedoch, kann jetzt schon mal schnell Ratlosigkeit eintreten. Man steht vor dem Tankloch, hat die Pistole schussbereit in der Hand und bekommt aber den Tankdeckel nicht auf. Irgendwo in den Tiefen des Fahrer-Fußraums ist vermutlich ein kleiner Schalter verbaut. Also wickelt man den Schlauch wieder zurück übers Dach und steckt die Pistole wieder in die Säule. Dann gilt es, den Kipp-Schalter im Auto zu suchen, um dann das ganze Manöver wieder von vorn anzugehen. Welcher Designer hat sich diesen Unsinn einfallen lassen? Wenn ich bei google „tank welche Seite“ eingebe, kriege ich 71.300.000 (!) Treffer, die sich damit beschäftigen. Beim Geo-Magazin finde ich aber einen vielversprechenden Tipp, wie man vom Inneren des Wagens auf die richtige Tankloch-Seite schließen kann.

https://www.geo.de/wissen/15744-rtkl-endlich-verstehen-so-erkennen-sie-auf-welcher-seite-der-tankdeckel-ist

Mal sehen, ob ich mich dann beim nächsten Mal daran erinnere.

Frühere Beiträge zum Thema Auto: