386) Rückkehr ins Büro – Teil 8

Letzter Montag war ein besonderer Tag, da ging es für mich nach Lissabon. Das liess mich deshalb nicht so kalt, weil es nach 2,5 Jahren Corona meine erste Dienstreise ins Ausland bedeutete. Die letzte dieser Art war Ende Februar 2020 nach > Bukarest, danach war … ihr wisst ja … nicht viel … außer Höhlenoffice.

Ich nahm mir vor, über die Tage zu notieren, wie sich das so anfühlt:

18.11.22, Freitag: eine Kollegin, die mitfliegen sollte, kündigt ihre Absage an, weil sie „noch“ positiv ist, eine andere fühlt sich „irgendwie“ krank und will im Laufe des Wochenendes entscheiden. Na großartig, das sind ja tolle Voraussetzungen. Obwohl ich frisch geboostert bin, mache ich mir da so meine Gedanken. Wir werden da ja schon vier Tage zusammenhocken, jeden Abend ist für Dinner gesorgt. Das wird sicher großartig, aber bei Fischplatte, Bier und Port fühlt sich das Biest eben auch pudelwohl. Ich habe keine Lust, mir das als Souvenir mitzubringen, denn zwei Dienstreisen stehen im Dezember noch an und „>mein Inder“ kommt schließlich auch noch, von Weihnachten mal ganz zu schweigen.

20.11.22, Sonntag: ich sortiere meinen Krempel zusammen, ich greife hier was, packe da was, alles noch etwas durcheinander und planlos. Mir fehlt die Übung. Irgendwann glaube ich, alles zu haben, weiß aber im Prinzip schon, dass es nicht so ist. Aber egal, ich fahre ja nicht in die Wüste.

21.11.22, Montag: Die Schlange am CheckIn ist nennenswert, aber nicht kritisch. Hinter mir stehen zwei Portugiesinnen, quatschend rücken sie mir immer wieder auf die Pelle. Ich überlege zu fragen, ob sie mich heiraten wollen. Nach der Security verziehe ich mich in eine ruhige Ecke und pfeife mir ein Stück Pizza rein. Vier Italiener schlurfen an meinem Stück Tonno vorbei. „Atchoo“ (übersetzt Hatschi!!) entfährt es dem einen lauthals und feucht. Salute! Später sitze ich am Gate, um mich herum wird gehustet, geschnupft und gerotzt. Lecker. Im Flieger werde ich die Maske aufsetzen. Schwöre, Digga!

22.11.22, Dienstag: Wir „ubern“ in die Firma. Im Meetingraum sitzen dann schon mal 30 Leute. Schluck. Bom Dia. Händchen hier, Küsschen da, gern auch zwei. Gar nicht mein Ding, auch ohne Covid. Viele der Kollegen kenne ich per Video, aber „in echt“ sehen Manche dann doch anders aus. Über den Tag wird die Bude immer voller, bis zum Nachmittag werden es locker 40, aus verschiedenen Firmen, Ländern, Standorten. Die Luft wird dick, die Fenster lassen sich nicht öffnen. Oh, oh. Ob das so gut ist? Zum Abend dann Dinner, lecker zwar, aber nahe. Und noch andere größere Gesellschaften im Raum.

23.11.22, 24.11.22 Mittwoch und Donnerstag: Beide Tage verlaufen sehr ähnlich, viel Arbeit, viele neue Gesichter, Abends zum Dinner. Menschen, Menschen, Menschen … alle herzlich, nett und gastfreundlich. Und die meisten sind mittlerweile jünger als ich, auch ein Fakt, über den ich mal nachdenken muss. 


Fazit:
Nach dem vermutlich monströsen Dinner heute Abend, geht es bald wieder heim. Es sind noch vier Wochen bis Weihnachten und ich hoffe, mir nichts eingefangen zu haben. Und wenn doch, dann war die Zeit anscheinend reif, wenn nicht, dann habe ich alles richtig gemacht, hab Schwein gehabt und war gut geimpft.

Während ich die ersten Beiträge dieser Reihe eigentlich im Spaß schrieb, scheine ich nun wieder angekommen. Zurück im Büro, zurück unter Menschen. Noch irgendwie komisch, aber irgendwie auch … gut 😉

Hier noch mal >alle Beiträge von der Rolle, beginnend April 21 … also nach dem ersten Jahr Homeoffice … ohne eine Ahnung wie das mal wohl enden mag.

<—376) Rückkehr ins Büro – Teil 7

–> 433) Rückkehr ins Büro – Teil 9

376) Rückkehr ins Büro – Teil 7

Ich hatte ja schon angedroht, gelegentlich meine stufenweise „Wiedereingliederung“ ins New Normal zu kommentieren.

Anfang August hatte es mich „endlich“ mal wieder nach München gebracht. War schon ein komisches Gefühl, nach so langer Zeit wieder da zu sein. Siehe Teil 6. Für mich war dieser München-Trip trotzdem ein Novum, denn ich bin mit der Bahn gefahren. Klingt eigentlich völlig normal und man kann sich fragen, warum ich das nicht schon immer so gemacht habe. Kurz: Lernkurve. 

Zu meiner Ehrenrettung sei aber bitte gesagt, dass eine Bahnfahrt nach München damals noch einer Tagestour gleichkam, nun wäre allerdings der Flug über den neuen Hauptstadtflughafen eben dieser Tagestrip. Also, statt mit dem Zombie-Flieger morgens hin und abends spät zurückzufliegen, streckte ich das über 2 Nächte und arbeitete auf Schienen. Somit hatte ich einen vollen Tag vor Ort und habe gleichzeitig alle meine E-Mails weggeputzt und noch Folien gepinselt. Das war früher im Flieger nicht so einfach. 

Im September war ich wieder in Franken gewesen und fand langsam zurück in meine Reiseroutinen. Allerdings ist das immer noch gespenstisch, wenn nur 30-40 % der Büro-Flächen belegt sind und das Schloss schrittweise aus dem „Dornröschenschlaf“ zu erwachen scheint. Wir saßen geordnet am Besprechungstisch, aber abends beim Dinner und nach zwei Bier rückt man sich dann doch etwas auf die Pelle.

Noch auf der Rückfahrt erhielt ich Nachricht, dass die Ehefrau eines der Kollegen, Corona-positiv sei. Na prima. Aber der Kelch ist wieder an mir vorgegangen, ich bin fit und habe im August + September knapp 200 km in meinen Sportschuhen verbracht.

Klopf auf Holz …

Das nächste Level zur weiteren Resozialisierung folgt bald. Es geht eine Woche nach Lisboa! Virus-technisch ein gefährliches Pflaster, in der Tat. Aber da ich nun Anti-Corona 4.0 intus habe, werde ich das hoffentlich überstehen. Ich werde berichten 😉 

<— Rückkehr ins Büro – Teil 6

—> Rückkehr ins Büro – Teil 8

282) Corona-Lektionen 114

Vor knapp zwei Jahren, habe ich mich mit meiner anstehenden Dienstreise nach >Bukarest befasst. Nichts Besonderes. Hinflug, Arbeiten, bisschen Sightseeing, Rückflug. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, dass es die letzte dienstliche Auslandsreise für mindestens mal zwei Jahre, wenn nicht gar noch länger sein würde. Na ja und den Rest kennt ihr ja dann. Aussetzen des Flugbetriebs, Lockdown, Höhlen-Office … etc pp.

Ein paar Gedanken der letzten Tage:

Lockerung:
Nun wird mehr und mehr über Lockerung von Anti-Corona-Maßnahmen diskutiert, konkrete Beschlüsse liegen vor. Ja, ich setze das Wort „Anti“ vor die „Corona-Maßnahmen“ denn das kommt mir manchmal zu kurz. Da wird schnell auf die „Corona-Maßnahmen“ geschimpft und gleichzeitig feiern sich „Corona-Gegner“ auf „Anti-Corona-Demos“ als Freiheitskämpfer. What? Da frage ich mich manchmal wer hier eigentlich gegen was kämpft. Ich habe mich dazu schon im November 2020 in >Corona-Lektionen 53 gewünscht, dass man doch bitte auf die Wortwahl achten sollte.

Freedom Day:
Noch so ein Schwachsinnsbegriff und da halte ich es wie die Frau Momo auf ihrem Blog. Die meisten Bundesbürger haben je in Unfreiheit gelebt und es ist ja wohl obernaiv, dass an diesem magischem Datum alle Beschränkungen fallen. Dieser Begriff suggeriert ein fortdauernde Entspannung, eine nie wiederkehrende Diskussion, eine Abgeschlossenheit, eine Zeitenwende, einen „point of no return“ und einen finalen Sieg über den Gegner. So wie in „Independence Day“ oder am „D-Day“ in der Normandie. Ich sehe unseren Kanzler schon mit Zigarre auf der Kanzel eine Jagdfliegers kleine Ringe in die Luft blasen. Vorsicht mit solchen Begriffen, sonst gibts nach der Siegesfeier einen dicken Kater im Herbst und das wird dann schwierig zu erklären sein.

Coronarer Auswurf:
Die Berliner Morgenpost schreibt am 19.02.2022 über die Raumsonde „Solar Orbiter“ und über einen „koronalen Massenauswurf“, den sie gesichtet hat. Na? Sag‘ ich doch. Es ist noch nicht zu Ende. „Coronarer Massenauswurf“. Ekelhaft. Würg. Rotz. Spuck. Flatsch.

Muskelspiele:
Ein paar Seiten weiter schreibt die Zeitung über Elon Musk, der angeblich ein Hitler-Bild auf Twitter veröffentlichte, mit dem Titel „Hört auf mich mit Justin Trudeau zu vergleichen“. Widerlich. Angeblich unterstützte Musk die Proteste der Kanadischen Trucker gegen die „Corona-Politik“. Da haben wir es schon wieder. Wortwahl. „Corona-Politik“.

Homeoffice:
Wenn alles so weiter läuft, besteht zumindest seitens Gesetzgeber ab Mitte März keine Homeoffice-Pflicht mehr. Verrückt. Soll das etwas heißen … wir könnten vielleicht wirklich … zurück ins … B … bbb …bb … orü … mhm … üro? Hilfe! Das ist jetzt aber doch etwas spontan oder? Was sollen wir denn anziehen? Sollte mal schnell ein paar Hemden bestellen, bevor die ausverkauft sind? Sind Hemden das neue Klo-Papier?

In diesem Zusammenhang möchte ich gern noch einmal die Beiträge

bringen.

Eigenlob stinkt zwar, so sagt man, aber in dem Falle nicht 😉

<— Corona-Lektionen 113

–> Corona-Lektionen 115

229) Corona-Lektionen 98

Nächste Woche öffnen BaWü und Bayern wieder ihre Schultore … und die Fenster. Ja, das „Extreme-Lüfting“ beginnt wieder und wenn das Kind die C-Karte gezogen hat und an der Fensterseite sitzen darf, kann man schon mal dicke Pullies besorgen. Aus den Lüftungs-Hoodies des letzten Jahres sind sie vermutlich schon rausgewachsen und die Luftfilter wird’s erst geben, wenn die Mars-Landung geglückt ist. Vorher hat man für solch komplexe Aufgaben keine Kapazitäten.

Ein paar Gedanken der letzten Woche:

Impfen 1
Impfen macht müde. Erst mussten wir auf den edlen Stoff warten, dann wurde er Ende letzten Jahres unter Polizeischutz über die nächtlichen Autobahnen verteilt und am 27.12.20 fand er den Weg in die ersten Deutschen Oberarme. Erst 9 Monate sind seither vergangen, der Stoff stapelt sich in den Regalen und wir diskutieren und diskutieren, wie die Impfquote im Land der Dichter und Querdenker erhöhen können. Mit Appell, Motivation und Überzeugung oder durch Druck, Sanktion bis hin zu Zwang. Wenn mich Kollegen aus Asien fragen, wie es denn bei uns so vorwärts geht, weiß ich gar nicht was ich sagen soll. Wie soll man das erläutern? Dabei fehlt es mir nicht nur an den passenden Vokabeln, sondern mir bleibt einfach die Spucke weg.

Impfen 2
Wenn ich dann sehe, wie die Dänen ihre Corona-Regeln und die nationale Ausnahme-Situation aufheben, da kann ich schon neidisch werden. Und sie machen das nicht, weil ihnen der Virus und die erkrankten Menschen egal sind, nö, sie können sich das mit einer Impfquote von schlapp 80% leisten. Nun werden wir sehen, wie sie damit durch die kalten Monate kommen, aber es zeigt doch recht eindrücklich, wie vermeintlich einfach die Geschichte doch sein könnte. Bei der großen Datenkrake suchte ich nach den Impfquoten im internationalen Vergleich. Ganz oben standen Malta und Gibraltar. Und da kann man gern schmunzeln … ja ja … Zwergstaat … is’ ja auch einfacher … klar. Mit den nächsten 8 Ländern ergab sich eine Top 10. Deutschland war nicht dabei. Ich klickte „View more“, weitere 10 wurden nachgeladen und in den Top 20 war dann schwarz-rot-gold zu finden … war aber Belgien … dann wieder „View more“ … nix … noch mal „View more“ und immerhin stehen wir am Ende der Top 40. Es ist deprimierend, ich muss das Thema wechseln, ich will den Beitrag nicht so enden lassen.

Wortwahl
Ich werfe einen Blick auf die Übersicht der aktuellen Corona-Regeln für unsere Stadt. Was für eine eigenartige Sprache … ich glaube darin sind wir aber nun aber wirklich Weltmeister. Der Begriff „Körpernahe Dienstleistungen“ klingt ja schon bizarr, aber lädt immerhin zu Phantasie ein. Beim Terminus „Prostitutionsbetriebe und Bordelle“ kann es einem schon wieder gleich vergehen. Das klingt nach Groß-Schlachterei und man benötigt dort ein „Hygienekonzept, Termin, FFP2-Maske und Test*“, das kleine Sternchen ist weiter unten erläutert. Schüler müssen keinen Test mitbringen. Erleichterung. Schön sind auch „ Tanzlustbarkeiten im Freien“ und „allg. Erwachsenenbildung, Musik-, Jugendkunst-, Jugendverkehrs-und Gartenarbeitsschulen“.

Herrlich!
Schönen Sonntag
T.

<— Corona-Lektionen 97

–> Corona-Lektionen 99

215) Rückkehr ins Büro – Teil 2

Manche von euch waren schon wieder mal im Büro, bei meinem Brötchengeber ist das noch kein Thema. Also bleibt mir nur der Blick in die Glaskugel und das Mutmaßen, wie es denn so wäre. Kürzliche Wortwechsel mit Anke und Belana Hermine inspirierten mich für einen zwinkernden Fortsetzung von >Rückkehr ins Büro.

Also … wenn wir mal wieder ins Büro kommen … dann …

  • stehen wir zunächst ratlos vor dem Kleiderschrank. Die Klamotten, die da hängen, sind schon über zwei Jahre alt. Kann man post-coronär noch Streifen, Punkte oder Karo tragen? Oder trägt man nun lebenslang Home-Hoodie und Schlappen? Besser wir wählen ein zeitlos hellblaues Hemd
  • müssen wir unseren Sitzplatz über eine App buchen, so wie einst den Platz im Kino. Die App wird uns Arbeitsplätze vorschlagen, belegte Plätze werden aber anonym angezeigt, so dass jeder mal neben „Knoblauch-Ulf“ oder „Quassel-Biggi“ sitzen muss
  • torkeln wir aufs Firmengelände zu, erwarten uns große Wegweiser, Anzeige-Tafeln, Warte-Bereiche,  Quarantäne-Zonen, Sicherheitsschleusen, Temperatur-Scanner und über Lautsprecher werden die neuen Spielregeln verkündet. „Achtung, Achtung … hier spricht die Firmenleitung! Wir erwarten alle Rückkehrer_Innen pünktlich 10:00 Uhr zum Appell im Innenhof!
  • haben wir dann endlich unseren Sitzplatz im Großraum-Stall gefunden, fühlen wir uns sofort unwohl und beobachtet. Wir brauchen etwas im Rücken. Wir überlegen, morgen das Rennrad, den Wäscheständer oder unser verkramtes Bücherregal mitzubringen
  • in persönlichen Gesprächen mit Kollegen fremdeln wir total. Wir kriegen es einfach nicht hin, ihnen in die Augen zu schauen. Stattdessen suchen wir ständig die Kamera, die sich die letzten 1,5 Jahre ungefähr 4-5 cm über deren Stirn befand
  • zum Mittag stehen wir völlig verloren in der Kantine. Überfordert von all den Speisen, suchen wir mit der Minuten-Terrine in der Hand die Mikro-Welle und hoffen verzweifelt, dass sie baugleich mit dem heimischen Modell ist. Piep. 2 Minuten. Bing. Mittag!!!!!.
  • nach dem Essen, gehen wir mehrmals vor die Tür, weil wir die Freunde der letzten Monate vermissen. Der Zoltan von Hermes, der Pete von Amazon oder auch der nette Klaus von DHL. Wo bleiben die heute nur, es ist doch schon nach 13:00 Uhr?
  • gegen 14:00 Uhr geht uns der Büro-Lärm so sehr auf die Ketten, dass wir uns verabschieden. „Macht‘s gut, ich fahre jetzt nach Hause zum Arbeiten!“

So oder so ähnlich wird’s wohl werden, oder 😉

<— Rückkehr ins Büro – Teil 1

–> Rückkehr ins Büro – Teil 3

211) Corona-Lektionen 90

Draußen ist Hochsommer, die Stadt stöhnt bei 36°C. Das Virus stöhnt auch. Sehr gut. Soll es stöhnen, soll aus austrocknen und uns bitte seine buckelige Variantenschaft vom Hals halten.

Ein paar Gedanken aus der letzten Woche:

Einzelhandel:
Letztes Wochenende war ich mit dem Stammhalter im nächsten Shopping-Center. Aber so richtig prickelnd war das nicht. Knapp ein Drittel der Läden war gar nicht mehr da bzw. durch eigenartige Dienstleistungen besetzt. Bei der Schwedischen Klamotten-Schleuder standen sie ewig an, in der Fress-Etage informierten Schilder, dass der Sohn zwar sitzen und schlemmen darf, ich aber nur, wenn ich meinen Impfstatus nachweisen könnte. Konnte ich aber nicht, das gelbe Heft der Freiheit lag zu Hause. Schilder sind geduldig. Also besorgte ich mir was zu futtern und setzte mich dem Junior gegenüber an den kleinen Tisch. Nur wir zwei. Unbedenklich für das nationale Infektionsgeschehen. Notfalls würde ich mich auf meine Fürsorgepflicht berufen, wenn irgendjemand etwas wollte. Wollte aber keiner.

Selbsttests
Als die Selbsttests endlich in die Supermärkte kamen, waren die Dinger nur an der Kasse zu haben, für knappe 5 EUR pro Kit. Zwei Packungen gab’s pro Einkauf, wenn es sie überhaupt gab. Diese Bückware der Neuzeit vermittelte Hoffnung auf rückkehrende Freiheiten. Der Begriff Selbsttest tauchte zum ersten Mal am 27.03.21 bei mir aufm Blog in Corona-Lektionen 76 auf und wir bestellten auch ein paar Kits, um für die anstehende Veränderung in der Pandemie gewappnet zu sein. Vor ein paar Tagen vernahm ich die Radio-Werbung einer Drogerie-Kette. „Corona-Selbsttests für nur 80 CENT, weil uns ihre Gesundheit am Herzen liegt. Keine Mengenbeschränkungen. So lange Vorrat reicht.  Aha. Und was ist  mit den 4,20 EUR Differenz die wir pro Stück hingelatzt haben? Lagen die euch auch am Herzen? Egal. Besser so also anders herum

Nähe:
Die kleine Omma wurde 101 und durfte dazu sogar das Heim verlassen. Ja, in die Öffentlichkeit! Ja, sogar zum Italiener, Open Air natürlich. Eine schöne Gelegenheit, die Familie nach langer Zeit mal wieder auf einem Haufen zu sehen. Und man merkt dabei auch deutlich, dass wir mittlerweile alle einen kleinen Corona-Dachschaden haben. Zunächst begrüßt man sich unsicher. Umarmen? Oder vielleicht doch besser Faust, oder Ellbogen? Tischplatte klopfen? „Ich mach’ mal so“? Was ist nun angemessen, was ist der neue Standard? Was geht, was besser noch nicht? Und kaum hatten wir uns gesetzt, folgten die Corona-Dialoge. „Na, schon geimpft? Wie ist es euch so ergangen? Homeoffice, Kurzarbeitergeld, Homeschooling, Impfausweis … trallalala … “ … das ganze Programm also noch einmal.

Bin gespannt, über was wir nächsten Sommer so reden.

Schönen Sonntag
T.

<— Corona-Lektionen 89

–> Corona-Lektionen 91

209) Corona-Lektionen 89

Die Radtour fällt buchstäblich ins Wasser, aber das verschafft mir etwas Zeit für einen weiteren Beitrag über das blöde Virus und was es so mit uns macht.

Ein paar Gedanken der letzten Tage

Freiheiten
Eine Einschränkung fällt nach der anderen. Kaum ist eine Lockerung zu mir durchgedrungen, überlege ich, was ich damit nun anstelle. Aber da ist die Information schon wieder veraltet und es geht schon wieder etwas mehr. Ich find es echt krass, wie sehr wir in 7 Monaten gelernt haben zu verzichten und bin mit den neuen Freiheiten auch leicht überfordert. Aber Stück für Stück entdecken wir sie zurück. Zum Beispiel letzten Dienstag mit Freunden beim Griechen. Es gab Wein, Gyros und Tsatsiki in ordentlichen Mengen. Es fühlt sich noch sehr ungewohnt an und ich hatte das Gefühl, das nun besonders genießen zu müssen, denn wer weiß was im Herbst wieder auf uns wartet.

3G
Auch wenn wir sonst gern über das mobile Netz in Deutschland schimpfen und uns bereits auf 5G freuen, scheint 3G dieser Tage völlig ausreichend. Getestet, Geimpft oder Genesen. Aber selbst das ist gar nicht mehr unbedingt notwendig. Ich wollte heute endlich mal wieder in den Baumarkt (letztes Mal Mitte November !), checkte aber vorher noch mal die Regeln dort. „Dieser Markt hat ohne Test und Einkaufstermin für alle Kunden geöffnet. Wir freuen uns auf ihren Besuch.“, stand auf der Homepage. Und Tatsache, die Türen standen offen, die Gänge waren luftig leer und die Abteilungen waren noch an ihren alten Plätzen. So wie „damals“ in 2020. Zum Glück haben sie während des Lockdowns nicht noch umgeräumt, dann wäre ich völlig verloren gewesen.

Events
Auch Veranstaltungen scheinen wieder möglich. Nun bin ich ja wahrlich kein großer Fußball-Fan, aber als gestern die Italiener im Stadion ihre Nationalhymne schmetterten, stand mir PiPi in den Augen.

Stringiamoci a coorte,
Siam pronti alla morte,
Siam pronti alla morte,
L’Italia chiamò

Puhhh, was für Zeilen. Die geballte Kraft der Stimme, die vielen Menschen im Stadion und aber natürlich auch das Wissen, wie der blödes Virus dort gewütet hat. 

PS: Vor einem Jahr habe ich >Corona-Lektionen 32 zum Thema „New Normal“ geschrieben. Passt bestens in die aktuelle Zeit.

Also, genießt die Möglichkeiten, aber übertreibt‘s nicht gleich wieder!

<— Corona-Lektionen 88

—> Corona-Lektionen 90

208) Corona-Lektionen 88

Ich habe meine 64. oder 65. Höhlen-Office-Woche abgeschlossen. Genau kann ich es gar nicht sagen, ich habe auch keine Lust die Wochen noch einmal genau abzuzählen. Is’ ja eigentlich auch Wurst. Im besten Falle gegrillt, denn das Wetter ist bombig.

Mathe:
In den letzten Monaten haben wir alle ungewollt Auffrischung in Mathe bekommen. Entweder weil wir unserer Brut die Bruchrechnung, Flächen und-Volumenberechnung erklärt haben oder selber endlich das exponentielle Wachstum verstanden haben. Kaum gibt’s mal ein Beispiel aus der Praxis, schon geht’s doch. Aktuell erleben wir das Gegenteil von exponentiellem Wachstum. Wie nennt sich das eigentlich? Exponentielle Schrumpfung? Meine Güte, is’ ja ekelhaft. Das klingt ja wie eine Krankheit. Guten Tag Herr Doktor, ich glaube ich habe exponentielle Schrumpfung. „Na, dann machen Sie sich mal frei.“

Kurve:
Die Kurve wird nicht nur allmählich „flat“, nein sie fällt deutlich und man kann es kaum glauben. Wäre es der DAX stünden wir vor dem Herzinfarkt, wäre es der eigene Puls, erschiene ein helles Licht und ein Notarzt würde „Bitte treten Sie zurück“ rufen. Was gibt’s sonst noch so für Kurven, deren Fallen uns Deutsche so verzücken? Arbeitslosenzahlen? Bratwurstpreise? Überstunden? Bierpreise? Mieten? Super?

Freiheit:
Ungeahnte Dinge werden auf einmal möglich. Biergärten, Kneipen und sogar Hotels reissen die Dornenbüsche von den Toren und gewähren dem Volk mit Begehr testfreien Einlass. Am Himmel sehe ich mehrere Kondensstreifen kreuz und quer gezogen. Sind das Eingewöhnungsflüge der Piloten oder fliegen Menschen schon wieder durch die Gegend? Aus München erreichen mich Bilder vom überfüllten Marienplatz, die Menschen alle oben ohne. Und was mache ich nun mit dieser Freiheit? Was essen gehen? Ein bisschen shoppen? Nach einem halben Jahr mal wieder in den Baumarkt fahren?

Ich bin völlig überfordert!

Bei der Gelegenheit erinnere ich gern an meinen Beitrag > Postpandemische Belastungsstörung am 14. Juni 2020 geschrieben, aus der Sicht von heute. Lesen! Is’ jut.

Schönen Sonntag
T.

<— Corona-Lektionen 87

–> Corona-Lektionen 89

204) Corona-Lektionen 85

Ist da draußen eigentlich noch Mai oder schon Oktober. Schwer zu sagen. Aber alle sprechen über die Sommerferien, also muss demzufolge ja Mai sein.

Ein paar Gedanken der letzten Tage:

Öffnungen
Gestern krochen wir aus dem Höhlen-Office und trafen ein anderes Höhlen-Pärchen in einem hippen Stadtpark mit 49-er Inzidenz. Geblendet von Frühlingssonne und Multi-Kulti-Testosteron, waren unsere Schritte dort noch etwas ungelenk. Schnell trafen wir auf einen frisch wiedereröffneten Biergarten, dessen Eingang mit zig Verhaltensregeln beschriftet war. Registrierung per App, Corona-Test (max 24h alt), etc. Wie ein paar verpickelte Teenager standen wir also vor dem Tor und waren unsicher, ob wir denn „da schon rein dürften“. Völlig vergessene Gefühle des „Verbotenseins“ und des „Erwischtwerdens“ meldeten sich aus der Bauchgegend. Halbgeimpft und ungetestet, aber auch Freiheitsliebend und durstig, fassten wir aber Mut und schritten selbstbewusst auf die Schenke zu. Wenig später saßen wir mit Faßbier und Premium-Veggie-Pizza in der Kreuzberger Sonne und sprachen über die Zeit seit unserem letztem Treffen im Oktober. Nicht ganz korrekt, mag sein, aber richtig und wichtig! Liebe Grüße an der Stelle!

Reisen
Sonne, Urlaub in der Ferne … hätten alle mal gerne. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht irgendeinen Newsletter mir Reisebezug kriege. Die Staatslinie der Österreicher verspricht mir „Frizzante und einen g‘schmackigen Schwammerlgulasch“, eine „zünftige Brettljause“ oder gar einen „Apfelstrudel“ über den Wolken. Beim deutschen Meilensammler kann ich bis zu „40% sparen und ab 18.000 Prämienmeilen Hin-und Rückflüge buchen“. Im Reisezeitraum 2021 erhalte ich sogar „doppelt soviele Statusmeilen wie bisher“. Aber welches „bisher“ meinen die eigentlich? Das “bisher“ der letzten 15 Monate oder das „bisher“ vor Corona?

Indien
Während wir uns die Augen reiben, wie zügig die Zahlen nun runtergehen, sieht‘s anderswo auf der Kugel noch sehr schlimm aus. Ich bin täglich mit Kollegen aus Indien in Kontakt und pflege auch private Kontakte in den Subkontinent. Mangelnde Versorgung mit Krankenhausbetten und Sauerstoff, überforderte Verbrennungsstätten, hohe Neuinfektionen … und die hohe Dunkelziffer von der doch alle ausgehen. Übel. Nun könnte man meinen, ist doch egal, ist ja weit weg und solange der Indische Food-Fahrer mit dem lustigen Turban noch die warmen Pizza-Kartons vor die Tür stellt ist hier doch alles prima. Denkste! Es ist eine „Pan“demie, dass heißt sie muss auch „pan“bekämpft“. Wer denkt, „nach Indien und Afrika wollte ich eh nicht reisen“, der hat zu kurz gedacht und wir werden auch in Europa das Virus nicht so schnell los.

Ich muss Schluß machen, denn der Sohn ruft. 

„Papaaaaaaaa, du glaubst es nicht! Da sind Menschen im Stadioooooooooon“

Schöne Pfingsten … und übertreibt‘s nicht!
T.

<— Corona-Lektionen 84

–> Corona-Lektionen 86

202) Corona-Lektionen 84

Hah! Unser Kiez ist deutlich unter 50. Nein, nicht nur vom Durchschnittsalter her, sondern auch von den Neuinfektion auf 100.000 Einwohner gerechnet. Bevor die neue Arbeitswoche im Höhlen-Office startet, hier noch ein paar Gedanken der letzten Tage.

Tja, wie ging nun die Inzidenz so deutlich runter?
Haben wir uns so diszipliniert heruntergearbeitet? Durch Vernunft, Verzicht und nächtliche Ausgangssperre? Lag es daran, dass die gebürtigen Schwaben und Bayern über’s lange Wochenende nach Hause gefahren sind 😉 Aber wäre die Inzidenz dadurch nicht eigentlich sogar höher, weil gar nicht 3,5 Mio Einwohner in der Stadt waren? Oh, oh …, zu früh gefreut? Oder hat diese böse Regierung vielleicht doch heimlich Impfstoff ins Trinkwasser gekippt? Oder entwickelte das Bundeswetterministerium das ideale Anti-Corona-Wetter für uns. Schwedischer Sonne-Wolke-Mix bei 13°C für die nächsten 30 Jahre? Oder hat das Virus einfach keinen Bock mehr. Würde ich verstehen, ist ja auch anstrengend so eine Pandemie.

Und warum kennt mein Schreibprogramm immer noch nicht den Begriff „Inzidenz“ und unterstreicht ihn ständig rot?

Impf-Schummel
Man liest von Schummelei und Dokumentenfälschung. Wundert mich alles nicht und da soll mal keiner so erstaunt tun. Die miese Dokumentationsform der erfolgten Impfungen, muss man noch mal aufs Brot schmieren. Da war nun wirklich genug Zeit, sich etwas Vernünftiges einfallen zu lassen. Vielleicht sollten sie mal bei Fluggesellschaften, Kinobetreibern und Bonuspogrammen anfragen, wie man so etwas macht. Aber nein, wir wedeln mit einem gelben Büchlein durch die Außen-Gastro und erbitten Einlass. Ich warte auf die ersten Datenschutzdiskussionen, ob der Kellner die anderen Impfungen im Buch überhaupt sehen darf. Aber obwohl, da könnten sie dann ja auch einen Service draus machen. „Ihre Lasagne kommt sofort, aber sagen sie mal … ihre Tetanus müssten sie auch mal wieder auffrischen“.

Lockerung
Zeit für eine paar Lockerungsübungen! Bei dieser erfreulichen Entwicklung der Zahlen, fragt sich bestimmt jeder dieser Tage mal, was er/sie denn gern machen würde, wenn der Spuk mal beherrschbar wird, oder?

  • Mal irgendwo gemütlich sitzen und etwas essen? Sich nicht ständig von der Fläche vor dem Lokal vertreiben lassen? Den Döner nicht an einer zugigen Häuse-Ecke herunterschlingen und die Kanton-Ente nicht in Kunststoffverpackung nach Hause tragen? 
  • Lust auf einen Kino-Besuch? Einen Blockbuster mit Überlänge und eine Schüssel Nachos auf dem Schoß. Mit Käsesauce und Jalapeños? 
  • Oder mal eine chillige Wiedersehens-Party veranstalten? So wie schon hier im letzten Mai in Corona-Lektionen 26 geschrieben.
  • Mal wieder einen Laden betreten, dessen Fenster nicht mit Verhaltensregeln zugeklebt sind? Sondern wo einfach ein einziges Schild die Eingangstür ziert: 

„OFFEN“

Ach ja … wie schön … aber mit Geduld bitte.

Schönen Sonntag noch
T.

<— Corona-Lektionen 83

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